Entwicklungshilfe aus Deutschland Ingenieure ohne Grenzen

Für sauberes Trinkwasser sorgen? In Deutschland sind dafür Ingenieure zuständig - deshalb kümmert sich die Organisation "Ingenieure ohne Grenzen" auch um Entwicklungshilfe im Ausland.

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Die Ingenieure ohne Grenzen arbeiten mit der lokalen Bevölkerung an Infrastruktur-Projekten. (Foto: Sebastian Wolligandt)

Weltweit besitzen fast 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Besonders in ärmeren Ländern führt verunreinigtes Wasser zu Krankheiten oder zum Tod. In anderen Ländern würde man Entwicklungshelfer oder Erfinder mit einer Lösung für solche Probleme beauftragen – in Deutschland machen sich Ingenieure auf den Weg, um für sauberes Wasser zu sorgen.

Im afrikanischen Tansania entstehen nun Zisternen, die Regenwasser und Wasser aus der kommunalen Versorgung speichern und aufbereiten. Zur Reinhaltung wird einzig die Kraft der Sonne benötigt. Eine Idee von Claudia Süssemilch - eine von rund 70 Frauen und Männern die sich jedes Jahr auf allen Kontinenten dieser Welt über die Hilfsorganisation "Ingenieure ohne Grenzen" dafür einsetzen, die Welt ein wenig zu verbessern.

Seit 13 Jahren entsendet die gemeinnützige Organisation, der über 3700 Mitglieder angehören, Ingenieure ins Ausland. Sie bauen eine nachhaltige Energieversorgung in Äthiopien auf, richten Solarpumpen in Brasilien ein oder helfen beim erdbebensicheren Aufbau von Schulen in Nepal. Manchmal für ein paar Wochen, manchmal für ein paar Monate. Auch in Deutschland helfen sie und führen zum Beispiel einen Kursus für technisches Deutsch für Flüchtlinge in Baden-Württemberg durch.

Wasserreinigung mit UV-Strahlung

Ein Entwicklungsland wie Tansania mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, ist keine leichte Aufgabe. Es fehlt an Know-how, Chemikalien und finanziellen Mitteln für konventionelle Reinigungsverfahren. Als junge Chemieingenieurin hat Claudia Süssemilch eine clevere Lösung für dieses Problem gefunden: Sonnenenergie. UV-Strahlung treibt dabei einen simplen chemischen Prozess an. Aus Wasser und Sauerstoff werden kurzlebige Radikale, die organische Verbindungen zersetzen und Bakterien und andere Verunreinigungen wirksam bekämpfen. Bereits heute versorgt Claudias erste Zisterne dieser Bauart ein ganzes Studentenwohnheim in der tansanischen Stadt Mtwara mit gesundem Trinkwasser.

Rund 35 Projekte werden zurzeit von "Ingenieure ohne Grenzen" umgesetzt und über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Fördergelder finanziert. Viele davon über mehrere Jahre. Dazu zählt auch der Bau von Kleinstbiogasanlagen in Tansania, die die Menschen zur Gewinnung von Gas zum Kochen nutzen. Damit soll Holz durch Kuhdung und pflanzliche Reststoffe wie Kochbananen, die ein Grundnahrungsmittel in Tansania sind, ersetzt werden.

Arbeit in der Zisterne. (Foto: Ingenieure ohne Grenzen)

Siebenmal war auch René Langheinrich schon vor Ort. Hat sich mit den Menschen ausgetauscht, die Idee vorangetrieben, die Arbeiten koordiniert. Wichtig ist für ihn, die Menschen mit einzubinden. Nicht über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden und ihnen eine Technik überzustülpen, die sie langfristig nicht nutzen können. "Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten es vor Ort gibt und worauf man aufbauen kann", erklärt der Maschinenbauer und Projektkoordinator. Nur wenn das Engagement auf breiten Konsens vor Ort stößt, ist der Einsatz aus seiner Sicht sinnvoll.

"Kreative Ansätze können nur funktionieren, wenn man weiß, was die Menschen einbringen können", erklärt Langheinrich. Umfangreiches Wissen und Erfahrungen seien meist vorhanden. Das müsse genutzt und darauf müsse aufgebaut werden. Die Organisation könne da nicht viel mehr machen, als die Menschen zu ermuntern: "Wir sind keine Heilsbringen, höchstens Impulsgeber."

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