EEG-Umlage Bayern verdienen 800 Millionen Euro an Energiewende

Eine aktuelle Auswertung zeigt, wie sich die EEG-Umlage auf die einzelnen Bundesländer auswirkt.

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Rund die Hälfte der Stromrechnung eines deutschen Haushalts sind gesetzliche Abgaben. Allein die EEG-Umlage, die im Zuge der Energiewende fällig wird, macht mit 6,34 Cent pro Kilowattstunde rund ein Fünftel des Strompreises aus. Das stellt viele Verbraucher vor Probleme: In Deutschland gilt inzwischen jeder sechste Haushalt wegen steigender Preise für Strom, Öl und Gas als energiearm. 

Jetzt zeigt eine Auswertung des Bundesverbands Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in welche Bundesländer die Umlage fließt (Report als PDF).

Die Zahlen, auf deren Basis der BDEW rechnet, sind dabei folgende: Seit der Einführung des EEG im Jahr 2000 ist der Anteil der Erneuerbaren Energien am Inlandsstromverbrauch auf insgesamt 25 Prozent angestiegen. 2012 haben mehr als 1,34 Millionen Anlagen 118 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Ökostrom erzeugt. Die regionale Verteilung der Anlagen ist dabei sehr unterschiedlich - und dadurch auch die damit verbundenen Vergütungsströme der EEG-Umlage in die Bundesländer.

Bayern profitiert am meisten von der EnergiewendeNiedersachen hat mit rund 127.275 Anlagen (davon sind nur 5000 Windräder) im Jahr 2012 rund 21 Milliarden kWh Strom erzeugt und ist damit das Bundesland Nr. 1 bei der Menge EEG-geförderten Stroms.

Interessant sind im Vergleich dazu die Zahlen aus Bayern. Das Bundesland, das zuletzt durch Kritik an der Energiewende aufgefallen ist, verfügt über 441.504 Ökostrom-Anlagen (davon nur 559 Windräder). Bayern erhält auch das meiste Geld aus dem EEG-Topf - circa 40 Prozent mehr als Niedersachsen -, obwohl es mit 19 Milliarden kWh nur unwesentlich weniger Ökostrom produziert als die Norddeutschen. Das liegt vor allem an den vielen Solaranlagen in Bayern, deren Strom hoch vergütet wird.

2012 flossen laut der BDEW-Auswertung vier Milliarden Euro EEG-Umlage nach Bayern. Da das Land aber auch der zweitgrößte Stromverbraucher der Republik ist, bezahlt es mit 3,2 Milliarden Euro auch den zweithöchsten Betrag für die Förderung der Erneuerbaren Energien. Im Saldo ergibt dies für Bayern einen Energiewende-Gewinn von knapp 800 Millionen Euro.

Niedersachen dagegen erhält aus dem EEG-Fördertopf rund 2,3 Milliarden Euro, muss aber als viertgrößter Stromverbraucher auch 2,1 Milliarden in den EEG-Fonds einzahlen. Macht ein Plus von 200 Millionen Euro.

In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (NRW) erhalten die Anlagenbetreiber zwar ebenfalls große Mittelzuflüsse, doch diese können den hohen Stromverbrauch nicht kompensieren. Im Saldo resultiert ein Mittelabfluss von 1,1 Milliarden Euro für Baden-Württemberg und 2,9 Milliarden Euro für NRW.

Umso verwunderlicher also, dass in der jüngsten Debatte das größte Geschrei gegen den Kostenanstieg bei der Energiewende aus Bayern kommt. Im Vorfeld der Kommunalwahlen wehrt sich der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gegen die Nord-Süd Stromtrasse, zusätzliche Windräder und Pumpspeicherwerke.

Im Interview mit der Bild-Zeitung setzt sich Seehofer, angesichts der steigenden Stromkosten, für eine Überprüfung der nationalen Energiepolitik ein. Wie das mit der Tatsache zusammenpasst, dass die Bayern die größten Profiteure der  EEG-Umlage sind, bleibt sein Geheimnis. Immerhin gilt ihm Bayern als „Musterland der Energiewende“.

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