Fahrradtechnik Wie ein Tüftler den Dynamo neu erfunden hat

Ein mit Dynamo angetriebenes Fahrradlicht spart zwar Batterien, aber bremst den Fahrer. Das ist nun vorbei - dank einer Leuchte, die sich selbst mit Strom versorgt.

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Von wegen Startup-Metropole Berlin: Genialität wohnt in Deutschland in der Provinz. Jedenfalls könnte man das bei der Geschichte des Magnic Light denken. Denn der Tüftler und Software-Entwickler Dirk Strothmann erfand vor rund zwei Jahren in Borgholzhausen (im Teutoburger Wald am nördlichen Rand der Westfälischen Bucht gelegen, kurz in NRW) einen Fahrrad-Dynamo samt integriertem Licht. Das Besondere dabei ist, dass er den Radfahrer nicht bremst und auch keine Kabel umständlich am Rahmen verlegt werden müssen.

Das Geheimnis: Die Magnic Light genannte Lampe liegt nicht am Reifen auf, sondern versorgt sich über sogenannte Wirbelströme, die sich zwischen der Aluminiumfelge und der Leuchte bilden, selbst mit Energie.

Strothmann erklärt das Prinzip auf seiner Webseite so: "Man nehme eine Magnetkugel (die kann man in diversen Spielzeugläden bekommen) und lasse sie in einer (nicht magnetischen) Alupfanne oder auf mehreren Lage Alufolie herumrollen. Die Magnetkugel wird von der Pfanne festgehalten als sei diese magnetisch! Was hier passiert ist ein einfach bekannter elektromagnetischer Effekt: Da Aluminium stromleitend ist, werden von der rollenden Kugel Wirbelströme induziert, da eine Relativbewegung zwischen Kugel und Pfanne stattfindet. Diese Wirbelströme haben nun selbst ein Magnetfeld, das die Kugel anzieht und somit festhält. Nichts anderes passiert bei der Felge."

Bis Strothmann allerdings einen Prototypen entwickelt hatte, der genug Licht für eine nächtliche Radfahrt spendet, war einiges an Arbeit nötig. Anfang 2012 konnte Strothman aber dann die ersten Exemplare seiner Leuchte bauen, die er auf mehreren Messen präsentierte.

 

Blieb am Ende die Frage, an der schon viele gute Erfindungen gescheitert sind: Wie bekommt man das Produkt in den Massenmarkt? Die zeitgenössische Antwort darauf: Mittels Crowdfunding. Im Feburar 2012 startete Strothmann eine Kampagne auf der Plattform Kickstarter, um Geld für eine erste Produktion zu sammeln.

Der Versuch hatte Erfolg und bis heute wurden rund 2000 Lichtsysteme in der ganzen Welt verkauft. Aber Strothmann baut alle Leuchten bis heute hauptsächlich per Hand. Um nun wirklich in die Großproduktion der Magnic Light einzusteigen, hat er vor einigen Tagen eine zweite Kickstarter-Kampagne gestartet.

Die erhofften 40.000 Dollar hatte Strothmann schon nach nur zwei Tagen eingesammelt - und der Betrag wächst täglich weiter (siehe Kasten links). Schon im April sollen die Unterstützer die ersten magnetischen Lichter erhalten.

Der einzige Nachteil an der Technik: Billig ist sie mit rund 130 Euro für zwei Vorder- und eine Rückleuchte nicht.

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