
Neue Technik braucht Geduld und Zeit, es dauert, bis sie im Alltag funktioniert. Smartwatches sind ein gutes Beispiel dafür, dass sogenannte Early Adopter leidensfähig sein müssen. Die Uhren sind klotzig und noch lange nicht so leistungsfähig, wie die Hersteller suggerieren.
Sonys SmartWatch 2 ist immerhin schon die zweite Generation, trotzdem wirkt sie unfertig. Das meint nicht billig oder klapprig – Gehäuse, Armband und Knöpfe sind sehr gut verarbeitet. Die Uhr ist spritzwasserdicht und wirkt, wie es im Werbesprech heißt, hochwertig. Unfertig meint das Gesamtkonzept.
Zum einen, weil Computer dann doch noch nicht klein genug sind. Batterie, WLAN-Antenne, berührungsempfindlicher Bildschirm, Rechenkern – das alles braucht noch eine ganze Menge Platz. Die Uhr namens Galaxy Gear von Samsung, die einiges mehr kann als die von Sony, ist dementsprechend noch klobiger.





Zum anderen sind viele Apps nicht richtig durchdacht. Das wird bereits bei der Installation deutlich. Die Uhr kann sich über das Protokoll NFC mit einem Android-Smartphone verbinden – im Test war es ein Nexus 4 von Google. Das ist eine gute Idee: Uhr kurz an die Rückseite des Telefons halten, schon steht die Verbindung zwischen beiden.
Das klappt auch auf Anhieb. Aber wer auf seinem Telefon noch nicht die entsprechenden Apps installiert hat, die es zur Steuerung der Uhr braucht, der muss hinten irgendwie die Uhr festhalten und vorne auf dem Handybildschirm herumtippen.
Starren auf den Ladebalken
Überhaupt ist das Installieren der Apps umständlich: Zuerst muss über Google Play ein Programm namens Smart Connect aufs Mobiltelefon geladen werden. Als zweite App braucht es die Sony-Uhrensteuerung namens SmartWatchs SW2. Erst dann können Uhr und Handy wirklich via Bluetooth miteinander reden – was zwingend notwendig ist. Wer nun mehr will, als auf seiner schlauen Uhr die Zeit abzulesen, muss anschließend noch viele einzelne Uhren-Apps herunterladen: eine fürs Musikhören, eine fürs Tweetslesen, eine fürs Telefonieren, eine für den Kalender und so weiter.
Viele davon sind von freien Entwicklern. Aber viele sind auch von Sony selbst. Warum gibt es nicht ein Basis-App-Paket, das die wichtigsten Funktionen enthält? So ist der Nutzer die erste Stunde lang damit beschäftigt, im Playstore ständig auf "herunterladen" zu klicken und dem Ladebalken zuzuschauen.
Die einzelnen Apps tauchen dann weder auf der Uhr noch auf dem Telefon auf, was etwas verwirrend ist. Der Trick: Die Uhr ausschalten und neu starten, dann erscheinen sie auf dem kleinen Bildschirm. Klingt einfach, muss man aber erst einmal drauf kommen.
Joggen macht mit der SmartWatch keinen Spaß
Irgendwie unfertig wirkt die App zur Steuerung des Musikplayers, um ein zugegeben beliebiges Beispiel herauszugreifen. Sie kennt immer nur das gerade aktive Album. Dessen Songs lassen sich auf der Uhr anwählen und starten. Wer aber genug von dem Album hat, muss wieder das Handy in die Hand nehmen und dort ein neues Album auswählen.