Wintersport Airbags sollen Skifahrern das Leben retten

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Motorradschutz für die Piste

Hövding Bike Helmet: Weil zwei schwedische Designerinnen Fahrradhelme störend fanden, entwickelten sie den Einmal-Airbag für den Kopf. 400 Euro Quelle: PR

Aber gerade im Profisport sollte mehr Schutz möglich sein als die seit Jahren geltende Helmpflicht, findet Günter Hujara. Der 61-jährige Schwarzwälder ist Renndirektor bei der FIS und zugleich der oberste Sicherheitsverantwortliche für die Rennen. „Er hat das Projekt erst möglich gemacht“, sagt Dainese-Stratege Cafaggi über Hujara, mit dem er seit 2011 daran arbeitet, den Motorradschutz auch auf die Piste zu bringen.

„Anfangs haben uns viele für verrückt erklärt“, erinnert sich FIS-Mann Hujara. Trotzdem setzte er das Projekt gegen viele Zweifel durch. Denn während es beim Motorrad reicht, dass sich der Fahrer im Rennen vom Motorrad entfernt, um einen Sturz zu erkennen, fehlt im Schnee ein Sportgerät, das den Airbag auslösen könnte.

Dakine Vario Base+Cover: Paranusseffekt heißt das Phänomen, das große Körper etwa in Müsli-Mischungen immer nach oben treibt. Gleiches bewirken die Luftsäcke, die Skifahrer in Lawinen an der Oberfläche halten sollen. Ab 600 Euro. Quelle: PR

Damit Caffagis Team dennoch Regeln für die Zündung entwickeln konnte, lieferten Rennprofis in knapp 240 Abfahrten Messdaten. 700 Minuten lang protokollierten unter anderem der Italiener Werner Heel oder der deutsche Nachwuchsfahrer Klaus Brandner mit sensorgespickten Protektoren Beschleunigungen, Drehungen oder Schläge.

„Wir können heute die harte Landung nach einem Sprung sauber von einem ebenso starken Sturz unterscheiden“, sagt der Dainese-Manager. „Nur im zweiten Fall wird der Airbag aktiviert.“ Genauso übrigens wie bei Überschlägen à la Herminator: „Sobald die Sensoren melden, dass der Skifahrer quer in der Luft liegt, bläst sich die Weste auf, noch bevor er den Boden berührt.“

Weil solch dramatische Unfälle aber bei Freizeitfahrern die Ausnahme sind, ein kräftiger Ausrutscher dagegen mehrfach am Tag möglich, lässt sich die Profi-Version des D-Air Ski auch nicht einfach auf ein Modell für den Massenmarkt übertragen. „Hier haben wir noch einiges an Tests und Feinabstimmung vor uns“, sagt Cafaggi.

Dafür haben die Entwickler schon eine Idee, wie ihr smarter Luftsack an ganz anderer Stelle zur Schadensbegrenzung beitragen könnte: „Im Grunde könnte das System bei einem Sturz auch die Bindung lösen und so selbst Knie- oder Fußverletzungen vermeiden“, sagt der Dainese-Stratege.

Wie sich das praktisch machen lässt, will er demnächst mit den Bindungsproduzenten besprechen. „Wahrscheinlich halten die mich dann erst mal für verrückt“, sagt Cafaggi, „aber das kenne ich ja.“

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