




Es sind diese kleinen Momente, in denen ich merke, dass sich mein Leben verändert hat: Ich liege im Bett, und mir fällt ein, dass das Licht im Obergeschoss noch brennt; ich komme nach Hause und merke, dass mein Schlüssel noch im Büro liegt; ich bin auf Dienstreise, und mir fällt auf, dass ich unsere Katze nicht gefüttert habe.
Noch vor wenigen Wochen wäre ich wieder aufgestanden; wäre ins Büro zurückgefahren; oder ich hätte den Nachbarn bitten müssen, die Futterschale unserer Katze zu füllen. Heute erledige ich all das mit dem Smartphone. Ich regle mit Apps aber noch viel mehr: unsere Heizung, unser Türschloss und sogar unsere Waschmaschine.
Mein ganzer Alltag ist vernetzt.
Smartphones werden zur Fernbedienung des Alltags
Es ist nicht lange her, da schien das smarte Haus wie eine Utopie unverbesserlicher Technik-Apologeten. Doch inzwischen hat die Realität die Visionäre überholt: Von den meisten Menschen noch unbemerkt, durchdringt die Vernetzung fast alle Lebensbereiche. Haustechnik, Verkehr, Gesundheit, Sicherheit – die Digitalisierung hat alles erfasst, und wer will, kann alles per Smartphone steuern.
Vorbei die Zeiten, da die High-Tech-Telefone nur der Kommunikation dienten: Handlich, jederzeit online und so leicht zu bedienen wie kein Computer zuvor, werden sie nun zur Fernbedienung des Alltags.
Nirgendwo zeigt sich das so deutlich wie in diesen Tagen in Berlin, wenn die IFA beginnt, Europas größte Elektronikmesse: Ob es um Küchengeräte geht, Wohnzimmerbeleuchtung oder Heimkino – die Hersteller überbieten sich mit vernetzten oder vernetzbaren Produktneuheiten.
Glaubt man den Werbern, lässt sich all das ganz einfach steuern; so intuitiv, dass jedes Handbuch überflüssig wird. Vernetzte Geräte böten „24 Stunden Schutz“, etwa vor Einbrüchen oder Feuer, verspricht etwa der Energieversorger RWE, der den Markt mit zig neuen, smarten Schaltern und Sensoren erschließen will. Zudem spare die Technik Energie – und mache „das Wohnen bequemer“.
Wirklich?
Mit der Frage habe ich erst meine Partnerin überrumpelt – und dann gemeinsam mit ihr unserer Wohnung ein digitales Update verpasst: Wir haben schlaue Thermostate an die Heizkörper geschraubt, Sensoren an die Türen geklebt, intelligente Steckdosen installiert und LED-Lampen mit WLAN angebracht.
Nicht nur etwas für reiche
Erste Erkenntnis: Technik, die sich früher nur Villenbesitzer oder Internet-Millionäre leisten konnten, weil sie den Austausch der kompletten Elektroinstallation erforderte, können heute selbst Durchschnittsmieter wie wir ohne Schaden an Bausubstanz oder Bankkonto nachrüsten.
Auch meinen Bekannten fallen viele Dinge ein, die sie per Smartphone steuern möchten: „Den Festplattenrekorder“, sagt eine Freundin, die Serien mag. „Jalousien, Waschmaschine und Spülmaschine“, schlägt ein Kollege vor. „Die Wohnung über uns“, stöhnt ein guter Freund, der ziemlich laute Nachbarn hat.