Fruchtpapier Gesunder Snack aus gerettetem Obst

Ein Berliner Unternehmen nutzt Obst, das nicht in den Verkauf geht und ansonsten im Müll landen würde, zur Herstellung von Fruchtpapier.

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Das Unternehmen bietet Fruchtpapier in drei Geschmacksrichtungen an. (Foto: Dörrwerk)

Nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Nahrungsmitteln gelten zweifelhafte Schönheitsideale. In den Regalen im Supermarkt liegen meist nur die optische ansprechenden Früchte, andere werden vorher bereits aussortiert. Zwei Berliner Gründer retten Obst vor der Abfalltonne und produzieren daraus einen gesunden Snack.

„Jede Frucht ist es wert, verwertet zu werden“ sagt Dr. Zubin Farahani, Gründer des Dörrwerks. Erdbeeren, Mangos, Ananas und vor allem Äpfel, die aufgrund optischer Mängel nicht mehr in den Verkauf gehen, kaufen die beiden auf dem Berliner Fruchthof oder direkt beim Erzeuger auf.

Druckstellen, zu groß, krumme Blätter, es gibt viele Gründe, warum Obst nicht mehr in die Auslagen der Gemüseabteilungen und -läden gelangt. Die Gründer schätzen, dass deutschlandweit jährlich 7,5 Millionen Tonnen genießbares Obst und Gemüse im Müll landen.

Äpfel bilden die Basis für das Fruchtpapier. (Foto: Dörrwerk)

Farahani und sein Co-Gründer Jonas Bieber pürieren und lufttrocknen das Obst. Heraus kommt hauchdünnes, knuspriges Fruchtpapier ohne jegliche Zusätze. Das verkaufen sie in den Geschmacksrichtungen Erdbeere, Mango und Ananas. Dabei bilden Äpfel stets die Basis, die exotische Frucht liefert das Aroma.

Arzt und Tangolehrer werden zu Gründer

Dr. Zubin Farahani brauchte einer Pause von seiner Tätigkeit als Arzt in einer Berliner Klinik. „Ich wollte schon immer unternehmerisch tätig sein und einen gesunden Snack kreieren“, sagt Farahani. Zusammen mit Jonas Bieber tüftelte er 2014 in der heimischen Küche an dem Obst-Snack. Bieber verdiente bis dahin sein Geld als Tangolehrer, brachte allerdings betriebswirtschaftliche Kenntnisse aus einem Studium mit ein.

Gemeinsam starteten sie eine Crowdfunding-Kampagne, so dass sie Anfang 2015 in Souterrain-Räume in Kreuzberg ziehen konnten. Ihre Manufaktur erlebte ein Jahr später mit dem Umzug in den Marienpark in Tempelhof einen enormen Schub. Hier können die Gründer und ihre Helfer pro Jahr bis zu 200 Tonnen Obst verarbeiten. Das ehemalige Gelände des städtischen Berliner Gasversorgers hat sich zu einem Zentrum kleiner Manufakturen und produzierender Startups entwickelt. 

Energiesparender Dörrofen

Das Obst wird gewaschen, zerkleinert und zu Püree verarbeitet. Um Keime abzutöten, wird die Fruchtmasse erhitzt, bevor sie hauchdünn auf Siliconmatten ausgegossen wird. Die Matten kommen in den Dörrofen. Hier wird dem Obst die Feuchtigkeit entzogen. „Wir haben großartige Unterstützung von unseren Anlagenbauern erhalten. Dank unseres Ofens können wir kostendeckend in Deutschland produzieren“, sagt Bieber.

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von Daniel Anthes

Eine raffinierte Abwärmenutzung kombiniert mit einer innovativen Lüftungssteuerung spart beim Trocknungsprozess 66 Prozent der Energiekosten im Vergleich zu einer herkömmlichen Anlage. Nach 12 Stunden im Ofen ist die flüssige Obstmasse zu knusprigem Fruchtpapier geworden.

Die Gründer und ihre Helfer brechen das Fruchtpapier in Stücke, damit es in die Tüten passt. Ihr Produkt wird inzwischen deutschlandweit in Bio- und Feinkostläden, im Manufactum Warenhaus sowie im eigenen Online-Shop verkauft. Eine 40 Gramm-Tüte kostet drei Euro.

Im Juni 2016 erweiterte das Dörrwerk mit Philipp Prechtner die Geschäftsführung. Der Betriebswirt bringt IT-Know-how in die Runde und verantwortet Vertrieb und Geschäftsentwicklung. Für dieses Jahr ist bereits eine Produkterweiterung geplant. Das Dörrwerk wird Gemüse zu herzhaften - aber gesunden - Chips verarbeiten. 

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