Förderprogramme für Gründer Die Jagd auf grüne Start-ups

Nicht nur der Staat will helfen, auch große Konzerne jagen Start-ups. Sie sind hinter innovativen Ideen her - gerade in der Green Economy.

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Die Ausstellung

Wer ein Unternehmen gründet, kann mit etwas Glück Fördergelder einsacken. Wer ein grünes Unternehmen gründet, hat noch bessere Chancen: Immer mehr Programme halten Ausschau nach nachhaltig arbeitenden Start-ups – und in manchen Bereichen gibt es ein regelrechtes Wettrennen um grüne Gründer.

Sehr selbstlos, könnte man meinen. Aber auch die Förderer profitieren von den jungen Firmen. Sei es, weil sie die Start-up-Mentalität in ihr Unternehmen holen wollen, manchmal geht es aber auch gleich um das gesamte Geschäftsmodell. So haben zahlreiche Konzerne – vom Energieriesen Innogy (vormals RWE) über den High-Tech-Konzern Siemens bis hin zu um Umweltunternehmen Veolia – Inkubatoren eingerichtet oder Wagniskapitalfonds aufgelegt.

Staatliche Förderprogramme wollen jungen Unternehmen helfen, die ersten Jahre zu überleben – zur Nachhaltigkeit gehört schließlich auch wirtschaftlicher Erfolg und für den Staat ist die Förderung nicht nur eine Investition in die Volkswirtschaft, sondern stärkt auch den Innovationsstandort Deutschland.

Ein eigenes Programm zur Innovationsförderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft richtet sich vor allem an nachhaltige Innovationen. Das Arbeitsministerium lobt gemeinsam mit der Investitionsbank des Landes Brandenburg das Förderprogramm "Gründung innovativ" aus – auch hier haben Green-Economy-Start-ups Vorteile.

Mehr Interesse an der freien Wirtschaft

Es gibt viele solcher staatlichen Programme – aber sie sind nicht für jeden das Richtige, erklärt Laura Drexler, die sich für Veolia um das Start-up-Programm U-START kümmert: "Vielen Start-ups sind die staatlichen Förderprogramme zu bürokratisch. Der Bewerbungsaufwand ist meist sehr hoch und nur wenige der Bewerber werden letztendlich ausgewählt. Außerdem sind die finanziellen Mittel oft an konkrete Bedingungen geknüpft." Die Gründer wollen aber: weniger Papierkram, mehr Freiheiten, unkomplizierteres Geld.

Veolia hält weltweit nach Innovationen in den Bereichen der Wasser- und Abfallwirtschaft Ausschau. Mit dem Pow! Programm ist das Unternehmen auch in den USA an einem "Accelerator" beteiligt, der die Start-up-Phase beschleunigen soll. Das bedeutet, die Unternehmen bekommen Mentoring und Büroräume angeboten, und natürlich Geld.

Das lockt spannende Firmen an. Etwa Nano Gas Technologies, das mit winzigen Sauerstoffblasen Altöl aus verunreinigtem Wasser holt, um es dann zu recyceln. Oder Wavve Stream, ein High-Tech-Start-up aus Houston. Mit einem selbst entwickelten Gel, das vollständig biologisch abbaubar ist, entfernt es Schwermetalle, Viren, Bakterien, bestimmte Chemikalien und ungewünschte Nährstoffe aus dem Wasser.

So innovative Unternehmen wolle Veolia mit U-START nun auch in Deutschland finden, erklärt Drexler. "Für uns geht es einerseits darum, die drei Firmensparten Wasser, Entsorgung und Energie in einem Projekt zusammenzuführen", erklärt sie. Abteilungen aus verschiedenen Bereichen arbeiten bei diesem Projekt zusammen – das ist gut für die Unternehmenskultur. "Wir wollen auch noch flexibler und kreativer werden, Start-up Kultur ins Unternehmen bringen", so Drexler.

