Gesundheit Schöner beißen: Neue Ära in der Zahnmedizin

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Dabei entstehen auf Basis von Computerdaten komplexeste Geometrien, die mit keiner anderen Werkzeugmaschine herstellbar sind. „Wir können individuelle Produkte effizient wie ein Serienmodell fertigen“, sagt Christoph Weiss, Geschäftsführer der Bego, die ihr Fertigungslabor im Universitätsviertel Bremens betreibt.

Als Beweis der technischen Möglichkeiten präsentiert Weiss den fünf Zentimeter hohen Turm eines Schachspiels, das seine Maschinen aus Kobaltchrom gesintert haben – dem Material, das auch für den Zahnersatz verwendet wird. „Schauen Sie, unterhalb der Zinnen des Turms windet sich eine Treppe durch das Innere des Turms“, sagt Weiss stolz. „Die ist so filigran, dass wir ihr sogar einen Handlauf verpassen konnten.“

Diese technische Finesse bietet bei der Fertigung des Zahnersatzes immense Vorteile. Denn der sitzt direkt ab Werk deutlich besser. Zahnarzt oder Zahnlabor müssen weniger an der neuen Krone oder Brücke korrigieren. Damit wird die Behandlung auch für die Patienten angenehmer.

Das bestätigt auch Heidrun Zisely aus Bonn, die zu den ersten Patienten gehört, die sich die neuen Sinter-Zähne haben einsetzen lassen. Der 44-jährigen Werbekauffrau mussten nach einer Wurzelentzündung zwei Backenzähne gezogen werden. „Ich habe viel Kontakt mit Kunden und wollte nicht zwei Wochen mit einem schlecht sitzenden Provisorium herumlaufen“, sagt Zisley. Ihr Zahnarzt ließ die neuartige Brücke in Bremen fertigen und in einem Bonner Labor mit Keramik verblenden. Binnen zwei Tagen hatte sie ihre neuen Zähne. „Sie passten nach marginalen Korrekturen fast auf Anhieb perfekt“, lobt Zisley. Ihr Eigenanteil war mit rund 900 Euro genauso hoch, als wären die Zähne in einem normalen Labor gefertigt worden.

Zahnersatz mit Laser-Verfahren

Die Technik für das Laser-Sintern hat das Unternehmen Electro Optical Systems (Eos) mit Sitz im bayrischen Krailling entwickelt, das als Weltmarktführer auf dem Gebiet gilt. Die mannshohe Maschine, in der der Zahnersatz entsteht, erinnert an einen überdimensionierten Backofen.

Hinter einer dicken Glasplatte sitzt das Herz des Systems: der Laser. Wie der Kuchen auf einem Backblech, liegt dort auf einer Metallplatte das Kobaltchrom-Pulver, das der Laser Schicht für Schicht zusammenschmilzt. So entstehen in 24 Stunden bis zu 400 Kronen, Brücken oder Implantate. Ein Zahntechniker schafft pro Arbeitstag lediglich 15 bis 20 Brücken und Kronen.

In Deutschland wird Zahnersatz deshalb zunehmend mit dem Laser-Verfahren produziert. Pionier Bego arbeitet mit rund 400 Zahntechniklaboren zusammen. Konkurrent Sirona Dental Systems, der den Zahnersatz in Bensheim bei Heidelberg fertigt, hat rund 300 Labore unter Vertrag.

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