Nach 100 Kilometern ist die Batterie leer, dabei ist er zweimal so teuer wie seine Kollegen. Wirtschaftlich ist die Anschaffung des 40-Tonnen-Lkw der Scherm-Gruppe nicht. Aber es ist ein erster Versuch.
Seit drei Monaten fährt der elektrische Brummi täglich zwischen dem BMW-Werk in München und dem international tätigen Systemdienstleister hin und her. 48 Kilometer – das schafft der PS-starke Stromer wiederum ganz locker. Vor allem im Stadtverkehr profitiert der Lkw vom stop and go und damit von der Rekuperation, über die der Akku immer wieder leicht aufgeladen wird. „Vom Energieverbrauch her ist der Lkw sehr gut“, so Scherm-Pressesprecher Maximilian Roos
Selbst im Sommer bei 40 Grad Hitze haben die Batterien nicht schlapp gemacht. Und die Fahrer sind nach anfänglicher Skepsis begeistert. „Am meisten gefällt unseren Fahrern das hohe Drehmoment“, so Ulf Frenzel, Fuhrparkleiter bei der Scherm-Gruppe.
Mit dem Winter kommt die nächste Herausforderung. Sprecher Maximilian Roos sieht dem aber gelassen entgegen. „Ich rechne nicht mit Problemen.“ Bisher ist der Batterie-Brummi zuverlässig. Das muss er auch sein. Eingesetzt wird er für Just-in-Time-Materialtransporte. Eine halbe Stunde Verspätung ist da schon eine Katastrophe.
Das Volumen der beiden Batteriepacks ist groß. Geschützt in riesigen Kästen sind die 152 x 64 x 73 cm großen Lithium-Ionen-Magnesium-Phosphat-Akkus an den hinteren Achsen angebracht. Eine Kapazität von 113 Kilowattstunden liefert das Energiepaket bei 614 Volt.
Einziger E-Lkw in dieser GrößeFür den Einsatz auf der Straße ist der Lkw eigentlich nicht konzipiert. Der niederländische Hersteller Terberg hat ihn für Hafenterminals entworfen und damit für andere Anforderungen als im Straßenbetrieb ausgelegt. Es ist daher in dieser Größe der einzige Elektro-Lkw für Materialtransporte auf öffentlichen Straßen.
Deshalb liegt es auch an ihm zu beweisen, ob die Elektromobilität auch bei Brummis gelingen kann. Zumindest abseits der Autobahn, für die ist nämlich nicht nur die Reichweite zu gering, auch die Geschwindigkeit von 40 km/h verbietet den Einsatz auf Schnellstraßen. Auch der Preis ist alles andere als attraktiv. Die Scherm Gruppe, die den Elektro-Lkw zusammen mit der BMW Group betreibt, hat einen sechsstelligen Betrag in das Pilotprojekt investiert.
Doch die neue Technologie hat auch einige Vorteile: Durch den alternativen Antrieb ist der Lkw CO2-frei im Verkehr, leise und nahezu ohne Feinstaubbelastung für die Umwelt unterwegs. Das zeigt sich auch in der Gesamtbilanz im Vergleich zu einem Lkw mit Dieselmotor: 11,8 Tonnen CO2 wird der umweltfreundliche Laster jährlich einsparen. Das verpulvern selbst manche BMW-Fahrer erst bei der dritten Weltumrundung, will man die Umweltverschmutzung mit der eines Autos vergleichen. Und das ist am Ende des Tages auch ein Service, sagt Roos: "Der Bedarf bei unseren Kunden, die Lieferkette nachhaltig zu gestalten, nimmt zu.“