Wer prüft das Handy?
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) prüft alle Telefone, die von Regierungsmitgliedern genutzt werden. Bestanden hat nun das Telekom-Smartphone mit der Bezeichnung „SiMKo 3“ auf Basis des Samsung Galaxy S3. Damit ist es offiziell für die Geheimhaltungsstufe „Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch“ freigegeben.
Was wird genau gecheckt?
Vor allem testet die Behörde, wie abhörsicher die Geräte sind. Vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse rund um den US-Geheimdienst NSA wird das Thema besonders sensibel behandelt, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert. Der NSA ist es nach jüngsten Medienberichten möglich, nahezu alle sensiblen Informationen eines herkömmlichen Smartphones auszulesen, etwa Kontaktlisten, den SMS-Verkehr, Notizen und Aufenthaltsorte seines Besitzers.
Wie wird das Smartphone sicher?
Alle Details verrät die Regierung natürlich nicht. Klar ist nur, dass bei den Regierungs-Handys für die Abschirmung der sensiblen Daten ein abgeschotteter Bereich mit einem eigenen Betriebssystem eingerichtet wurde. Der soll nach Darstellung der Telekom und des BSI abhörsicher sein. Eine sogenannte Kryptokarte verschlüsselt alle Daten auf dem Gerät. Zudem lassen sich die Daten aus der Ferne löschen. Zusätzlich werde in den kommenden Monaten der Behörden-Standard SNS (Sichere Netzübergreifende Sprachverschlüsselung) entwickelt.
Außerdem kann der „SiMKo“-Nutzer zwischen dem sicheren Modus für die dienstliche Kommunikation und einem offenen Bereich für das Surfen im Netz wechseln. Bisher mussten Geheimnisträger in Deutschland auf zwei verschiedene Geräte fürs sichere Telefonieren und die mobile Internet-Nutzung zurückgreifen.
Merkregeln für sichere Passwörter
Zugegeben, „Password“, „12345“, „qwert“, „0000“ oder der eigene Name sind leicht zu merken. Trotzdem sollte sich, wer eine dieser Zeichenfolgen als Zugangscode für das Konto, den Computer oder die Kreditkarte gewählt hat, schleunigst Gedanken über sicherere Alternativen machen. Denn viel leichter kann man es Hackern kaum noch machen.
Doch selbst ein schwacher Schutz ist besser als gar keiner. Aktivieren Sie deshalb am Mobiltelefon neben der PIN-Abfrage der SIM-Karte auch den Passwortschutz des Gerätes selbst. So wird nicht nur die SIM, sondern auch das Mobiltelefon für Diebe unbrauchbar. Prüfen Sie zudem, ob die Passwortabfrage in Ihrem heimischen schnurlosen Funknetz (WLAN) aktiv ist. Sonst surfen Fremde kostenlos mit.
Vermeiden Sie es, identische Passwörter für mehrere Zwecke zu nutzen. Wer im WLAN-Netz eines Cafés den gleichen Zugangscode zur Abfrage der E-Mails verwendet wie daheim für Zugriffe auf das Online-Bankkonto, handelt fahrlässig. Denn die Codes werden über Funk meist unverschlüsselt übertragen. Sicherheitsexperten empfehlen, wenigstens drei unterschiedlich komplexe Schlüssel für unterschiedlich sensible Anwendungen einzusetzen. Wichtig: Wenn die Gefahr besteht, dass ein Passwort bekannt geworden ist oder gar geknackt wurde, tauschen Sie es sofort aus.
Auch bei Passwörtern gilt: „Viel hilft viel“. Je länger und komplexer die Codes sind, desto sicherer sind sie. Je weniger Systematik und Semantik in ihnen steckt, desto besser. Vor allem der Einsatz von Sonderzeichen wie §, &, $ oder @ steigert die Zahl der Passwort‧alternativen enorm. Leider nur sind diese Schlüssel auch schwerer zu merken.
Reine Zahlencodes wie Handy-, EC- oder Kreditkarten-PINs geraten im alltäglichen Informationswust allzuleicht in Vergessenheit. Sie lassen sich besser merken, wenn Sie diese mit emotional relevanten Fakten assoziieren – und die voreingestellten Codes der Karten entsprechend umprogrammieren. Vergessen Sie Ihr Geburtsdatum, das recherchieren Datendiebe im Zweifel auch. Wie wäre es aber mit dem Tag, an dem Ihr Lieblingsverein zum letzten Mal Meister wurde, Sie Ihr Diplom gemacht oder die Ausbildung abgeschlossen haben? Darauf kommt keiner – und Sie können es zur Not sogar nachschlagen.
Sicherer als reine Zahlen-PINs sind Kombinationen aus Zahlen und Buchstaben. Sie haben am 31. März 89 geheiratet? Lesen Sie im Wechsel die Buchstaben von hinten, die Zahlen von vorn: „3z1r8ä9m“ ist schwer zu knacken, für Sie aber leicht zu merken. Mischen Sie die letzten vier Zeichen des Geburtsorts der Mutter und des Geburtsdatums des Vaters und lesen sie beides rückwärts. „h1c4i0r1“ errät niemand – Sie müssen sich lediglich die Systematik merken.
Merken Sie sich statt vieler Zahlenfolgen nur eine, mit dem Sie alle anderen verschlüsseln. Die können Sie dann sogar im Adressbuch notieren. Wählen Sie ein Wort, bei dem sich in den ersten zehn Buchstaben keiner wiederholt, zum Beispiel „Aktienkurs“, „Herbstwald“ oder „Blumengruß“. Ersetzen Sie die Ziffern Ihrer PIN durch die an der entsprechenden Stelle Ihres persönlichen Schlüsselwortes stehenden Buchstaben. Bei „Herbstwald“ würde aus „4735“ der Code „bwrs“, aus „901628“ das neue „ldhtea“. Für Sie ist der Weg zurück ein Leichtes. Doch wer Ihr Geheimwort nicht kennt, hat kaum Chancen, die ursprüngliche Zahlenfolgen zu rekonstruieren.
