Jimmy Chen ist so etwas wie der Vorzeige-Chinese. Als Winston Lackin erfährt, dass man zur Holzindustrie recherchiert, ruft der langjährige Außenminister Herrn Chen an. Der ist der Chef von „Mobi Chen/Woodworking Factory“ und produziert hier in Suriname, statt Tropenholz nur ins Ausland zu exportieren. In dem Land mit 550.000 Einwohnern kennt fast jeder jeden. Und wo viel über die Ablösung der USA als führende Wirtschaftsmacht durch China geredet wird, ist das kleinste Land Südamerikas gerade ein sehr interessantes Beispiel.
Rund zehn Prozent der Bevölkerung sind bereits Chinesen, das hat auch historische Gründe, weil Chinesen schon im 19. Jahrhundert in die am Atlantik gelegene niederländische Ex-Kolonie einwanderten. Im Parlament sitzt sogar ein Abgeordneter chinesischer Abstammung. Herr Chen lebt hier seit vielen Jahren, aber er fühlt sich weiter als Chinese. Mit eigenen Restaurants und Läden hat man seine eigene Welt.
Gerade in der Holzindustrie dominieren chinesische Geschäftsleute zunehmend den Markt, dazu ein Unternehmen aus Malaysia. Herr Chen führt das Unternehmen mit seinem Sohn Xu Dong. Sägen kreischen, Stämme mit edlem Tropenholz werden zersägt, draußen türmen sich wie Sanddünen die Sägemehlberge. „Vier Container Holz liefern wir etwa pro Monat nach Europa“, erzählt Chen beim Gang durch die Fabrik, 70 Mitarbeiter hat er, überwiegend Chinesen. „Wir benutzen das Holz für Bodenbeläge.“ Abnehmer sind vor allem Belgien, Deutschland, England.





Es ist eine dieser klassischen Globalisierungsgeschichten - aus Klimaschutzgründen sollte aus Sicht von Fachleuten am besten gar kein Tropenholz mehr hier im südamerikanischen Regenwald abgeholzt werden. Aber der Boom bei edlen, robusten Bodenbelägen, zum Beispiel für die schicke, 50 Quadratmeter große Dachterrasse in Berlin-Mitte, Paris oder London, wird in Suriname als Wirtschaftsmotor angesehen. Doch es ist nicht unbedingt die heimische Wirtschaft, die davon profitiert.
Überall gibt es in der Hauptstadt Paramaribo chinesische Supermärkte. In den Casinos werden Abend für Abend Unmengen an Dollars eingesetzt und es gibt einen großen Massage- und Amüsierclub, das „Su Dong Ressort“, wo eingeflogene Programmdamen aus China für bestimmte sexuelle Vergnügungen anzutreffen sind. Man gibt sich wortkarg, wenn es darum geht, Geschäfte und Verbindungen zur Politik zu besprechen.
Es gibt von Seiten eines deutschen Vertreters einer internationalen Organisation Hinweise, dass die Forstbehörde zerschlagen und direkt dem Präsidenten Desi Bouterse unterstellt werden könnte - der war früher an einem Militärputsch beteiligt und agierte als Diktator. In den Niederlanden wurde er wegen Kokainhandels in Abwesenheit zu elf Jahren Haft verurteilt. Ex-Außenminister Lackin ist einer seiner engsten Berater, stolz erzählt er, dass ihn die Kommunistische Partei Chinas zu einem zehntägigen China-Aufenthalt eingeladen habe.