Ein kleiner Blick zurück zu den Anfängen des Automobils offenbart: Elektroautos sind keinesfalls eine moderne Erfindung. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts galten sie als Zukunft der Mobilität. Die benzinschluckende Konkurrenz wurde nur belächelt und galt als schmutziges Nischenprodukt. Erst die Erfindung des elektrischen Anlassers für den Otto-Motor setzte dem aufladbaren Siegeszug ein jähes Ende.
Wir haben dokumentiert, welche Ideen es vor dem Siegeszug des Verbrennungsmotors gab – eine Zeitreise zu den Anfängen der Elektromobilität.
1881: Stromer Nummer einsDer französische Physiker und Erfinder Gustave Trouve stellt das erste mit Strom betriebene Auto der Welt vor. Ein Motor mit gleich sechs Bleiakkus treibt das dreirädrige Gefährt an. Die Spitzengeschwindigkeit liegt damals bei sagenhaften zwölf Stundenkilometern, also vergleichbar mit einer Pferdekutsche. Während sich die Elektromobilität steigender Beliebtheit erfreut, tüftelt Carl Benz noch am Verbrennungsmotor. Der erste Motorwagen kommt erst fünf Jahre später auf den Markt.
1898: Der erste PorscheDie erste Konstruktion von Ferdinand Porsche, der P1, war ebenfalls ein Elektroauto. Im Sommer vergangenen Jahres wurde das Gefährt in einer österreichischen Scheune gefunden - und jetzt der Öffentlichkeit präsentiert. Der Elektromotor Marke Eigenbau hatte damals drei PS, bei kurzfristiger Überlastung der Akkus schaffte er bis zu fünf PS und damit immerhin 35 Stundenkilometer. Erstaunlich ist vor allem die Reichweite des P1: Etwa 80 Kilometer konnte man mit einer Batterieladung fahren.
Der P1 ist ab sofort im Porsche-Museum in Stuttgart zu sehen.
1899: Weltrekord mit fahrbarem Torpedo
Der Rennwagen „La Jamais Contente“ sorgt kurz vor dem Jahrhundertwechsel für einen Geschwindigkeitsrausch. Dem belgischen Bastler und Rennfahrer Camille Jenatz gelingt in dem torpedoförmigen Wagen die erste Fahrt über 100 Stundenkilometer. Der Erfolg unterstreicht einmal mehr die damalige Dominanz der Elektromobilität.
1902: Der erste Hybrid-Antrieb
Bei der Pariser Weltausstellung 1900 hatte Ferdinand Porsche bereits den Lohner-Porsche vorgestellt. Für den Kutschenmogul Ludwig Lohner griff der Ingenieur in den letzten Jahren immer wieder tief in die Trickkiste. Inzwischen fuhr der Porsche mit einem Benzin- und einem Elektromotor. Der Benzinmotor erzeugt über einen Generator Strom und versorgt so die Batterien unter dem Sitz. Der erste Hybridantrieb der Welt erhöht die Reichweite der Elektroautos schlagartig.
1900 und die Folgejahre: Höhepunkt des Erfolgs
Die Elektromobilität ist auf dem Höhepunkt ihres Erfolges. Benziner gelten als laut, stinkig und unbequem. Den Treibstoff gibt es außerdem zeitweise nur in der Apotheke zu kaufen. In Europa und den USA werden die meisten Fahrzeuge elektrisch betrieben. Selbst Herrscher und Staatsoberhäupter schmücken sich mit den Vorzügen der leisen Gefährte. Zum Fuhrpark von Kaiser Wilhelm gehören gleich drei „Mercedes Electrique“. Durch das vornehme Berlin fährt die „Elektrische Viktoria“ als Taxi (siehe Bild). Selbst Ladestationen für die Batterien gibt es zu dieser Zeit genug. Zeitweise sind in Deutschland 10.000 Elektrofahrzeuge unterwegs, in den USA sogar sechs Mal so viele.