Liefern lassen statt shoppen gehen, ist eines der neuen Credos. Wir werden kochen, wie Daimler und Co. heute Autos bauen: just in time. Kurz bevor wir den Herd anwerfen, liefern Drohnen und Roboterautos uns Lebensmittel auf den Balkon oder in eine Kühlbox an der Haustüre.
Den passenden Bestellknopf zum Ankleben an Küchenmöbel oder Türrahmen hat der Online-Händler Amazon schon entwickelt. Das Gerät von der Größe eines USB-Sticks, Dash genannt, verbindet sich daheim mit dem WLAN-Netz. Ein Druck auf den Knopf löst per Funk automatisch die Order für eines von mehr als 250 Produkten aus. So gibt es bereits Bestell-Buttons für Kaffee, Küchenrollen, Katzenfutter oder Fruchtsaft.
Ab Herbst bauen erste Hersteller den Nachbestelldienst direkt in ihre Geräte ein. Der US-Haushaltswarenkonzern Clorox etwa bringt einen vernetzten Wasserkrug. Der misst, wie viel Liter durch seinen Filter laufen, und ordert bei Bedarf selbst Nachschub bei Amazon. Eine Kaffeemaschine des New Yorker Anbieters Quirky wiederum bestellt automatisch Bohnen, wenn der Vorrat zur Neige geht.
Mit dem Ofen reden
Shopping-Knöpfe sind nur einer von vielen Wegen, die Küche mit der Welt zu vernetzen. Schon jetzt unterhalten sich die ersten Heimgeräte via Smartphone mit uns. Gestresste Berufstätige etwa können die neusten Spülmaschinen von Bosch unterwegs per Handy-App anwerfen. Öfen von Miele laden sich Garprogramme aus dem Netz, und das Thermometer Range des US-Start-ups Supermechanical meldet dem Handy, wann der Hirschbraten im Ofen medium ist.
Vernetzte Pfannen, wie das Modell Pantelligent, verraten dem Smartphone, sobald die beste Gartemperatur erreicht ist. Küchenwaagen wie die Situ Scale messen, wie viel Kalorien die Zutaten fürs Tiramisu haben. Und der Becher von Vessyl nervt uns auf Wunsch mit der Information, wie viel ungesundes Zuckerzeugs wir trinken.
Selbst der viel beschworene vernetzte Kühlschrank wird Realität. So schickt ein Exemplar des südkoreanischen Elektronikherstellers LG Fotos aus seinem Innern zum Handy des Besitzers. Der kann so im Supermarkt überprüfen, ob noch Milch im Haus ist. Per Textnachricht befragt, verrät der Kühlschrank sogar, wie viel Bier im Getränkefach liegt – sofern der Nutzer händisch die elektronische Inventarliste gepflegt hat, die ein Bildschirm auf dem Schrank anzeigt.
Schlauer Tisch erkennt Gemüse und schlägt Rezepte vor
Ganz mühelos gelingt der Umstieg ins rein-digitale Küchenzeitalter also noch nicht.
Trotzdem denken die Entwickler schon weiter. Die Online-Community Firstbuild beispielsweise arbeitet an einem Vorratsschrank, in dessen Inneren sich Waagen oder Ei-Ablagen mit Sensoren installieren lassen. Die melden dann einer Smartphone-App, wie viel Saft oder Eier noch vorrätig sind.
Wie sich aus den Vorräten möglichst bequem etwas Schmackhaftes zubereiten lässt, die Frage hat ein Designerteam aus London beantwortet, das für Ikea die Konzeptküche des Jahres 2025 entworfen hat. Zu sehen ist der Vorgeschmack auf die Zukunft seit Kurzem auf der Weltausstellung in Mailand.
Herzstück ist ein schlauer Tisch, der sich mithilfe eines Projektors und einer Kamera unter anderem in ein interaktives Display verwandeln lässt: Legt der Hobbykoch dann etwa eine Tomate auf den Tisch, erkennt der smarte Küchenhelfer das Gemüse und projiziert passende Rezepte auf die Tischplatte. Jeden Arbeitsschritt kann der Hobbykoch so bequem auf dem smarten Tisch ablesen. Eingebaute Messfelder wiegen die Zutaten ab. In die Oberfläche integrierte Induktionsplatten dienen als Kochfelder oder wahlweise zum schnellen Aufwärmen.