Thermomix nur auf Platz 4 Stiftung Warentest urteilt über Küchengeräte

Kein Küchengerät hat so viele Fans wie der Thermomix von Vorwerk. Nun hat Stiftung Warentest neun Küchenmaschinen getestet. Und der Thermomix wurde nur vierter. Das kann nicht sein, sagen die Fans.

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Blick in die Produktion des Thermomix TM5 Quelle: dpa

Der verlorene Prozess im Streit mit Rittersport mag den Testern von Stiftung Warentest bald noch harmlos vorkommen, zu dem, was sie jetzt erwartet: erzürnte Fans. Die Mitarbeiter der Stiftung Warentest haben neun Küchenmaschinen auf Herz und Nieren geprüft. Der Thermomix TM5 wurde nur vierter. Der Thermomix, der 1110 Euro kostet und nur auf Thermomix-Veranstaltungen zu kaufen ist. Der Thermomix, dessen preiswertere Varianten bei den Discountern Lidl und Aldi rasch ausverkauft waren und die in einem Fall gar einen Polizeieinsatz auslöste.

"Man sollte für Anwendungsfehler nicht die Maschine verantwortlich machen!!!!", schreibt Userin Anette710 im Forum von Stiftung Warentest unter den Artikel. Und Nutzer Stenos rechnet den Testern vor, dass sie seiner Ansicht nach falsche Maßstäbe angesetzt hätten und um diese bereinigt, ein anderes Ergebnis zustande käme:

"Ich habe mir die Mühe gemacht, die Bewertung der Umwelteigenschaften raus zu rechnen und die 10 % zu je einem Drittel auf die für mich wichtigsten Kriterien Kochen, kalte Zubereitung und Handhabung umgelegt. 
Danach ergibt sich folgende Reihenfolge:
1. Thermomix
2. Kenwood 0,01 dahinter
3. Kitchenaid 0,16 dahinter
Alle 3 Geräte besser als 2,5 also gut."

Die sechs Sparten von Vorwerk

Mit der Überschrift "Drei schlagen Thermomix" zielen die Redakteure ins Herz der treuen Kundschaft. Note: 2,9, das heißt befriedigend. Die Kundschaft ist nicht klein - laut Angabe von Vorwerk wurden vom aktuellen Modell mehr als eine Million Geräte verkauft.

Es ist vor allem der Lärm, der die Tester im wahrsten Sinne des Wortes störte. Mit 91 Dezibel beziffern sie die Lautstärke, wenn das Gerät auf höchster Stufe arbeitet. Zum Vergleich: Eine Kettensäge in einem Meter Entfernung drückt mit 110 Dezibel auf das Ohr, am Rand einer Verkehrsstraße muss es etwa 80 Dezibel verkraften, selbst ein Staubsauger ist mit 70 Dezibel geradezu ein Leisetreter.

Dass diese Stufe oft nur für kurze Momente benötigt wird, empfinden die Kommentatoren als ungerechte Bewertung ihres Lieblings. Doch selbst beim langsamen Schmurgeln eines Gulaschs über anderthalb Stunden drängen noch 64 Dezibel an die Ohren. Zu viel, um sich nebenbei noch entspannt zu unterhalten.

Doch nicht genug - auch kalte und warme Speisen sollen andere Geräte besser beherrschen. Mit einer Minestrone, also einer klaren Suppe mit viel Gemüseeinlage und Nudeln, ließen die Tester die Geräte gegeneinander antreten. So sei zwar bei der Thermomix auch dank der intuitiven Benutzung nach 33 Minuten ein fertiges Gericht. Aber es sei "kein Augenschmaus", die Konsistenz sämig. Die Maschinen von Kenwood, KitchenAid und Kurps bekämen das besser hin, schreiben die Tester - allerdings übernehmen diese auch nicht die nötigen Schneidearbeiten.

Was Anette710 so erzürnt, ist das offene Geständnis der Testköche, statt frischem Lachs einen gefrorenen genommen zu haben, als es darum ging, ihn gleichzeitig mit Brokkoli zuzubereiten. "In den Rezeptbüchern stand nicht, dass wir frischen Lachs verwenden sollten", heißt es im Magazin. "Im Thermomix-Kochbuch steht unter - Tipps zu den Rezepten - dass eben gefrorene Zutaten länger brauchen. So wie eben auch beim normalen Kochen - sollte man eigentlich wissen. Dass man, wie Sie, beim Nachstellen den Brokkoli nochmals mit gart, ist mir unverständlich. Der muss ja zerfallen!!!!", schimpft Anette710 in den Kommentaren.

Doch es ist nicht alles schlecht an der Thermomix. Die Maschine ist laut Aussagen der Tester vor allem leicht zu spülen. Und die Klinge und der Topf dürfen in die Geschirrspülmaschine.

Wer einen Blick in die Einzelwertungen wirft, kann erkennen, dass die Tester auch andere positiven Seiten des Thermomix anerkennen. Bei Belastbarkeit erhält die Maschine zum Beispiel ein sehr gut. Auch für die Handhabung gibt es die Bestnote im Test und für die Qualität kalter Speisen gibt es ein gut. Die große Abwertung entsteht durch die Lautstärke, die unter "Umwelteigenschaften" gezählt werden und die Nutzer Stenos oben herausgerechnet hat - weil er oder sie meist alleine kocht.

Vor den Thermomix geschoben haben sich übrigens Testsieger Kenwood Cooking Chef KM096 (1120 Euro), KitchenAid Artisan Cook Processor (970 Euro) und Krups Prep & Cook JP 5031 (775 Euro). Aber ob das die Thermomix-Fans noch interessiert?

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