




Einen Ansatz den Technik-Zoo zu bändigen, will die Deutsche Telekom in dieser Woche auf der IFA vorstellen. Qivicon heißt die Plattform, die es ermöglichen soll, Technik herstellerübergreifend zu steuern. Die Basisstation versteht mehrere Funkstandards und soll im September auf den Markt kommen. 24 Elektronikhersteller wollen Geräte dafür anbieten, weitere sollen folgen. So eine Idee verfolgt auch die EEBus-Initiative von gut 40 Unternehmen, die ihr Konzept ebenfalls in Berlin zeigt.
Wie wichtig eine gemeinsame Gerätesprache ist, zeigen die Computer- und Unterhaltungsindustrie. Dort scheiterte die Vernetzung von PCs, TV-Geräten und Hi-Fi-Anlagen über Jahre am Wildwuchs technischer Insellösungen. Erst seit sich die führenden Hersteller zur Digital Living Network Alliance DLNA verbündeten, ist das anders. Seither können die meisten Fernseher Videos von Computerfestplatten wiedergeben, Stereoanlagen Web-Radioprogramme aus dem Netz abrufen oder Tablet-Computer die auf dem Smartphone gespeicherten Bilder anzeigen.
Hersteller müssen sich schnell einigen
Damit die Heimvernetzung zum Massengeschäft wird, müssen sich die Hersteller möglichst rasch auf einen ähnlichen Standard einigen. Nicht nur deshalb erwarten Experten, dass künftig auch Spülmaschinen, Kühltruhen und Heizungen eine Lingua franca sprechen. Denn Haushaltsgeräte werden Teil des viel größeren intelligenten Stromnetzes. Eingebunden in dieses Smart Grid, sollen Waschmaschine und Trockner immer dann anspringen, wenn Solaranlagen und Windräder viel Strom liefern und Energie billig ist.
Noch sind Smart-Grid-Angebote rar. Doch im Kleinen funktioniert das schon. Entsprechend ausgerüstete Waschmaschinen oder Wäschetrockner des Hausgeräteproduzenten Miele aus Gütersloh lassen sich beispielsweise mit dem Energiemanager des Solartechnikspezialisten SMA aus Kassel koppeln. Wenn dessen Steuergerät meldet, dass das Solarmodul auf dem Dach volle Leistung bringt, rotiert die Trommel. Ist das Programm durchgelaufen, gibt’s eine Nachricht aufs Handy.
Bei all dem ist der Smartphone-Butler, der sich bloß meldet, wenn etwas passiert ist, wohl nur der Anfang. Glaubt man den Vordenkern der Smartphone-Branche, werden die Geräte immer mehr zu intelligenten Agenten, die eigenständig handeln.
Viele neue Möglichkeiten
Gadgets
Motorolas neues Handy Moto X ist ein Prototyp für diesen Trend. Einmal scharf gestellt hört das Smartphone seinem Besitzer ständig zu und reagiert auf Zuruf. Auf Wunsch recherchiert es dann nach Stichwörtern im Internet oder die Route zum nächsten Supermarkt.
Nicht mehr lange, und das Handy wird auch unsere vernetzten Geräte per Sprachbefehl steuern.
Manchen mag das abschrecken. Wir aber hätten gerne noch mehr ausprobiert: etwa die neuen Klimaanlagen des US-Anbieters Friedrich, die sich per App starten lassen; die Fensterscheiben vom Startup View Glass, die sich auf Smartphone-Befehl verdunkeln; oder Funkchips vom Hersteller Tile, die uns ermöglichen, Geldbörse oder Schlüssel per Handy zu orten.
Immerhin spart uns das vernetzte Leben jetzt Strom und Gas. Wir können Einbrecher auf frischer Tat ertappen und Pflanzen gießen, bevor sie die Blätter hängen lassen.
Nur eines müssen wir noch herausfinden, seitdem der Elektriker unsere Lichtschalter gegen Funk-Dimmer ausgetauscht hat: Wie wir das Licht im Flur auch ohne Smartphone wieder einschalten.