
Man sieht sie auf großen Sportveranstaltungen. Tierfotografen und Fotoreporter nutzen sie. Paparazzi kommen ohne sie nicht aus: Spiegelreflex-Kameras mit großem Teleobjektiv. Mit extremen Brennweiten von 500 Millimetern und mehr holen professionelle Fotografen auch weit entfernte Objekte ganz nah ran. Doch eine solche Ausrüstung ist für viele Hobbyfotografen unerschwinglich. Schon für ein Teleobjektiv allein sind schnell viele tausend Euro fällig - die Kamera noch gar nicht mit eingerechnet.
Es geht auch billiger. Aktuelle Superzoom-Kameras kosten nur einen Bruchteil des Profi-Equipments. Schon für deutlich unter 500 Euro erhält man eine passable Digicam mit starkem Zoomobjektiv. Kameras, die über ein Objektiv mit 21 mm Weitwinkel und bis zu 1000 mm Tele verfügen, sind keine Seltenheit.
Tipps: So nutzen Sie die Superzoom-Kamera
Achten Sie beim Kauf nicht nur auf die Telebrennweite, sondern auch auf die maximale Weitwinkelposition.
Im Telebereich ist der Einsatz eines Stativs sinnvoll. Man kann damit auch dann noch Fotos schießen, wenn schlechte Lichtverhältnisse das Fotografieren aus der Hand unmöglich machen und auch der Bildstabilisator überfordert ist.
Reisestative sind leicht und lassen sich so zusammenklappen, dass sie auch in den kleinen Rucksack passen. Gute Stativ sind aus Aluminium oder sogar Carbon, diese Modelle sind leicht und stabil zugleich.
Nutzen Sie die Superzoom-Kamera auch für Videos? Dann ist ein Stativ unverzichtbar, vor allem bei Tele. Kaufen Sie ein Modell mit Führungsgriff.
Auf dem Stativ sollte der Bildstabilisator deaktiviert sein.
Ist die Verschlusszeit zu lang? Durch Öffnen der Blende (je kleiner die Zahl, desto offener die Blende) und Hochsetzen des ISO-Werts verkürzt sich die Belichtungszeit.
So halten Sie das Bild auch bei längerer Verschlusszeit ruhig: Einatmen, ausatmen, Pause, knipsen.
Mit etwas Geschick lässt sich die Kamera auch durch die richtige Körperhaltung stabilisieren. Manche Fotografen nehmen die Digicam in beide Hände und stützen die Ellbogen an der Brust ab. Ausprobieren.
Der Zoom-Motor im Teleobjektiv benötigt viel Strom. Dies lässt sich teilweise ausgleichen, wenn Sie das Display ausschalten und dafür den elektronischen Sucher nutzen – sofern die Kamera über einen solchen verfügt.
Der aktuelle Brennweiten-Spitzenreiter ist die Coolpix P900 von Nikon: Für rund 600 Euro bietet sie eine Brennweite von 2000 mm. So stellen die Superzoomkameras sogar die extremsten Teleobjektive für Spiegelreflexkameras in den Schatten.
Abstriche bei der Bildqualität
Natürlich geht das nicht ohne Abstriche bei der Lichtstärke und in der Bildqualität. Das Objektiv einer Digicam für 500 Euro kann bei Linse, Qualität des Materials und Fertigungspräzision natürlich nicht mit einem Spitzenobjektiv von Nikon oder Canon konkurrieren. Ambitionierte Fotografen rümpfen deshalb die Nase über die "Plastikbomber".
Der geringere Preis macht sich auch bei der Größe des Bildsensors sowie bei Belichtungsmessung und Autofokus bemerkbar. So schnell und zuverlässig wie bei System- oder Spiegelreflexkameras sind die Superzoom-Modelle nicht.





Auch wenn man Abstriche in Kauf nehmen muss, für Einsteiger und Hobbyfotografen taugt die Superzoom-Klasse durchaus. Wer nicht gerade Galerien beschickt, an Fotowettbewerben teilnimmt oder sehr hohe Ansprüche hat, kommt damit klar. Für die kleinen Displays von Smartphones und Tablets reichen Auflösung, Schärfe und Kontrast ohnehin locker aus.
Mit den Verkaufszahlen scheinen die Hersteller jedenfalls zufrieden zu sein. Laut Photoindustrie-Verband sinkt zwar der Absatz von Kompaktkameras insgesamt, aber neben den hochwertigen Systemkameras mit Wechselobjektiv sind auch die Kameras "mit hohem optischen Zoom (größer als 20-fach) beliebt".
Das Geheimnis der Bildstabilisatoren
Die enormen Telebrennweiten der Superzoom-Kameras wären in der Praxis kaum einsetzbar, wenn nicht die Technik Fortschritte gemacht hätte. Jeder, der schon mal durch ein Fernglas geschaut hat, weiß wie wackelig das Bild in der Vergrößerung ist. Beim Fotografieren mit Teleobjektiven wird es schwierig, die Kamera so ruhig zu halten, dass das Foto nicht verwackelt.
Fast unmöglich wird es, wenn schlechte Lichtverhältnisse lange Verschlusszeiten erforderlich machen. Hier kommen die weiterentwickelten Bildstabilisatoren ins Spiel. Ursprünglich für hochwertige Kameras entwickelt, sind sie inzwischen auch in preiswerten Kompaktkameras zu finden.
Die neue Generation der Bildstabilisatoren arbeitet mit fünf Achsen. Egal, ob die Kamera beim Fotografieren nach vorne oder hinten gekippt, nach links oder rechts geneigt oder um die eigene Achse gedreht wird, der Stabilisator gleicht innerhalb gewisser Grenzen jede Bewegung aus. So werden längere Verschlusszeiten ohne Bewegungsunschärfen möglich.
Die Technik hinter der Bildstabilisierung basiert auf der Idee, dass Gyrosensoren die Bewegungen der Kamera erkennen und einen Motor ansteuern, der diese Bewegungen wieder ausgleicht. Der Motor bewegt dazu entweder eine Linse im Objektiv oder den Bildsensor im Kameragehäuse.