Grüne Kreditkarten Was die Angebote wirklich bringen

Das Startup Sustain Green bietet eine grüne Kreditkarte an, die bei jedem Kauf Geld für Klimaschutzprojekte abtritt. Doch was bringt das Angebot wirklich?

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Sogar das Kartenmaterial selbst kompostiert und ist damit umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststoffe: Die Macher von "Sustain Green", einer neuen, grünen Kreditkarte, haben ihr Konzept anscheinend gut durchdacht. Für jeden mit der Karte bezahlten Dollar pflanzen sie Bäume, die ein Kilogramm des Klimagases CO2 neutralisieren sollen. Dazu gibt es einen Internetauftritt mit allen relevanten Infos zum Umweltschutz und Kontaktmöglichkeiten über alle gängigen Social-Media-Kanäle.

Die Idee dahinter ähnele einer freiwilligen Umweltsteuer, erklärte der CEO des Startups Arthur Newman im vergangenen Jahr. Fast alles, was wir kaufen, hat bei seiner Produktion CO2 freigesetzt. Und vieles, was wir kaufen, bezahlen wir mit Karte. Warum nicht beides zusammenführen und gleich bei jedem Kauf automatisch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

"Nicht nachhaltiges Marketing"Gerade in den USA, deren Bewohner mit (je nach Statistik) 17 bis 20 Tonnen einen sehr hohen CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr haben, ist das ein reizvoller Gedanke. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Ausstoß in Deutschland ist etwa halb so groß, liegt damit aber immer noch deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.

Denn die USA sind zunächst der Zielmarkt. Hier ist die Sustain-Green-Karte nicht wesentlich teurer als die Kreditkarten der weniger nachhaltigen Konkurrenz. Und der Markt ist groß: Während deutsche Anbieter jährlich knapp 60 Milliarden Euro mit Kreditkarten umsetzen, kam alleine US-Marktführer American Express 2011 auf Umsätze von mehr als 460 Milliarden Dollar. Hierzulande ist die EC-Karte beliebter, zumal viele Bankkunden mit kostenlosen Debit-Kreditkarten versorgt sind.

Deutsche Anbieter sehen die grüne Konsumveredelung ohnehin kritisch. "Wir halten solche Produkte für Greenwashing", sagt Sebastian Hollstein, Sprecher der EthikBank, die für ihre Kunden ein nachhaltiges Geldgeschäft bietet. Zumindest sei es Gewissensberuhigung.

"Weniger und bewusster Konsum ist sicher besser und nachhaltiger, als diese Art von Marketing", führt er aus. Der Kunde dürfe sich nicht "mit einer bestimmten Kreditkarte aus der Verantwortung kaufen. Das stößt nicht den notwendigen Bewusstseinswandel an." Denn immer mehr Konsum helfe der Umwelt nicht.

Bis vor einigen Jahren hatte auch BarcleyCard eine grüne Karte, 0,5 Prozent aller Umsätze gingen in (teils deutsche) Umweltprojekte. Die Verbraucherzeitschrift "Finanztest" urteilte damals: "Die BarclayCard Green ist eine Werbeaktion ohne besondere Tücken. […] Nebenbei tut [man] für ein paar Euro etwas Gutes für die Umwelt." Die Sustain-Green-Karte würde wohl ein ähnliches Urteil bekommen.

Die letzte grüne KreditkarteAllerdings ist die BarcleyCard Green mittlerweile eingestellt. Man habe sich mehr aufs Kernprodukt fokussieren wollen, sagt eine Sprecherin. Für die Karte habe es nur eine "geringe Nachfrage" gegeben. Und so ist die GrünCardPlus MasterCard der Triodos Bank derzeit eine der wenigen grünen Karten, bei der der Verbraucher mit dem Kreditkartenumsatz dem Klima hilft.

Das überrascht - eine Nachhaltigkeitsbank belohnt den zügellosen Konsum?

Nicht ganz, denn Bonuspunkte gibt es nur bei ausgewählten Partnern mit einem ebenfalls grünen Selbstverständnis und nachhaltigen Produkten. So wolle man "trotz Kreditkarte ein bewussteres Einkaufsverhalten fördern", erklärt Georg Schürmann, Deutschland-Chef der Bank. Mit der Karte soll also das Kaufverhalten der Kunden beeinflusst. Und: "Darüber hinaus können Kunden die GrünCardPlus wie eine Prepaid-Kreditkarte verwenden." Als Anreiz wird das Prepaid-Guthaben sogar verzinst.

Natürlich geben fast alle deutschen Nachhaltigkeitsbanken auch klassische Kreditkarten aus und verdienen daran, so gesehen können Kunden auch hierzulande mit verschiedenen Karten nachhaltige Projekte fördern.

Manche NGO, etwa der Naturschutzbund Deutschland, bietet ebenfalls eine eigene Karte an. Für Kunden, Freunde, Förderer der jeweiligen Institution ist das sicherlich einen Blick wert, wenn sie sich vom Effekt auf die Umwelt am Ende nicht zu viel versprechen.

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