Regierungshandy So funktioniert das Merkel-Phone

Wenn es um die Kommunikationswege der Regierung geht, hält diese sich bedeckt. Doch ein paar Details zum neuen abhörsicheren Regierungshandy gibt es doch. Die wichtigsten Antworten zum Smartphone.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Auf der Cebit ließ sich Bundeskanzlerin Angela Merkel noch mit einem Modell von Blackberry fotografieren. Das erste abhörsichere Smartphone kommt nun aber von der Telekom. Quelle: AP/dpa

Wer prüft das Handy?

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) prüft alle Telefone, die von Regierungsmitgliedern genutzt werden. Bestanden hat nun das Telekom-Smartphone mit der Bezeichnung „SiMKo 3“ auf Basis des Samsung Galaxy S3. Damit ist es offiziell für die Geheimhaltungsstufe „Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch“ freigegeben.

Was wird genau gecheckt?

Vor allem testet die Behörde, wie abhörsicher die Geräte sind. Vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse rund um den US-Geheimdienst NSA wird das Thema besonders sensibel behandelt, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert. Der NSA ist es nach jüngsten Medienberichten möglich, nahezu alle sensiblen Informationen eines herkömmlichen Smartphones auszulesen, etwa Kontaktlisten, den SMS-Verkehr, Notizen und Aufenthaltsorte seines Besitzers.

Wie wird das Smartphone sicher?

Alle Details verrät die Regierung natürlich nicht. Klar ist nur, dass bei den Regierungs-Handys für die Abschirmung der sensiblen Daten ein abgeschotteter Bereich mit einem eigenen Betriebssystem eingerichtet wurde. Der soll nach Darstellung der Telekom und des BSI abhörsicher sein. Eine sogenannte Kryptokarte verschlüsselt alle Daten auf dem Gerät. Zudem lassen sich die Daten aus der Ferne löschen. Zusätzlich werde in den kommenden Monaten der Behörden-Standard SNS (Sichere Netzübergreifende Sprachverschlüsselung) entwickelt.

Außerdem kann der „SiMKo“-Nutzer zwischen dem sicheren Modus für die dienstliche Kommunikation und einem offenen Bereich für das Surfen im Netz wechseln. Bisher mussten Geheimnisträger in Deutschland auf zwei verschiedene Geräte fürs sichere Telefonieren und die mobile Internet-Nutzung zurückgreifen.

Merkregeln für sichere Passwörter


Dürfen auch andere Marken Regierungshandys stellen?

Ja, sofern sie die Sicherheitstests bestehen. Neben der Telekom beliefert schon der Smartphone-Anbieter Blackberry gemeinsam mit dem IT-Sicherheitsspezialist Secusmart die Bundesregierung mit ihrem Telefon. Beide Unternehmen versprechen bei ihrem Gerät eine sichere Kommunikation über ein abgeschirmtes System mit einem einfachen Wechsel zwischen dem dienstlichen und dem öffentlichen Bereich.

Geräte von Blackberry wurden der Öffentlichkeit bereits auf der IT-Messe CeBIT im März vorgestellt. Den Kanadiern gelang es damals, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem der Geräte für Fotos posieren zu lassen.

Hat Blackberry noch eine Chance?

High-Tech-Gadgets für den Datenschutz
Auto-Transporter Quelle: Presse
DataLocker-Festplatte Quelle: Presse
MyIDkey Quelle: Presse
Blackberry Quelle: Presse
Sprachverschlüsselungssystem Topsec Mobile
Laptop Quelle: Presse
E-Mails Screenshot Quelle: Screenshot

Blackberry steht derzeit in der Kritik. Der US-Geheimdienst NSA soll sich teilweisen Zugang zu den Smartphones aus Kanada verschaffen können. Die NSA habe bereits 2009 geschrieben, dass sie SMS-Verkehr auch bei Blackberry habe „sehen und lesen“ können und Zugriff auf einige lockerer geschützte E-Mails gehabt habe, berichtet der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe.
Blackberry beteuerte bislang stets, sein System sei verschlüsselt und sicher. Die vom „Spiegel“ eingesehenen Unterlagen legten den Schluss nahe, dass es sich nicht um Massen-Ausspähungen, sondern um maßgeschneiderte Einzelfall-Aktionen ohne Wissen der betroffenen Unternehmen handele, hieß es in dem Magazin.

Allerdings sind die Blackberry-Geräte für die Regierung durch eine eigene Sim-Karte noch einmal gesondert gesichert. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die NSA diese Verschlüsselung knacken könnte.

Was kostet „SiMKo 3“?

Soviel Sicherheit hat ihren Preis: Die „SiMKo“-Smartphones der Telekom kosten bei einer Vertragszeit von zwei Jahren ab 1700 Euro. Der Konzern kündigte zudem eine ganze Produktfamilie mit Tablets und Notebooks sowie eine Version für den superschnellen LTE-Datenfunk an. Die Telekom will auch mit Unternehmen ins Geschäft kommen, die sich Sorgen um Hacker-Angriffe und Wirtschaftsspionage machen.

Wer bekommt das Hochsicherheitshandy?

Insgesamt sollen etwa 4000 Beamte im Berliner Politbetrieb mit dem Smartphone ausgestattet werden.

Wie sinnvoll sind die Regierungshandys?

Wie sicher die Geräte wirklich sind, ist vor den täglich neuen Nachrichten rund um die NSA-Affäre kaum auszumachen. Dass sie sicherer sind, als private Telefone, versteht sich jedoch von selbst. Dennoch greifen auch hohe Regierungsbeamte immer wieder zum eigenen Smartphone. "Jeder weiß, dass wir unsere privaten Telefone benutzen, obwohl es verboten ist", sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler bei seiner Tour durch das Silicon Valley im Mai. Rösler selbst arbeitet lieber mit seinem iPhone statt mit dem Diensthandy. Weil er damit nicht an sensible Daten herankommt, lässt er diese von seinen Mitarbeiter abfragen.

Bislang waren die Sicherheitshandys extrem eingeschränkt. Mehr als Mailen und Telefonieren war nicht möglich. Mit der neuen Generation sollen auch die üblichen Smartphone-Funktionen Einzug in den Bundestag erhalten - allerdings mit einer sichereren Variante als für den einfachen Bürger.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%