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Berlin oder München Welche Stadt ist nachhaltiger?

Luft, Verkehr, Energie, Grünflächen und Abfall: In unserem Städteduell klären wir regelmäßig, welche Metropole nachhaltiger ist.

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Welche Stadt ist nachhaltiger? Die Antwort gibt unser Städteduell, in dem wir regelmäßig zwei Städte in fünf Disziplinen bewerten: Luftqualität, Flächennutzung, Abfallmanagement, Energie und Verkehr. Zum Schluss küren wir einen Sieger. In unserer Analyse beziehen wir uns in den meisten Fällen auf Daten des Instituts für Weltwirtschaft Kiel, die für die Wirtschaftswoche die Nachhaltigkeit hundert kreisfreier Städte unter die Lupe nahm.

Die Kriterien haben wir höchst subjektiv ausgesucht. Wir ignorieren etwa Wirtschaftskraft und soziale Infrastrukturen wie Schulen und Kindertagesstätten und konzentrieren uns einzig auf ökologische Maßstäbe - soweit sie denn vergleichbar sind.  

Zum Auftakt lassen wir Berlin gegen München antreten, die Hauptstadt gegen den Musterschüler.

LuftqualitätAls Paul Linke 1904 sein Operettenlied „Berliner Luft“ schrieb und über ihren „holden Duft“ schwärmte, dachte er sicher nicht an Feinstaub- und Ozonbelastung. Denn daran gemessen ist die Berliner Luft eher unbekömmlich, zumindest im Vergleich zur Luft der bayrischen Landeshauptstadt München: 29 Tage überschritt die Feinstaubbelastung in Berlin ihren zulässigen Grenzwert, die Münchener waren nur an zehn Tagen darüber. Erlaubt sind laut EU 35 Überschreitungen pro Jahr.

Regelmäßig überschreitet Berlin den Grenzwert etwa in der Silvesternacht, wenn Millionen Menschen Raketen in die Luft schießen. Auch der dichte Verkehr im inneren S-Bahn-Ring verschmutzt die Luft. Berlin verbot deswegen den Verkehr für Dieselfahrzeuge ohne Rußpartikelfilter in der Innenstadt.

Ähnliches gilt für die Ozonbelastung: Berlin überschritt an 19 Tagen die Grenzwerte, München nur an zehn. Vor allem im Sommer steigt der Anteil des giftigen Gases in der Luft in Bodennähe, der Lungen- und Herzkrankheiten verursachen kann.

Sieger: München

VerkehrBerlin ist Deutschlands Versuchslabor für Elektroautos. Beispiel Daimler: Die Schwaben testeten ihren Elektro-Smart auf den Straßen der Hauptstadt, lange bevor er in Serie ging. Das ist ein Hauptgrund dafür, wieso die Stadt das höchste Angebot an Elektrotankstellen und -ladestationen hat.

Auf 1000 Hektar Verkehrsfläche sind hier etwa 3,2 Stationen, an denen man seinen Elektroflitzer wieder aufladen kann. So schnell macht Berlin in diesem Punkt keiner etwas vor: Die Hauptstadt liegt nicht nur vor München (0,6 Elektrotankstellen pro Verkehrsfläche), sondern auch fast an der Spitze Deutschlands: Nur Essen mit dem Stammsitz des Energiekonzerns RWE hat mehr.

Dafür ist Berlin fahrradunfreundlicher als München. Im ADFC-Ranking 2012 belegt die Stadt Platz 24. Das Ranking vergleicht alle Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern und beachtet Faktoren wie Sicherheit auf den Radwegen, Ampeln für Radfahrer bis hin zu Winterdienst auf Radwegen. München hat hier die Nase vorn und belegt Platz fünf. Anders sieht es bei der Autonutzung aus: Fast jeder zweite Münchener besitzt ein Auto, in Berlin nur jeder dritte.

Da beide Städte Carsharing anbieten, gibt es ein Unentschieden.

FlächennutzungEtwa siebzig Prozent der Fläche ist in beiden Städten Siedlungs- bzw. Verkehrsfläche, da unterscheiden sich die Großen wenig. Für eine Großstadt jedoch ungewöhnlich ist der Anteil naturbelassener Fläche in Berlin: Jeder vierte Quadratmeter der Hauptstadt ist Natur - also Parks, Wälder und Seen. Der Weg ins Grüne ist nicht weit in Berlin.

Sieger: Berlin

AbfallmanagementMünchener produzieren zwar mehr Müll als Berliner, recyceln aber auch mehr. Im Schnitt macht jeder Berliner 2010 407 Kilogramm Abfall, jeder Münchener 419 Kilogramm. Damit lagen sie allerdings noch weit unter dem Bundesschnitt: Er liegt bei etwa 450 Kilo.

Bei der Recyclingquote sieht es genau umgekehrt aus: Getrennt gesammelte Bioabfälle und Wertstoffe waren bei den Berlinern etwa ein dritte aller Abfälle, bei den Münchenern 41 Prozent.

Da beide Städte in etwa gleich liegen, gibt es auch hier ein Patt.

EnergieSo richtig Strom verschwendet - zumindest, wenn man den Bundesdurchschnitt (1852 kWh Strom) als Maßstab nimmt - keine der beiden Städte. Mit einen Verbrauch von 1704 kWh Strom (Berlin) bzw. 1695 kWh Strom (München) liegen die beiden Metropolen fast gleichauf.

Anders sieht es mit der Solarkraft aus - das ist in einer Großstadt ein schwieriges Thema. Hier wohnen viele Mieter. Und die können sich in der Regel keine Solarpanels aufs Dach schrauben lassen. Dennoch kommen in München immerhin 1446,2 Quadratmeter Solarpanels auf 100000 Einwohner, in Berlin sind es 1142,9 Quadratmeter. Der Städtedurchschnitt liegt etwa bei 4000 Quadratmeter - in beiden Städten gibt es hier also noch großes Potential.

(Kleiner) Sieger: München

Fazit:Das wird den Bayern gefallen, die ohnehin vor Stolz kaum laufen können: Berlin punktet in der Kategorie Flächennutzung, München hat dafür bessere Luft. Bei Verkehr und Abfall gibt es ein Unentschieden. Doch die Landeshauptstadt schneidet leicht besser bei Energie ab. München gewinnt so den Städtevergleich mit Berlin!

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