Heißt das, dass gutes Aussehen von Produkten auf lange Sicht unwichtig wird?
Nein, denn diese Dinge sind lediglich ein Ausschnitt. Wir erleben derzeit beispielsweise auch ein Revival der Fahrräder. Was da an neuer Gestaltung auf den Markt kommt, ist sensationell. So wird es immer Produkte geben, die sich der Uniformität entziehen, weil sie mindestens zu einem Teil mechanisch sind, sich also nicht in das digitale Internet der Dinge einbinden lassen oder lassen wollen. Bei Smartphones sehen wir, dass es Apple gelingt, sich durch Materialwahl und die entsprechende Haptik nach wie vor zu unterscheiden. Aber je weniger Parameter für die Gestaltung zur Verfügung stehen, desto schwieriger wird es für die Produkte sein, sich zu differenzieren. Die Aufgabe für Designer wird also komplizierter.
Brauchen Designer daher künftig andere Qualifikationen als bisher?
Drei Fragen an den Schuhdesigner
Das ist einer der zentralen Punkte in der heutigen Situation. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren hatten viele Gestalter auch ein Ingenieurstudium absolviert. Durch den Personenkult um Designer in den Lifestylemedien hat der Beruf eine hohe Attraktivität gewonnen. Die Studiengänge haben aber nicht zwangsläufig mit der technologischen Entwicklung Schritt gehalten. Design wird im Studium oft auf Ästhetik reduziert. Der Designer der Zukunft muss sich aber auch sehr gut mit Informationstechnologie auskennen. Er muss wissen, welche Standards existieren.
Müssen dann auch die Juroren von Designpreisen wie dem Red Dot neue Kriterien entwickeln?
Nein, denn es geht immer um die optimale Gestaltung, damit der Nutzer die Produkte einfach anwenden kann. Diese Gegenstände müssen in unser Leben integrierbar sein. Wir beurteilen also auch jedes IT-Gerät danach, wie gut die Qualität der Funktion ist. Ein Produkt, das nicht vernünftig funktioniert, fällt damit auch im Design durch. Die Designebene verlagert sich aber.
Was meinen Sie damit?
Es geht um das Interface, also den Bereich, in dem der Mensch das Gerät benutzt. Das ist in vielen Fällen inzwischen ein Display oder die App im Smartphone. Die interaktive Funktion muss gestaltet werden – und das ist die Herausforderung für den Designer. Für die Juroren heißt das zum Beispiel, dass alle eingereichten Produkte so weit unter Strom sein müssen, dass wir sie in Betrieb nehmen können. Wir bewerten auch die Benutzerführung der App. Wir erwarten künftig sogar noch mehr Nutzerfreundlichkeit. Wenn die Geräte sich schon selber steuern, dann sollen sie möglichst auch unsere Wünsche kennen – und sie uns im Idealfall von den Augen ablesen.