
In deutschen Schubladen fristen 83 Millionen Handys ein bedauernswertes Dasein. Ihre Besitzer sind ihnen untreu geworden, weil sie zu alt geworden sind. Weil sie nicht mehr mit den modischen Features der Konkurrenz mithalten können. Oder weil ihr leidgeprüfter Akku nicht mehr länger durchhält. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom haben zwei Drittel aller Deutschen alte Mobiltelefone zu Hause, die sie nicht mehr nutzen.
Um die Recyclingmuffel zu ihrem Glück zu zwingen, haben die Grünen am Donnerstag einen Gesetzentwurf zur Einführung eines Handy-Pfands vorgestellt. Zehn Euro sollen Kunden beim Kauf eines Mobiltelefons berappen, damit sie die Geräte später auch tatsächlich wieder zurückbringen. „Wir wollen mit dem Pfand erreichen, dass das Sammelsystem verbessert wird“, sagt die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Dorothea Steiner, bei der Vorstellung der Gesetzesinitiative im Bundestag. Die IT-Branche läuft gegen die Pfandpläne sturm. „Handys sind keine Dosen“, sagt Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder. Ein Pfandsystem sei der falsche Weg und würde die bestehenden Rücknahmesysteme zerstören.
Alt gegen Neu
Tatsächlich landen laut Bitkom nur zwei Prozent der Althandys im Restmüll. Dagegen heben die deutschen 30 Prozent ihrer Handys zu Hause auf; 23 Prozent verschenken sie an Kollegen, Freunde oder Angehörige weiter. Und dass, obwohl es schon heute viele Möglichkeiten gibt, die Geräte fachgerecht zu entsorgen. 80 Prozent der verwendeten Materialen können recycelt werden – darunter Metalle wie Gold, Silber, Kupfer oder die begehrten seltene Erden. Viele Hersteller nehmen alte Mobiltelefone kostenlos entgegen. Wer sich beispielsweise ein neues Smartphone von Apple kauft, kann ein „gleichwertiges“ Gerät zurückgeben – selbst dann, wenn es von einem anderen Hersteller stammt.
Und fast alle großen Handynetzbetreiber bieten längst Rücknahmeaktionen an, von denen bis jetzt jedoch nur 13 Prozent der deutschen Gebrauch machen. Etwa die deutsche Telekom, deren Kunden alte oder defekte Geräte sogar kostenlos per Post schicken oder im Laden zurückgeben können. Auch der Konkurrent Vodafone nimmt alte Handys auf dem Postweg oder im Laden entgegen. Und der Handynetzbetreiber E-Plus spendet für jedes alte Handy drei Euro an den Umweltverband „NABU“. Diverse Organisationen sammeln die alten Telefone, verkaufen sie an Recycling-Firmen und führen den Gewinn einem guten Zweck zu. Wer noch mehr Elektroschrott gesammelt hat, für den lohnt sich eine Fahrt zur kommunalen Sammelstelle, die Handys oft kostenlos annimmt. Nur in der Tonne sollte das Handy in keinem Fall enden – es sei denn, man wohnt in Berlin. Die Hauptstadt testet nämlich gerade in einem Pilotprojekt eine orange Sammelbox, in der auch Handys landen dürfen.