Gemeinsam speichern Großbatterie für die Nachbarschaft

In Mannheim teilen sich mehrere Haushalte und Betriebe eine Großbatterie.

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Ob Auto, Bohrmaschine oder Rasenmäher – Teilen ist in. Teure Dinge gemeinsam zu nutzen spart viel Geld und mindert zugleich den Ressourcenverbrauch.

In Mannheim teilen sich Nachbarn jetzt auch gespeicherten Strom: Dreizehn Haushalte und vier Gewerbebetriebe betreiben gemeinsam eine Großbatterie. Das containergroße Batteriebündel mit einer Kapazität von 100 Kilowattstunden steht im Mannheimer Stadtteil Rheinau.

Die Haushalte speisen Strom aus ihren Photovoltaikanlagen ein, wenn die Erzeugung den eigenen Bedarf übersteigt. Die Betriebe hingegen betreiben eigene Blockheizkraftwerke, deren Überschuss in den Speicher kommt.

Der XXL-Speicher funktioniert wie ein Bankkonto. Wer Strom speichert, bekommt eine Gutschrift, die er jederzeit wieder einlösen kann. Zinsen bekommen die Teilnehmer allerdings nicht. Und Schulden können sie auch noch nicht machen. So wird verhindert, dass der Strombank das Kapital ausgeht - sozusagen das Sparbuch unter den Stromspeichern.

Teilen mit VorteilenGroßspeicher wie der in Mannheim haben gegenüber den herkömmlichen, auf Einfamilienhäuser ausgelegten Solarspeichern zwei Vorteile. Zum einen kosten sie – lässt man die aktuellen Preisbrecher Tesla und Deutsche Energieversorgung außer Acht – bezogen auf die Kapazität derzeit nur rund halb so viel wie die gängigen Heimspeicher. Zum anderen lassen sie sich bei gemeinsamer Nutzung besser auslasten, da sich das Be- und Entladen gleichmäßiger über den Tag verteilt.

Auf den Weg gebracht wurde der Gemeinschaftsspeicher von mehreren Unternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter der Versorger MVV Energie, die Universität Stuttgart und der schwäbische Batteriespezialist ads-tec. Sie wollen mit diesem Projekt untersuchen, welches Potenzial das Modell bietet.

Technisch steht der gemeinschaftlichen Nutzung solcher Großbatterien nichts im Wege. „Nachdem die Kinderkrankheiten überwunden sind, funktioniert das System der Strombank mittlerweile gut“, erklärt Robert Thomann, Innovationsmanager bei MVV Energie.

Wirtschaftlich ist die Anlage derzeit jedoch noch nicht. Das liegt unter anderem daran, dass beim Be- und Entladen des Speichers für die Beanspruchung der öffentlichen Stromnetze gleich zwei Mal Netzentgelte fällig werden. Thomann findet das ungerecht: „Es ist sicher richtig, einen gewissen Obolus zu zahlen, wenn für das Be- und Entladen des Speichers das öffentliche Netz genutzt wird. Eine Doppelbelastung mit Netzentgelten, wie sie teilweise momentan gegeben ist, halten wir aber für falsch.“

Dazu kommen Abgaben wie die EEG-Umlage und die Stromsteuer. Wer einen kleinen Heimspeicher in seinem Keller installiert, ist davon befreit.

Geld verdienen mit StromhandelDie Teilnehmer betrifft das jedoch nicht: Da es sich um ein Forschungsprojekt handelt, müssen sie für die Nutzung des Speichers nichts bezahlen. Dennoch zeigt sich: Sollen Speicher künftig Produktionsschwankungen ausgleichen, muss die Politik noch das eine oder andere Hemmnis angehen.

Neben der Erhöhung des Eigenverbrauchs bieten Quartiersspeicher noch eine Reihe weitere Einsatzmöglichkeiten. Etwa die Direktvermarktung: Die Betreiber von Großbatterien könnten die Speicher aus der Ferne bei sehr niedrigen Börsenpreisen laden und die Energie bei Höchstpreisen wieder verkaufen. Solche Geschäftsmodelle stecken jedoch noch in den Kinderschuhen.

Das gilt auch für die Bereitstellung von Regelenergie, mit der sich das Stromnetz stabilisieren lässt. Wenn Angebot und Nachfrage in den Leitungen aus der Balance geraten, könnten die Großspeicher kurzfristig helfen, das Gleichgewicht wieder herzustellen. „Prinzipiell sind Batteriespeicher sehr gut geeignet, Netzdienstleistungen zu erbringen, da sie äußerst schnell Energie ein- und ausspeichern können", sagt MVV-Experte Thomann. Die Netzbetreiber zahlen für solche Leistungen eine hohe Vergütung.

Die Projektgruppe will jetzt untersuchen, wie sich das technisch bewerkstelligen lässt und unter welchen Bedingungen sich dies lohnt.

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