Frage der Woche Wie klimaschädlich sind Hund und Katze?

Studien zeigen: Hunde stoßen pro Jahr mehr CO2 aus als ein Land Cruiser, der 10.000 Kilometer fährt. Was also tun?

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In unserer Rubrik „Frage der Woche“ gehen wir regelmäßig einer spannenden Frage nach. Heute geht es darum, welchen CO2-Pfotenabdruck Hunde und Katzen hinterlassen. Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns an die Adresse green@wiwo.de. In dieser Woche geht es um den "CO2-Fußabdruck" (beziehungsweise Pfotenabdruck) von Haustieren.

In Deutschland gibt es immer mehr Haustiere. 2012 waren es schon 7,4 Millionen Hunde und 12,3 Millionen Katzen – im Vergleich zu 5,3 Millionen und 8,2 Millionen Exemplaren im Jahr 2010. Ein Fortschritt im Zusammenleben von Mensch und Tier könnte man meinen - aber für das Klima ist diese Entwicklung gar nicht gut, denn Haustiere sind die reinsten CO2-Schleudern. Das zeigen mittlerweile auch wissenschaftliche Studien.

Der schlimmste Klimasünder: Die Katze. 2,2 Tonnen Kohlendioxid werden für eine durchschnittliche Katze mit einem Gewicht von 4 Kilogramm im Jahr in die Luft gepustet. Zum Vergleich: Jeder Deutsche emittiert pro Jahr im Schnitt 10,6 Tonnen.

In die Klimabilanz der Katze mit eingerechnet sind unter anderem Futter, Katzenstreu und der Energieaufwand beispielsweise für das Wasser, das für die Reinigung des Katzenklos verwendet wird. Wer sehr reinlich ist, benötigt dafür jährlich etwa 600 Liter Wasser.

Ihr gegenüber hat ein Hund eine, nun ja, graue Weste. Ein Dackel bringt es beispielsweise auf 1,8 Tonnen und ist zumindest in der theoretischen Energiebilanz eine Schnauzenlänge voraus. Zu vermuten ist jedoch, dass sich das Verhältnis bei größeren Hunden wieder ausgleicht.

Zumal auch diese Vierbeiner ihr Geschäft irgendwo erledigen müssen. Beim Gassigehen in der Stadt kann das schon mal auf der Straße passieren und längst nicht alle Hundebesitzer sind so rücksichtsvoll und kehren ihrem Liebling hinterher. Kommen dann die Stadtreiniger extra mit Autos oder Saugmaschinen, kostet das wieder Sprit und Energie - wie viel genau, das hat bisher niemand berechnet. Aber bei schätzungsweise 55 Tonnen täglich angehäuftem Hundekot in Berlin kommt eine Menge Putzbedarf zusammen.

Doch was ist die Lösung des Klima-Dilemmas auf vier Pfoten? Hunde und Katzen abschaffen? Das meinen zumindest die beiden neuseeländischen Autoren Robert und Brenda Vale in ihrem 2009 erschienen Buch "Time to Eat the Dog?". Ihren Berechnungen zufolge sind allein die Klimakonsequenzen des Futteranbaus für die Haustiere dramatisch.

So verschlingt ein mittelgroßer Hund im Schnitt 164 Kilogramm Fleisch und 95 Kilogramm Getreide im Jahr. Die Anbaufläche zur Produktion des Ganzen beträgt 0,84 Hektar pro Tier. Damit ist der Vierbeiner doppelt so klimaschädlich wie ein Toyota Land Cruiser, der 10.000 Kilometer fährt. Denn, so die Autoren, für die Herstellung und Betankung des Wagens reiche die Energie aus Biomasse von nur 0,41 Hektar Agrarfläche.

Also doch lieber eine Katze als einen Hund? Nicht zu früh gefreut! Wegen der unzähligen kleinen Portionierungen beim Essen entspricht der CO2-Ausstoß der Stubentiger ungefähr dem eines VW Golf auf 10.000 Kilometern (allerdings sind der Rechnung alte Emissionswerte zugrunde gelegt). So kommt das Autoren-Duo Vale zu dem Fazit: Nur jede nicht angeschaffte Katze ist eine gute Katze für die Umwelt.

Zugegeben: Wer seinen Hund oder die Katze wirklich gern hat, wird lieber auf einen Transatlantik-Flug verzichten als auf seinen flauschigen Liebling. Denn schließlich landen bei einem Flug von Frankfurt nach New York pro Kopf 3,5 Tonnen CO2 in der Atmosphäre. Damit könnte man sich schon fast zwei kleine Hunde oder Katzen erlauben.

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