Erdkabel mit Rekordlänge Jetzt wird der Netzausbau unsichtbar

Der Netzbetreiber TenneT baut ein Erdkabel mit der Rekordlänge von 18 Kilometern - eine Herausforderung.

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Rohre, in denen Erdkabel Strom transportieren sollen. Quelle: dpa

Die Proteste von Bürgern und CSU-Politikern in Süddeutschland gegen Stromautobahnen zeitigen einen Teilerfolg, zunächst allerdings in Niedersachsen: Das nächste wichtige Leitungsprojekt, das Windenergie aus dem Norden in die Verbraucherzentren im Süden transportieren soll, kommt unter die Erde. Der niederländisch-deutsche Netzbetreiber TenneT hat verbindlich zugesagt, die 380.000-Volt-Leitung zwischen Ganderkesee bei Bremen und Diepholz-St. Hülfe bei Vechta teilweise unterirdisch zu verlegen.

"Als Betreiber des europaweit längsten Drehstrom-Erdkabel-Abschnitts werden wir unsere Expertise auch in das Erdkabel-Pilotprojekt Ganderkesee-St. Hülfe einbringen", sagt Lex Hartman, Mitglied der TenneT-Geschäftsführung. Diese bestehende Verbindung ist zehn Kilometer lang und seit rund zwei Jahren in der Nähe von Amsterdam in Betrieb.

Nach einem umfangreichen, gut 13 Jahre dauernden Genehmigungsverfahren hat die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr jetzt den genauen Trassenverlauf für die Höchstspannungsleitung festgelegt. Sie ist insgesamt rund 60 Kilometer lang.

Vier Teilabschnitte mit einer Gesamtlänge von 18 Kilometern werden unterirdisch verlaufen. Das ist ein neuer europäischer Rekord. Und der ist nicht nur unter der Erde beeindruckend: Bei jedem Wechsel von Hochspannungsleitung zum Erdkabel - und umgekehrt - sind mächtige Bauwerke nötig. Sie ragen 37 Meter hoch in die Luft. Der größte Teil der Übergabestationen befindet sich allerdings im Untergrund.

Erdkabel nicht unumstrittenAuch wenn vielen Spaziergängern und Anwohnern der Blick auf Hochspannungsleitungen erspart bleibt: Erdkabel haben nicht nur Vorteile. Zum einen sind sie bis zu zehnmal teurer, so der Netzbetreiber 50hertz. Zum anderen sind sie störanfälliger als Freileitungen.

Reparaturen dauern jeweils mehrere Wochen, während Seile an Hochspannungsmasten so gut zugänglich sind, dass Pannen oft innerhalb von Stunden behoben sind. "Auf der Höchstspannungsebene ist der Einsatz von Drehstrom-Erdkabeln noch nicht Stand der Technik", erläutert TenneT das Dilemma.

Die neue Leitung sei nötig, um Lücken im Übertragungsnetz zwischen Ems und Elbe zu schließen, so der Netzbetreiber. Es wird die vierte Nord-Süd-Höchstspannungs-Drehstromverbindung in Niedersachsen sein. Die anschließende Verbindung von Sankt Hülfe bis Wehrendorf bei Osnabrück baut der Netzbetreiber Amprion. In Wehrendorf hat die neue Nord-Süd-Verbindung Anschluss an eine Leitung ins Ruhrgebiet. Dadurch werden Kapazitäten für den Windstromtransport über eine bestehende Leitung weiter in den Süden frei.

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