Eco-Design Wie aus Gras ein Sessel wird

Vor 16 Jahren erfanden zwei italienische Designer einen Sessel aus Gras. Nun feiert „Terra“ sein Comeback.

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Bequem und nachhaltig zugleich: der Grassessel

Man nehme etwas Pappe, Erde und Grassamen – und fertig ist der neue Lieblingssessel. Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber fast: Ein italienisches Designerduo hat Do-it-yourself-Gartenmöbel kreiert, die nachwachsen.

"Es gab ihn schon mal", erzählt Piergiorgio Robino vom italienischen Design Studio Nucleo, "doch dann verschwand Terra aus dem Sortiment, weil das eigens vorgestanzte Gerüst aus Karton ausverkauft war." Terra, das war ein Grasfauteuils, das die beiden Designer Piergiorgio Robino und Andrea Sanne 2000 im Rahmen des Mailänder Möbelsalons präsentierten.

Die Designer Piergiorgio Robino und Andrea Sanne beim Aufbau des Sessels. (Foto: Studio Nucleo/Twinpixelvideo.it)

Das Konzept war simpel: Speziell zugeschnittene und zusammengesetzte Kartonvorlagen wurden mit Erde und Grassaatgut gefüllt. Heraus kam der Terra grass armchair. Das Modell fand großen Anklang in der Design-Szene, es war im Pariser Centre Pompidou zu sehen und auf der Biennale von Belo Horizonte in Brasilien.

Crowdfunding verhalf zum Comeback

Dank einer gelungenen Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter feiert das Grasfauteuils nun sein Comeback – und das sogar serienmäßig. "Die Zeiten haben sich geändert", so Robino. "Es gibt neue Techniken zur Herstellung der Kartongerüste und nachhaltige Ideen sind gefragt wie nie zuvor."

Nucleo fand außerdem eine Möglichkeit, Terra auf einfach Weise zu vertreiben - denn das Basis-Set besteht aus Pappe und Grassamen und lässt sich so ganz einfach verschicken. Den Rest muss der Käufer selbst machen.

TERRA! v2.0 Growing Furniture from Nucleo on Vimeo.

"Es ist eine Art DIY-Projekt, das Spaß macht, das eine Bindung zum Objekt schafft und lebendig ist, denn es wächst, wie ein Baum", sagt Robino. Das Tolle: Man muss kein Architekt oder Designer sein, um dieses Möbelstück herzustellen.

"Wir verkaufen kein fertiges Produkt sondern eine Idee", sagt der Designer aus Turin. "Wir bieten nur das Gerüst oder vielmehr die Hauptzutat, und Erde gibt es überall auf der Welt."

Warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist

Und so geht's: Der Käufer erhält eine Art Gerippe aus Wellkarton, das er nach Anleitung zusammenstecken muss. Das Konstrukt muss zu zwei Dritteln mit Steinchen oder Blähton gefüllt werden. Wichtig ist, dass sich das Füllmaterial nicht zusammendrücken lässt. Ins letzte Drittel kommt sandige Erde, die Oberfläche bestückt man mit Grassamen. Dann heißt es regelmäßig gießen.

Nach etwa zwei Monaten ist es so weit und man kann Platz im Grünen nehmen. Sehen und anfassen zu können, was man gemacht hat – auch das trifft den Zeitgeist. Laut den Herstellern sollen die Sessel außerdem helfen, wieder in Kontakt mit der Natur zu kommen – und zu bleiben. Schließlich benötigen die Sitzgelegenheiten auch Zuwendung mit einer Rasenkantenschere. Nur so können sie ihr gepflegtes Erscheinungsbild wahren.

Das Ganze hat allerdings seinen Preis: Etwa 195 Euro muss man für die Sesselversion hinblättern, für das Sofa sind es sogar 380 Euro. Dafür hat man echte, selbst gepflanzte Designerstücke im Garten stehen, die sich perfekt in die Landschaft einfügen und einfach nachwachsen.

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