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Arnold Schwarzenegger „Auch Konservative können grün sein.“

Sein neuer Film ist mau. Als Vorkämpfer für erneuerbare Energie macht Schwarzenegger eine bessere Figur.

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Arnold Schwarzenegger ist derzeit auf Werbetour für den zweifelhaften Hollywoodstreifen „Last Stand“. In dem spielt er das erste Mal seit seinem Abtritt als Gouverneur von Kalifornien wieder eine Hauptrolle. Über die darstellerischen Fähigkeiten von Arnie mag man argumentieren. Unbestritten ist, dass er als Gouverneur von Kalifornien den US-Bundesstaat zu einem Vorreiter für grüne Entwicklung in den USA gemacht hat.

2006 zum Beispiel ging er mit seinem „Global Warming Solutions Act“ voran, später mit einem Wasserstoff Highway und dem „A Million Solar Roofs Plan“. Seit vergangenem Jahr engagiert sich Schwarzenegger auch für die "Sustainia Initiative", die zusammen mit den Vereinten Nationen die Nutzung von erneuerbaren Energien fördert.

Vergangene Woche hielt Schwarzenegger in Frankfurt auf Einladung des auf Cleantech spezialisierten Kapitalgebers Thomas Lloyd eine Rede vor Unternehmern aus der grünen Wirtschaft. Wir dokumentieren seine Rede in Auszügen. Seine These: Grün sein geht nicht über Verzicht, sondern nur über Begeisterung.

Ökologie und Ökonomie sind keine Gegensätze„Als ich ein kleiner Junge in Österreich war, hätte niemand gedacht, dass dieser kleine Junge später einmal nach Amerika gehen und dort der bekannteste Bodybuilder aller Zeiten wird. Hätte er gesagt, er träumt davon, einmal Millionen als Action-Held zu verdienen, hätten ihm noch weniger geglaubt. Diese Träume hatte ich damals schon und alle sind wahr geworden. Was ich die ganze Zeit über nicht wusste ist: Der größte Kampf, den ich später einmal führen würde, ist der für eine Zukunft, in der es nur noch grüne Energie gibt.“..."Als ich damals Gouverneur in Kalifornien wurde, hatte ich eine recht genaue Vorstellung davon, dass ich mehr für den Klima- und Umweltschutz tun wollte. Was aber wichtig war: Ich wollte das mit Wirtschaftswachstum verbinden. Wir müssen uns nicht zwischen Ökonomie oder Ökologie entscheiden, das war schon damals meine Überzeugung.

Und natürlich: Die Umweltschützer waren misstrauisch. Sie haben sogar gegen mich protestiert, sie haben mich einen Lügner genannt, weil sie dachten, ich mache nur leere Wahlkampfversprechen. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass auch ein Konservativer sich um die Umwelt kümmern kann. Aber ich versichere Ihnen, es geht! Genauso sage ich Ihnen: Wirtschaft und Klimaschutz lassen sich vereinen.“...„Auf der anderen Seite hat auch meine konservative Partei es mir übel genommen, dass ich eine grüne Agenda verfolgen wollte. Es gab ziemlich starke Auseinandersetzungen. Ich habe dann immer gesagt: Seht her, wir nutzen alle dieselben Straßen, mit denselben Autos, wir alle atmen dieselbe Luft und trinken dasselbe verschmutzte Wasser.

Ob man nun Konservativer oder Demokrat ist, Umweltverschmutzung schadet allen gleich, habe ich gesagt. Das hat zumindest einige überzeugt. Die Lehre daraus ist: Umwelt- und Klimaschutz haben nichts mit politischen Lagern zu tun. Es geht alle gleich an.“...