Aber natürlich geht es auch darum, externe Innovationen ins Unternehmen zu holen. Das Umweltunternehmen peilt Kooperationen mit den geförderten Unternehmen an - und so ist es natürlich kein Zufall, dass U-START bereits nach Start-ups der Kreislaufwirtschaft gesucht hat und sich in der nächsten Runde im Winter Energieunternehmen zuwendet.

Warum es gerade auf dem Energiemarkt schwierig ist, Gründer von sich zu überzeugen, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Gerade im Energiesektor ist es gar nicht so leicht, Gründer von sich zu überzeugen: "Es gibt einen starken Wettbewerb um die besten Start-ups", bestätigt Drexler, auch weil es viele Acceleratoren gibt. Große wie das europaweit arbeitende Climate KIC oder das deutsche EXIST vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Energie-Start-ups umkämpft

Aber auch noch spezialisiertere: Der Start Green Award, hinter dem das gemeinnützige Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit steht, ist derzeit im vollen Gange, Interessierte können auf der Homepage über die Finalisten abstimmen. Der Green Alley Award wird in zwei Wochen vergeben. Und Siemens hat diesen Sommer bekanntgegeben, eine Milliarde Euro in Start-ups stecken zu wollen.

"Die meisten neuen Technologien entstehen heute in Start-ups", erklärt Stefanie Zillikens, Sprecherin des öffentlich-privaten High-Tech-Gründerfonds. Der HTGF ist besonders nah dran an jungen Unternehmen, kümmert sich um sie und bringt sie – wenn gewünscht – mit den Großen der Branche zusammen. Und die sind sehr interessiert, bestätigt Zillikens.

"Disruptive Modelle kommen nicht mehr aus den Konzernen – die sich aber trotzdem weiterentwickeln müssen. Sie sind in manchen Branchen einfach auf Start-ups angewiesen", sagt sie. Nicht nur, um sie zu schlucken – manchmal reiche auch eine Kooperation oder Beteiligung.

Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsvorteil

Aber: Wenn ein großes Unternehmen in seiner Wertschöpfungskette auf Nachhaltigkeit achtet, ist es wichtig, dass bei einer Zusammenarbeit auch das Start-up grün denkt. Und wenn nicht, kann sich die nachhaltige Ausrichtung ebenfalls lohnen, wie Miriam Kehl vom Start-up-Förderer Green Alley diesen Sommer in einem Gastbeitrag für WiWo Green geschrieben hat: "Da Rohstoffe weltweit knapp sind und immer teurer werden, haben Unternehmen, die heute schon Ressourcen sparen oder schonend produzieren, einen echten Wettbewerbsvorteil."

Nachhaltigkeit sei auch für den High-Tech-Gründerfonds ein wichtiges Kriterium, sagt Sprecherin Zillikens - wobei nur ein Teil der geförderten Unternehmen aus der Green Economy kommt.

Doch gerade der Kampf um diese Unternehmen könnte künftig mit noch härteren Bandagen geführt werden, sagt Drexler von Veolia. Denn in manchen Bereichen der Green Economy herrscht eine verkehrte Welt: Es sei ebenfalls wichtig, dass das Förderprogramm bei den Jungunternehmern gut ankomme - und schiebt gleich hinterher: "Im Cleantech-Bereich bieten wir Start-ups ein sehr attraktives Programm." Das sei wichtig, um die vielversprechendsten Unternehmen an sich zu binden.

Wer nachhaltig denkt und eine gute und vor allem umsetzbare Idee hat, da sind sich beide Expertinnen einig, der braucht derzeit nur wenig Glück, um große Unternehmen auf sich aufmerksam zu machen. Und das, obwohl mittlerweile jede fünfte Gründung in Deutschland zur Green Economy gehört. Die Jagd auf grüne Start-ups hat längst begonnen.

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In eigener Sache: Veolia ist Sponsor von WiWo Green. Dieser Artikel ist allerdings redaktionell unabhängig entstanden.

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