Gesundes Bauen US-Patienten fordern gluten-freie Wände

Wandfarben und Gipskartonplatten können insbesondere Asthmatikern schaden. In den USA berichten aber auch Patienten mit Gluten-Unverträglichkeit von Problemen mit Trockenbauwänden. Beweisen lässt sich der Zusammenhang jedoch nicht.

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Lauert hier die Gefahr? Weizen in Wänden steht ihm Verdacht, Probleme bei Glutenunverträglichkeit zu verursachen. Quelle: dpa

Knusprige Pommes Frites, Ketchup und Saucen oder Light-Produkte – Gluten steckt in vielen Lebensmitteln, meist in Form von weizenhaltiger Panade oder Bindemitteln. Zwar ist Glutenunverträglichkeit in den vergangenen Jahren zu einer Modeerscheinung geworden, es gibt aber durchaus Krankheiten wie die Zöliakie, bei der Gluten zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut führen kann.

Dass Weizen so gefährlich werden kann ist nicht nur bei Lebensmitteln unpraktisch - auch manche Baustoffe enthalten Gluten, behaupten nun einige Zöliakie-Patienten aus den USA.

Die Betroffenen wollen eine Verschlimmerung ihres Krankheitsbildes bemerkt haben, nachdem sie sich in der Nähe von Trockenbauwänden aufgehalten hatten. Vor allem die Hauterkrankung Morbus Duhring habe sich beispielsweise nach dem Besuch auf einer Baustelle verschlechtert, berichtet einer der Patienten.

Trockenbauwände bestehen meist aus Gipskartonplatten. In diesen Gips sind verschiedene Komponenten eingearbeitet, wie etwa Mittel gegen Schimmelbildung oder Bindemittel. Die Bindemittel bestehen meist aus mineralischen Stoffen, können aber ebenso auf nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke basieren. Stärke wiederum kann nicht nur aus Kartoffeln oder Mais, sondern auch aus Weizen gewonnen werden – und der enthält Gluten.

Experten und Wissenschaftler zweifeln

Dass Gipskartonplatten bei Zöliakie-Patienten tatsächlich Krankheitssymptome auslösen können, ist theoretisch also möglich – wenngleich sehr unwahrscheinlich. Deshalb zweifeln Experten hierzulande auch an der Gefahr aus der Gipswand: „In Deutschland habe ich von diesem Zusammenhang noch nie gehört“, sagt Sonja Lämmel, Diplom- Oecotrophologin beim Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. – DAAB.

Und auch wissenschaftlich lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Weizenstärke im Gipskarton und einer Verschlimmerung der Krankheit nicht zwingend feststellen: Eine finnische Studie aus dem Jahr 2013 kommt etwa zu dem Ergebnis, dass die Verwendung von gereinigter Weizenstärke in glutenfreien Produkten Zöliakie-Patienten keine Probleme bereitet. Der Grund: Reine Weizenstärke an sich schade den Betroffenen nicht. Das Problem seien, wenn überhaupt, Eiweiße, die die Beschwerden auslösten – und die würden nur manchen Stärkekörnchen anhaften.

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