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Belize Das Karibik-Paradies kämpft um mehr erneuerbare Energien

Der Karibikstaat Belize will auf mehr Erneuerbare setzen, doch fehlt das Geld. US-amerikanische NGOs sollen helfen.

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Caye Caulker besteht aus drei Straßen. Auf der Insel wohnen auch nur ein paar 1000 Menschen, wenn man die Touristen, die das belizianische Eiland jedes Jahr besuchen, nicht mitzählt. Obwohl alles zu Fuß erreichbar ist, gibt es auf der Insel eine Menge Verkehr. Der besteht allerdings nur aus Golf-Wagen.

Alte, batteriebetriebene Golf-Karts sind sowohl bei Touristen wie auch bei den Einwohnern beliebt, es gibt sie als Zwei-Personen- oder Großtaxi-Variante. Das sorgt für saubere Luft - zumindest solange kein großes Kreuzfahrtschiff vorbeifährt. Dass die Karts nicht schneller als 20 Stundenkilometer fahren, fällt bei der Größe der Insel nicht ins Gewicht – in einer Viertelstunde ist sie dennoch überquert.

Viele lateinamerikanische Staaten machen sich auf teils sehr kreative Art Gedanken zu Umweltschutz und Klimawandel. Manchen fällt es dank natürlicher Wasserspeicher leicht, den Strom komplett aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, etwa Costa Rica. Andere, wie Mexiko, versuchen Vorreiter bei der Solarenergie zu werden. Und auch das kleine Belize mit seinen 330.000 Einwohnern will weg von Kohle, Öl und Gas.

Fossile Brennstoffe machen nämlich, je nachdem, welcher Quelle man vertraut, immer noch 40 Prozent der Stromerzeugung aus - obwohl Belize in den vergangenen 20 Jahren einiges an Erneuerbaren zugebaut hat. Vor allem Biomasse und Wasserkraft.

Doch der Verkehrssektor lebt, abgesehen vom Taucherparadies Caye Caulker, immer noch vom Öl. Bei der Primärenergie, die auch Verkehr und Wärme einschließt, liegt der Anteil fossiler Brennstoffe deshalb bei mehr als zwei Drittel - und Gas und Kohle machen da nur einen kleinen Teil aus. Deswegen ist Belize nun der „Ten Island Challenge“ beigetreten.

Initiative will Erneuerbare in der Karibik ausbauenDie „Ten Island Challenge“ soll die Energiewende in der Karibik beschleunigen. Organisiert wird sie von den NGOs Rocky Mountain Institute und Carbon War Room, die sich für eine ressourcenschonende Wirtschaft einsetzen und Mittel gegen den Klimawandel suchen.

Gegründet bei der Klimakonferenz in Rio 2012 ist das Ziel der "Ten Island Challenge", zehn Inseln dazu zu bekommen, Dieselgeneratoren durch Erneuerbare zu ersetzen. Ein Projekt, in dem das kleine Belize zu den Größeren gehört: Mit einer Fläche von knapp 23.000 Quadratkilometern (etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern) ist es immer noch größer als andere teilnehmende Inseln wie Dominica, Nevis, die Bahamas oder Aruba.

Sie erhoffen sich von den NGOs, hinter denen immerhin prominente Unterstützer wie Virgin-Gründer Richard Branson stehen, einerseits Hilfe bei der Planung und Umsetzung, andererseits soll natürlich auch Geld zusammen kommen. Branson ist übrigens besonders involviert – wohnt er doch selbst auf einer eigenen Insel in der Karibik.

"Belize ist extrem glücklich, der 'Ten Island Challenge' beizutreten", erklärte der Energie-Senator des Landes, Joy Grant, beim Beitritt: "Diese Partnerschaft wird uns deutliche Fortschritte dabei ermöglichen, eine Erneuerbaren-Produktion von 89 Prozent im Stromsektor zu realisieren."

Belize fehlt GeldDoch das ist ein Balanceakt: Ein Drittel der Belizianer lebt unter der Armutsgrenze, das Land ist verschuldet und bei den Rating-Agenturen spätestens seit einer nicht eingehaltenen Zahlung 2012 durchgefallen.

Doch die Schulden kommen auch durch den Klimawandel: Das Land wird von immer häufiger von Stürmen heimgesucht, sodass es immense Ausgaben für die Beseitigung von Hurricane-Schäden stemmen muss. Und Energieimporte sind ein massiver Kostenfaktor - nicht nur für den Staat, sondern am Ende auch für die Bürger, die unter den hohen Strompreisen leiden.

Gerade deshalb braucht das Land Investoren - mit eigenen Mitteln lassen sich die Erneuerbaren nur sehr langsam ausbauen, auch wenn sich die Investitionen schon nach ein paar Jahren wieder rentieren würde. Deshalb plant Belize auch erst für 2033 mit seinem 89-Prozent-Ziel. Das klingt arg langfristig, aber 25 Prozent Zubau in 17 Jahren wären für das kleine Land dennoch ein Erfolg.

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