Nicht nur weltweite Lösungen helfen, sondern lokale Initiativen„Wir haben in Kalifornien dann öffentliche Einrichtungen und Privatunternehmen und Konservative und Demokraten zusammengebracht, um diese Probleme gemeinsam anzugehen. So haben wir es unter anderem auch geschafft, dass erneuerbare Energien heute 35 Prozent des kalifornischen Strommixes ausmachen und wir einige der größten Solaranlagen der Welt im Staat haben. Außerdem haben wir uns ambitioniertere Klimaziele gegeben als die EU und haben ein Handelssystem für Verschmutzungsrechte gestartet.“...„Auch aus Washington kam Gegenwind. Der grüne Kurs klappt nie, das ist zu teuer, der Klimaschutz und Vorgaben für saubere Luft zerstören die Wirtschaft, hieß es. Dann haben sogar die Autohersteller gegen unsere Emissionsrichtlinien geklagt. Erfolg hatten sie keinen: Andere Bundesstaaten zogen nach und sogar Präsident Obama übernahm 2009 unsere Richtlinien.

Das zeigt: Wir sollten nicht warten, bis die großen Staaten und ihre Regierungen bei Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen vorangehen. Das geht auch auf kleinem Level – in Regionen, in Städten, bei Unternehmen, an den Universitäten, bei Privatpersonen. Ich hoffe natürlich auch, dass es ein internationales Abkommen zum Klimaschutz gibt. Aber es gibt auch andere Wege, Klimaschutz durchzusetzen. Nehmen Sie das Burgendland in Österreich: Dort kommt die gesamte Elektrizität aus Windanlagen.“...„Ja, ich gebe zu, dass ich derzeit auf einer Art Kreuzzug bin. Nämlich die Menschen davon zu überzeugen, dass sie etwas für die Umwelt und das Klima tun können. Vor einigen Jahrzehnten habe ich noch dafür gekämpft, dass die Menschen Fitness als etwas betrachten, was ihnen gut tut. Damals hieß es, wer in ein Fitness-Studio geht, wird blöd und hat nichts in der Birne. Manche meinten sogar man werde schwul. Heute sehen sie Fitness-Studios in jedem besseren Hotel der Welt, jedes Krankenhaus, jede Polizeistation hat einen Kraftraum.

Was hat das aber mit grüner Energie zu tun? Genauso wie beim Thema Fitness müssen wir es mit unserem Kreuzzug für die sauberen Energien der Zukunft machen. Wir müssen sie von den Vorurteilen befreien.

Wenn wir die Welt inspirieren wollen, etwas für die Umwelt zu tun und sich für erneuerbare Energien zu begeistern, dann müssen wir mit den Drohungen und Katastrophenmeldungen aufhören, mit den Warnungen vor dem Klimawandel. Für abstrakte Datenberge und Schuldzuweisungen interessieren sich die Leute nicht. Zu Recht. Was interessiert einen Bauern im mittleren Westen, dass die Meeresspiegel steigen? Er sieht das Meer noch nicht einmal.

Nein, es gibt einen Weg, der sexier ist, der hipper ist. Wir sollten Leuten nicht sagen, was sie in Zukunft alles nicht mehr tun können. Wir sollten ihnen sagen, was sie tun können. Ich fahre noch immer meinen Hummer. Ich liebe es. Und ich würde es nie lassen. Nur heute fahre ich mit einem Wasserstoffantrieb oder wahlweise mit Biosprit. Auch Tesla macht tolle Sportwagen, die umweltfreundlich sind. Sie sehen super aus und fahren elektrisch. Das sind schöne und luxeriöse Autos – und sie sind grüne Autos. Die Autohersteller haben uns vor ein paar Jahren verklagt. Heute merken sie, dass die Menschen saubere Autos wollen.

Die Lehre daraus: Wir können unser Leben weiterleben wie bisher, nur eben mit sauberer Technologie. Betreiben Sie ihr Jakuzzi mit Solarenergie, oder kaufen sie sich einen riesigen Fernseher. Aber eben einen, der Strom spart. Nur so geht es. Verzicht hört niemand gerne. In Kalifornien hat es anscheinend geklappt. Der Staat wirtschaftet inzwischen 40 Prozent energieeffizienter als der Rest der USA. Wenn wir diese Werte im ganzen Land hätten, könnten wir 75 Prozent der Kohlekraftwerke dicht machen. Also: Hören wir auf, den Menschen zu sagen, was sie nicht tun können. Sondern sagen wir ihnen, was sie tun können.“

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