Biokraftstoffe Audi entwickelt Sprit aus Pflanzenabfällen

Audi treibt die Herstellung von grünem Sprit aus Holz- und anderen Pflanzenabfällen voran. Eine erste Pilotanlange entsteht in Sachsen-Anhalt.

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Der Autobauer Audi rüstet sich für die Zeit, in der Erdöl knapp und teuer wird. Dafür haben die Ingolstädter jetzt einen Vertrag mit dem Biotechnik-Spezialisten Global Bioenergies geschlossen.

Das französische Unternehmen, das außerhalb von Paris sitzt, ist weltweit führend in der Herstellung eines als Isobuten bekannten Flüßiggases, einem Nebenprodukt von Erdöl. Das spannende für Audi: Die Franzosen stellen den Stoff nicht aus Öl her, sondern aus Pflanzenabfällen.

Und was das ganze noch spannender für den Autobauer macht: Isobuten wiederum ist eine Vorstufe von Isooktan, einem heute schon genutzten Additiv in Benzin, das die Klopffestigkeit verbessert. Isooktan lässt sich in beliebigen Mengen jeder Art von Benzin beimischen.

Die zwei Partner wollen nun herausfinden, ob der biologisch hergestellte Benzinzusatz genauso gut ist wie der auf Erdöl basierende. Das Verfahren hat durchaus Potenzial, denn die Masse an Pflanzenabfällen weltweit ist riesig. Bisher ist es aber keinem Unternehmen gelungen, den grünen Sprit wirtschaftlich herzustellen. Im besten Fall ist er mit den aktuellen Verfahren doppelt so teuer wie herkömmliches Benzin oder Diesel. Die Kosten zu senken wird deshalb wohl auch die größte Herausforderung für die Partner.

Sprit aus ZuckerrübenGlobal Bioenergies produziert sein Isobuten aus Zucker, bisher in einer Pilotanlage in Nordfrankreich. Den Rohstoff liefern zunächst Pflanzen wie Getreide und Zuckerrüben. Audi und sein französischer Partner wollen allerdings die Konkurrenz zu Nahrungsmitteln vermeiden. Deshalb arbeiten die Ingenieure bei Global Bioenergies auch an biologischen und chemischen Verfahren, Zucker aus Biomasse wie Holzabfällen herzustellen.

Die ersten Zucker dieser Herkunft haben die Ingenieure in Nordfrankreich schon zu Isobuten vergoren. Das geschieht in Bioreaktoren, in denen entsprechend gezüchtete oder genmanipulierte Mikroorganismen den süßen Stoff aus den Pflanzenabfällen herauslösen.

Das für Audi bestimmte Isooktan produzieren die Franzosen in Leuna, in Sachsen-Anhalt. Dort betreibt die Fraunhofer-Gesellschaft das Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP), eine Anlage, in der Techniken zur chemischen Nutzung von Biomasse entwickelt werden. Es geht vor allem um hochwertige Chemikalien und Treibstoffe.

Global Bioenergies baut dort aktuell eine Pilotanlage zur Herstellung des Biotreibstoffes. Die Investitionskosten liegen bei 5,7 Millionen Euro, die das Bundeministerium für Bildung und Forschung trägt. Die Anlage wird in zwei 5000-Liter-Bioreaktoren, in denen die Mikroorganismen stecken, jährlich 100 Tonnen Isobuten produzieren. Schöner Nebeneffekt: Außer zu einem Benzinadditiv lässt sich Isobuten auch zur Herstellung von Plastik verwenden.

Hilfe aus NeuseelandDie Franzosen testen zudem einen zweiten Weg, erklärt Thomas Buhl, Leiter der Geschäftsfeldentwicklung bei Global Bioenergies. Das neuseeländische Unternehmen LanzaTech, das mit einem biologischen Verfahren Abgase aus Stahlwerken in Ethanol umwandeln kann, hat seine Mikroorganismen in den Produktionsweg der Franzosen eingebaut.

Die Kleinstlebewesen produzieren Isobuten aus sogenanntem Synthesegas, einer Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Das Gas lässt sich beispielsweise durch gewinnen, dass man Müll und nicht essbare Biomasse im trockenen Zustand stark erhitzt - ein Prozess, der als Verschwelen bekannt ist.

Das Isooktan-Projekt ist Audis aktuell zweiter Versuch zur Herstellung von Treibstoffen aus Biomasse. Mit dem Unternehmen Joule im US-Bundesstaat New Mexico arbeitet Audi an der Herstellung von dem Benzinersatz Ethanol aus Algen.

Außerdem ist Audi am Betrieb einer sogennanten Power-to-Gas-Anlage im niedersächsischen Werlte beteiligt. Dort wird aus CO2 und überschüssigem Windstrom das Gas Methan hergestellt, das Erdgas-Autos tanken können.

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