Es bleibt nicht bei geschlossenen Räumen: Ahti Heinla und Janus Friis, zwei Mitgründer der Telefonsoftware Skype, wollen Lieferroboter bald schon auf die Straße schicken. Mit ihrem Londoner Start-up Starship Technologies haben sie eine autonom fahrende Box auf sechs Rollen entwickelt. In ihr ist Platz für zwei volle Einkaufstüten. Die kluge Kiste soll sich auf Bürgersteigen fortbewegen und Waren im Umkreis von fünf Kilometern ausliefern. Anders als Drohnen machen die Elektrowagen keinen Lärm und können nicht vom Himmel fallen. Kunden bestellen ihre Ware per App, geben Zeitpunkt und Ort der Auslieferung an und entriegeln schließlich den Lieferbot. Das soll die Kosten pro Fahrt, verglichen mit Lieferwagen, auf zehn Prozent senken. Zwei Pilotprojekte sollen dieses Jahr starten.
Trotz all dieser Fortschritte werde es noch Jahre dauern, bis Androiden komplexere Handwerkeraufgaben erledigen, sagt Oh Jun-Ho, Direktor des Humanoid Robot Research Center am Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) im südkoreanischen Daejeon.
Warum das so ist, zeigt ein Blick auf einen der besten Roboter der Welt – Hubio, einen Zweibeiner aus Stahl und Computerchips in Ohs Labor. Mit Hubio haben die Südkoreaner im Sommer die mit zwei Millionen Dollar dotierte Darpa Robotics Challenge in Kalifornien gewonnen – den weltweit renommiertesten Roboterwettbewerb, der vom Forschungsarm des US-Militärs finanziert wird. Ein Team der Uni Bonn erreichte immerhin den vierten von 23 Plätzen.
Hubo geht auf zwei Beinen, öffnet Türen und fährt sogar Auto. Im Wettbewerb musste er auch Treppen steigen, ein Ventil zudrehen und ein Loch in eine Holzwand sägen. Allerdings brauchte er 44 Minuten für etwas, das Menschen in Minuten erledigt hätten. Zu ungelenk sind noch die künstlichen Gliedmaßen, zu beschränkt ist die Intelligenz des Androiden.
Die Entwicklungsstufen Künstlicher Intelligenz
Der britische Informatiker entwickelt den nach ihm benannten Test. Er soll ermitteln, ob eine Maschine denken kann wie ein Mensch. Ein russischer Chat-Roboter soll ihn 2014 erstmals bestanden haben.
Experten einigen sich auf den Begriff "Künstliche Intelligenz". Der Rechner IBM 702 dient ersten Forschungen.
Katerstimmung bei den Forschern: Die Fortschritte bleiben hinter den Erwartungen zurück. Computer sind zu langsam, ihre Speicher zu klein, um die Daten von Bildern oder Tönen zu verarbeiten. Budgets werden gestrichen, erst ab 1980 geht es wieder voran.
Der Supercomputer von IBM siegt im Schachduell gegen Weltmeister Garry Kasparov. Die Maschine bewertete 200 Millionen Positionen pro Sekunde. 2011 siegt IBMs Software Watson in der Quizsendung "Jeopardy".
Der KI-Forscher sagt in einem Buch für das Jahr 2045 den Moment der "Singularität" voraus: Die Rechenleistung aller Computer erreicht die aller menschlichen Gehirne. Seit 2012 arbeitet Kurzweil für Google an KI-Systemen.
Ein Google-Programm beschreibt präzise in ganzen Sätzen, was auf Fotos zu sehen ist. Nahrungsmittelkonzern Nestlé kündigt an, 1000 sprechende Roboter namens Pepper in seinen Kaffeeläden in Japan als Verkäufer einzusetzen. Physiker Stephen Hawking warnt: KI könne eines Tages superschlau werden – und die Menschheit vernichten.
Computer sind schlau wie Menschen – und machen sogar Witze. Fabriken, Verkehr und Landwirtschaft sind nahezu komplett automatisiert.
Themenpark mit Kunstquallen
Südkoreas Technikeuphorie bremst das nicht: Vor den Toren Seouls plant die Regierung einen Roboterthemenpark, der rund 750 Millionen Dollar kosten soll. Bis 2020 entstehen zahlreiche Attraktionen: In einem Aquarium sollen künstliche Quallen und Maschinenfische schwimmen, in einem Ring Roboter gegeneinander boxen und auf einer Bühne tanzen.
Der Park soll dazu beitragen, die womöglich größte Hürde zu überwinden, die der breiten Einführung von Robotern noch im Wege steht: mangelnde menschliche Akzeptanz für die Maschinen. „In naher Zukunft schon leben wir alle mit Robotern zusammen“, trommelt Chu Sanghyun, General Manager des Robotland. „Im Themenpark können die Menschen dieses Miteinander schon einmal ausprobieren.“