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Elektroautos in Deutschland 2020 könnten 750.000 auf der Straße sein

Eine Studie hält 750.000 Stromer bis 2020 für wahrscheinlich. In den Jahren darauf könnte der Anteil auf 3 Millionen steigen.

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Rund 98.000 Elektroautos sind derzeit laut Kraftfahrt-Bundesamt auf deutschen Straßen unterwegs. Bis 2020 wünscht sich die Bundesregierung eine Million von den batteriegetriebenen Fahrzeugen.

Eine Verzehnfachung der Zahlen in nur sechs Jahren, ist das machbar? Unternehmen und Experten sind sich uneins. Sicher ist: Es wird knapp. Eine neue Studie der Analysten der Unternehmensberatung Kienbaum korrigiert die Erwartungen nun nach unten, überrascht aber auch mit einer ungewohnt optimistischen Langzeit-Prognose.

750.000 Elektroautos bis 2020, das halten die Experten in ihrer jüngst veröffentlichten Modellstudie (Titel: Marktentwicklung Elektromobilität in Deutschland) für wahrscheinlich. Fünf Jahre später seien dann schon rund 2,9 Millionen elektrisch betriebene Wagen in Deutschland unterwegs. Gemeint sind sowohl Autos, die nur mit Strom fahren, als auch Fahrzeuge, die zusätzlich zu einem Benzinmotor eine am Netz aufladbare Batterie haben.

Der zentrale Grund für die rasant steigende Zahl laut den Experten: Haben sich Elektroautos erst einmal in Firmenflotten durchgesetzt, werde die Nutzung allgemein stark steigen. Immerhin ist beinahe jedes dritte verkaufte Auto in Deutschland ein Firmenwagen. Hier eine Grafik, die den von Kienbaum prognostizierten Absatz von Elektroautos bis 2025 zeigt:

Der Anteil von Elektroautos, die ausschließlich von einer Batterie angetrieben werden ist dunkelblau markiert. Weitaus größer ist der Anteil von Plug-In Hybridautos, die neben einem herkömmlichen Kraftstoff- auch über einen Elektromotor verfügen. Wasserstoffautos sind gelb eingezeichnet und stellen den kleinsten Anteil dar.

Die Verkäufe von Elektroautos werden explodierenAb 2022, spätestens 2023, würden nach den Firmenkunden allmählich auch Privatkunden auf Elektroautos umsteigen, meinen die Kienbaum-Experten. 2025 würden schließlich rund 762.000 batteriegetriebene Neuwagen jährlich verkauft. Ein Anteil am Gesamtverkauf von beachtlichen 27,2 Prozent. Derzeit liegt der Anteil bei unter 0,3 Prozent.

Hauptaugenmerk der Studie ist das Kosten-/Nutzenverhältnis für Endverbraucher. Entscheidend waren dabei folgende Fragen: Welche Kosten stehen dem Nutzen von Elektroautos für die einzelnen Kundengruppen gegenüber? Bei welcher Kundengruppe wird der Nutzen als erstes überwiegen? Wann werden andere Kundengruppen folgen?

Diverse Ansätze in einer ModellstudieDie Kienbaum-Experten werteten zur Klärung dieser Fragen diverse vorhandene Studien aus und führten rund 350 Experteninterviews mit Herstellern, Zulieferern und Wissenschaftlern. Hinzu kamen Befragungen von Konsumenten. Aus den gesammelten Ergebnissen leiteten sie ihre Erkenntnisse ab. Von zentraler Bedeutung, so zeigte es sich, sind die Firmenflotten.

Der Vorteil der Nutzung von Elektroautos in Unternehmen liegt auf der Hand: Die begrenzte Reichweite und die mangelhafte Ladeinfrastruktur fallen bei gewerblich genutzten Wagen weitgehend weg. Sie werden ohnehin überwiegend für Kurzstrecken genutzt und die Angestellten können sie am Unternehmensstandort laden. Gleichzeitig sorgt die verstärkte Nutzung von Elektroautos in Unternehmen allgemein für steigende Akzeptanz und baut Skepsis gegenüber der alternativen Antriebsform ab.

 Konservative Schätzungen als GrundlageMit der Zeit werde laut Einschätzung der Experten die Reichweite der Batterien erhöht, mit steigenden Absätzen sinke auch der Preis für die elektrischen Fahrzeuge. Die Experten gehen nach eigener Aussage von eher konservativen Veränderungen bei der Entwicklung der Technologie und den Kosten aus.

Mittelfristig sei mit einer Reichweite von 150 bis 200 Kilometern bei den Fahrzeugen zu rechnen. Bisher sind es eher zwischen 100 und 150 Kilometer. Der Preis für die Akkus werde auf 250 Euro pro Kilowattstunde Ladekapazität sinken. Derzeit liegt er eher im Bereich von 300 Euro. Batterie-Experten gehen vereinzelt sogar von einer Preissenkung auf bis zu 150 Euro pro Kilowattstunde aus.

Einen Faktor haben die Kienbaum Experten allerdings nicht gemessen: Den Fahrspaß. Und der liegt bei einem Elektroauto sehr viel höher als bei einem herkömmlichen Benziner. Sollten die Stromer also tatsächlich in den kommenden Jahren ein ähnliches Preisniveau wie Benziner und Dieselfahrzeuge erreichen, könnte die Millionengrenze doch schon 2020 überschritten werden. Einer Umfrage zufolge könnten 2020 schon 6,2 Millionen E-Fahrzeuge in Deutschland unterwegs sein.

Nachtrag: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass "sowohl Autos, die nur mit Strom fahren, als auch Fahrzeuge, die zusätzlich einen Benzinmotor haben" in der Studie berücksichtigt werden. Genauer ist, dass sowohl Autos, die nur mit Strom fahren, als auch Fahrzeuge, die zusätzlich zu einem Benzinmotor eine am Netz aufladbare Batterie haben berücksichtigt wurden. Hybride, die nicht am Netz geladen werden können zählen also nicht dazu.

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