Atacama-Wüste Solarkraftwerk soll rund um die Uhr Strom liefern

In Chile beginnt in diesem Jahr der Bau eines der ersten Solarturmkraftwerke mit Salzspeicher. Es liefert ununterbrochen Sonnentrom.

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Sonnenenergie rund um die Uhr: Am Rande der Atacama-Wüste im Norden Chiles entsteht das weltweit erste Solarkraftwerk, das ununterbrochen Strom liefern kann. Es ist das erste seiner Art in Lateinamerika. Mit einer Leistung von 110 Megawatt wird es eine der größten Solarturmanlagen der Welt sein. Vorbild ist eine ähnliche Anlage in der Wüste von Nevada in den USA.

Bei Solarturmkraftwerken stehen Spiegel auf einer Fläche rund um den hohen Turm, die Infrarotstrahlen der Sonne auf den Receiver an der Spitze eines Turms konzentrieren. Dabei handelt es sich um einen Raum, der mit keramischen Formkörpern gefüllt ist. Luft, die dorthindurchfließt, erhitzt sich auf bis zu 900 Grad Celsius.

Der Clou an der neuen Konstruktion: Diese Energie wird in riesigen Speichern als flüssiges Salz zwischengelagert. Im Salzbad befinden sich mäandernde Rohre. Wasser, das hindurch gepumpt wird, verwandelt sich in Dampf, der eine Turbine antreibt. Da die Energie, die im Salz steckt, während der Sonnenscheinstunden nicht aufgebraucht wird, kann auch nachts Wärme abgezapft werden – sodass die Turbine unentwegt läuft. Rund 17,5 Stunden soll das Kraftwerk überbrücken können.

Hohe Investitionskosten als HindernisSolarturmkraftwerke mit Speichern sind begehrt, weil sie unabhängig vom Wetter Grundlaststrom liefern können. So will Algerien rund 20 Milliarden Euro in den Ausbau seiner Stromversorgung investieren und baut mit deutscher Hilfe ein Solarturmkraftwerk. „Crescent Dunes“ heißt das erste Kraftwerk mit der Salzspeicher-Technik, das rund um die Uhr Strom ins Netz von Las Vegas einspeisen soll. In Kalifornien entsteht gerade das größte Turmkraftwerk der Welt mit einer geplanten Leistung von 369 Megawatt - ein Drittel der Leistung eines mittleren Kernkraftwerks.

Allerdings sprechen hohe Investitionskosten gegen den Bau solarer Wärmekraftwerke. Sie dürften zwar sinken, wenn sich die Technik weiter etabliert. Doch Solarmodule, die das Sonnenlicht direkt in Strom umwandeln, sind bereits immer billiger geworden.

Die Möglichkeit, ununterbrochen Strom zu produzieren, verschafft der Technik nun doch noch einen Vorteil gegenüber anderen erneuerbaren Quellen. Während in Akkus gespeicherter Photovoltaikstrom derzeit noch gut 20 Cent pro Kilowattstunde kostet, sind Kraftwerke wie das in Chile m Dauerbetrieb günstiger. Das Center for American Progress prognostizierte der Technik kürzlich einen rapiden Preisverfall. Das Büro für Ressourcen- und Energieökonomik der australischen Regierung rechnet damit, dass die Investitionskosten für solche Kraftwerke bald unter 100 Dollar pro Megawattstunde sinken könnten. Dann wären Solarturmkraftwerke günstiger als viele Gaskraftwerke.

Eine Milliarde Dollar für den WüstenstromDas chilenische Wüstenkraftwerk soll rund eine Milliarde Dollar kosten (rund 730 Millionen Euro). Mehr als die Hälfte haben internationale Kreditgeber zugesichert, darunter  die deutsche KfW-Bankengruppe. Die chilenische Regierung und die Europäische Union fördern das Projekt.

Die Ausschreibung hat der spanische Konzern Abengoa Solar gewonnen, der einst härteste Konkurrent des insolventen deutschen Solar-Spezialisten Solar Millennium. Die Stromgestehungskosten dürften nicht höher sein als die eines Kraftwerks an einer ungünstigen Stelle, wenn der Betreiber die Kohle, Schweröl oder Diesel über lange Strecken transportieren muss. Dass die Sonne im der Atacama-Wüste praktisch nie von Wolken verdeckt wird trägt, zu der günstigen Bilanz bei.

In anderen Solarturmkraftwerken, etwa in den drei Andasol-Anlagen in Andalusien, die Solar Millennium konstruierte, wird ein Teil der solaren Wärme direkt ohne Umweg über den Salzspeicher in Dampf umgewandelt. Die dortigen Kraftwerksbetreiber können mit dem Wärmespeicher aber nur wenige sonnenlose Stunden überbrücken.

Das chilenische Kraftwerk Cerro Dominador entsteht nahe der Ortschaft Maria Elena bei Antofagasta, einer Großstadt am Rande der Wüste. Eine Kupferhütte gehört dort zu den größten regionalen Stromverbrauchern - und die braucht verlässlich Strom.

Chiles Ziel ist es, bis zum Jahr 2025 20 Prozent seines Stromverbrauchs durch nachhaltige Quellen wie Wind und Sonne zu sichern.

Abengoa hat bisher solarthermische Kraftwerke und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1200 Megawatt gebaut. Weitere Anlagen mit 430 Megawatt sind im Bau, mit 230 Megawatt in fortgeschrittener Planung.

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