




Das Lob kam prompt – und überraschend: Nokias neues Smartphone, das Lumia 900, sei „intuitiv und wunderschön“, lobte ausgerechnet Apple-Mitgründer Steve Wozniak das Flaggschiff der Finnen nach dessen Marktstart. Die Anmutung der Apps sei schöner als die gleicher Programme auf iPhones oder Android-Handys. Er habe sein Lumia daher „fast stets dabei“, sagte der Technik-Guru einem US-Technik-Blog.
Seit wenigen Tagen nun hofft Nokia auf eine ähnlich Begeisterung auch in Deutschland. Denn zu Preisen um 500 Euro ohne Vertrag bieten Netzbetreiber und Handyketten das Lumia 900 jetzt als Konkurrent zu Apples Megaseller iPhone an.
Im Boommarkt der Multimedia-Telefone wird der Erfolg des Top-Modells zukunftsentscheidend. Im April erst verloren die Finnen die Weltmarktführung an Samsung. Und im ersten Quartal des Geschäftsjahres schrieben sie 1,6 Milliarden Euro Verlust – mehr als im ganzen Jahr zuvor.
Teure Bauteile und Herstellung
Doch selbst wenn sich Nokias Hoffnungen erfüllen und Deutschlands Handykäufer es Wozniak zigtausendfach nachtun – der einstige Branchenprimus hat bei der Jagd auf Apple ein massives Profitabilitätsproblem. Das macht eine Analyse des US-Beratungsunternehmens iSuppli deutlich, das dafür Lumia und iPhone kunstvoll zerlegt hat: Mangels „einer dem iPhone vergleichbar kultigen Attraktivität“ müsse Nokia sein Handy nicht nur billiger verkaufen als Apple, sagt Analyst Wing Lam. Die Finnen zahlten auch noch mehr für Bauteile und Produktion.
So muss Apple nach iSuppli-Kalkulation weniger als ein Viertel des Verkaufspreises für Material und Montage aufwenden. Bei Nokia geht mehr als ein Drittel des Erlöses für Hardware und Herstellung drauf. Die Folge: Apple kann pro iPhone fast 475 Euro für Logistik oder Marketing ausgeben – oder als Profit verbuchen. Nokia bleiben pro Lumia nicht mal 330 Euro.
Gemessen an der Profitabilität, stechen die Kalifornier aus der gesamten Industrie weit heraus. Grund ist das einmalige Geschäftsmodell: Gestützt auf die Attraktivität von Gerät und Plattform, verzichtet Apple darauf, unterschiedliche Mobiltelefone zu produzieren. „Abgesehen von Speichergröße und Schwarz und Weiß als Farbe gibt es keine Anpassungen für Netzbetreiber,“ sagt Analyst Lam, „keine Logos, keine Softwarevarianten – nichts.“