Zumeist sind PINs und Passwörter relativ kurz. Wer – etwa bei der Wahl des Zugangsschlüssels für das WLAN-Funknetz, aber auch beim Start des PCs – die Möglichkeit hat, kann auch statt weniger Zeichen viele Buchstaben verwenden und sich einen Satz mit einem starken persönlichen Bezug merken: „Wedeln_im_Tiefschnee_ist_mein_Traum“ weiß ich sogar im Tiefschlaf. Sie finden sicher Ähnliches.
Sehr sichere – aber deutlich kürzere – Codes lassen sich mithilfe von Sätzen oder den Titeln Ihrer Lieblingsbücher, -bands oder -hits bilden. Aus den ersten Buchstaben von „Seit 10 Jahren schnorchele ich vor Hawaii“ wird dann „S1JsivH“, aus den jeweils beiden letzten von „Money for nothing“ wird „ngorey“. Auch hier ist nur wichtig, dass Sie sich die Systematik merken. Ihren Lieblingstitel sollten Sie ohnehin kennen.
Selbst vergleichsweise einfach zu merkende Schlüssel sind schwerer zu knacken, wenn Sie Buchstaben durch Zeichen ersetzen – etwa „T“ durch „+“, „H“ durch „#“, „E“ durch „3“, „I“ durch „!“ oder „S“ durch „$“. Wenn Sie sich den Satz merken können „Meine Tochter heißt Sarah“, dann sollte das auch mit „M+#$“ klappen.
Nicht jedes Passwort lässt sich an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Dann hilft nur noch Büffeln. Wirksam (und nicht nur bei Vokabeln bewährt) ist die Strategie, sich die Codes in wachsenden Abständen selbst abzufragen. Beginnen Sie dabei im Minutenabstand und steigern Sie die Zeiträume in Etappen. Wichtig ist, gerade selten benötigte Codes regelmäßig zu wiederholen. Sonst sind sie im entscheidenden Moment weg.
Dürfen auch andere Marken Regierungshandys stellen?
Ja, sofern sie die Sicherheitstests bestehen. Neben der Telekom beliefert schon der Smartphone-Anbieter Blackberry gemeinsam mit dem IT-Sicherheitsspezialist Secusmart die Bundesregierung mit ihrem Telefon. Beide Unternehmen versprechen bei ihrem Gerät eine sichere Kommunikation über ein abgeschirmtes System mit einem einfachen Wechsel zwischen dem dienstlichen und dem öffentlichen Bereich.
Geräte von Blackberry wurden der Öffentlichkeit bereits auf der IT-Messe CeBIT im März vorgestellt. Den Kanadiern gelang es damals, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem der Geräte für Fotos posieren zu lassen.
Hat Blackberry noch eine Chance?
Blackberry steht derzeit in der Kritik. Der US-Geheimdienst NSA soll sich teilweisen Zugang zu den Smartphones aus Kanada verschaffen können. Die NSA habe bereits 2009 geschrieben, dass sie SMS-Verkehr auch bei Blackberry habe „sehen und lesen“ können und Zugriff auf einige lockerer geschützte E-Mails gehabt habe, berichtet der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe.
Blackberry beteuerte bislang stets, sein System sei verschlüsselt und sicher. Die vom „Spiegel“ eingesehenen Unterlagen legten den Schluss nahe, dass es sich nicht um Massen-Ausspähungen, sondern um maßgeschneiderte Einzelfall-Aktionen ohne Wissen der betroffenen Unternehmen handele, hieß es in dem Magazin.
Allerdings sind die Blackberry-Geräte für die Regierung durch eine eigene Sim-Karte noch einmal gesondert gesichert. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die NSA diese Verschlüsselung knacken könnte.
Was kostet „SiMKo 3“?
Soviel Sicherheit hat ihren Preis: Die „SiMKo“-Smartphones der Telekom kosten bei einer Vertragszeit von zwei Jahren ab 1700 Euro. Der Konzern kündigte zudem eine ganze Produktfamilie mit Tablets und Notebooks sowie eine Version für den superschnellen LTE-Datenfunk an. Die Telekom will auch mit Unternehmen ins Geschäft kommen, die sich Sorgen um Hacker-Angriffe und Wirtschaftsspionage machen.
Wer bekommt das Hochsicherheitshandy?
Insgesamt sollen etwa 4000 Beamte im Berliner Politbetrieb mit dem Smartphone ausgestattet werden.
Wie sinnvoll sind die Regierungshandys?
Wie sicher die Geräte wirklich sind, ist vor den täglich neuen Nachrichten rund um die NSA-Affäre kaum auszumachen. Dass sie sicherer sind, als private Telefone, versteht sich jedoch von selbst. Dennoch greifen auch hohe Regierungsbeamte immer wieder zum eigenen Smartphone. "Jeder weiß, dass wir unsere privaten Telefone benutzen, obwohl es verboten ist", sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler bei seiner Tour durch das Silicon Valley im Mai. Rösler selbst arbeitet lieber mit seinem iPhone statt mit dem Diensthandy. Weil er damit nicht an sensible Daten herankommt, lässt er diese von seinen Mitarbeiter abfragen.
Bislang waren die Sicherheitshandys extrem eingeschränkt. Mehr als Mailen und Telefonieren war nicht möglich. Mit der neuen Generation sollen auch die üblichen Smartphone-Funktionen Einzug in den Bundestag erhalten - allerdings mit einer sichereren Variante als für den einfachen Bürger.