Grüner planschen Das Schwimmbad als Passivhaus

Feuchtwarme Hallenbäder sind nicht besonders umweltfreundlich. Dass es aber auch anders geht, zeigen zwei Passivhaus-Bäder in Bamberg und Lünen.

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Das Bambados in Bamberg ist das erste Passivhaus-Hallenbad Europas. (Foto: Stadtwerke Bamberg GmbH)

1200 Hallenbäder sind in Deutschland in den vergangenen Jahren geschlossen worden, weiteren 320 droht demnächst das Aus. Der Grund: Oft können die Gemeinden die hohen Energiekosten nicht länger tragen.

In Bamberg sowie in Lünen in der Nähe von Dortmund muss man sich darum keine Sorgen machen. Hier gibt es noch Schwimmbäder und so schnell werden die auch nicht geschlossen – denn beide sind Passivhaus-Bäder.

Das Lippe-Bad in Lünen und das Bambados-Bad in Bamberg sind nach den entsprechenden Passivhaus-Kriterien errichtet worden. Das bedeutet, dass die Energie effizient genutzt und ihr Verbrauch damit reduziert wird.

Die Beleuchtung wird, wie hier im Lippe-Bad Lünen, abhängig vom Tageslicht geregelt. (Foto: Bädergesellschaft Lünen mbH)

In den ersten Betriebsmonaten hat das Passivhaus-Institut in Darmstadt die Bäder dabei unterstützt. Mittlerweile benötigen beide nicht mal mehr die Hälfte der Wärme- und elektrischen Energie, die vergleichbare Schwimmbäder brauchen.

Kondensation war gestern

Das funktioniert unter anderem dank einer luftdichten doppelten Gebäudehülle. Die hat in Schwimmbädern gleich zwei Funktionen: Zum einen gibt es – trotz der hohen Luftfeuchtigkeit – keine Kondensation an Wänden und Fenstern.

Dadurch wird weniger Energie verbraucht, weil einerseits die Kälte erzeugende Verdunstung aus den Schwimmbecken weit geringer ist. Außerdem müssen die Innenflächen der Bäder, um Kondensation zu vermeiden, nicht mehr angeblasen werden. Das spart zusätzlich Energie.

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von Angela Schmid

Wegen der doppelten Außenhülle reicht es zudem, weniger Luft pro Zeiteinheit auszutauschen. Die Pumpen in beiden Bädern konnten daher kleiner gewählt werden. Die Motoren sind alle elektronisch geregelt. Sie laufen nur so schnell, wie es im jeweiligen Augenblick nötig ist.

Sogar die Sauna spart Energie

Saunen werden meist mit teurem Strom beheizt, wodurch ein Wirkungsgrad von maximal 40 Prozent erreichen wird. In den beiden Passivhaus-Bädern setzt man hier auf Öfen, die die Primärenergie Erdgas nutzen – und das zu 100 Prozent.

Auch die Beleuchtung ist energieschonend: Erhellt werden die beiden Bäder nicht mit riesigen Flutern oder Strahlern, sondern mit Leuchtdioden. Die scheinen nicht permanent, sondern werden tageslichtabhängig geregelt.

Auf dem Dach des Schwimmbads in Lünen erzeugt eine Photovoltaikanlage Strom. (Foto: Bädergesellschaft Lünen mbH)

Das Lippe-Bad in Lünen, das jährlich bis zu 230.000 Gäste hat, kommt so auf einen Quadratmeterverbrauch von 1889 Kilowattstunden Wärmeenergie und 718 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Verglichen mit dem Verbrauch normaler Bäder ist das ein Minus von 67 beziehungsweise 43 Prozent.

Biogas und Sonne erzeugen den Strom

Anders ausgedrückt: Die Stadt spart pro Jahr rund 200.000 Euro an Energiekosten. Ein Teil des Strom und der Wärme, die das Bad verbraucht, liefert ein Blockheizkraftwerk, das mit Biogas betrieben wird. Unterstützt wird es von einer Photovoltaikanlage, deren Module zum Teil der Sonne nachgeführt werden können.

Auch das Bambados-Bad wird von einem Blockheizkraftwerk mit Wärme und Strom versorgt. Brennstoff ist Holz, das zunächst in ein brennbares Gas umgewandelt wird. Dieses verbrennt ähnlich wie Erdgas.

Ein sehr hoher Energiebedarf, wie er etwa an kalten Wintertagen vorkommt, kann damit nicht abgedeckt werden. Deswegen springen im Notfall zwei Spitzenlastkessel ein, die mit Erdgas betrieben werden.

Weil das Blockheizkraftwerk verhältnismäßig klein ist, kann es meist im optimalen Bereich gefahren werden – das wiederum erhöht die Effizient. Gemeinsam mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Schwimmbads können so knapp ein Drittel des Strombedarfs gedeckt werden.

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