Hausfassade in Singapur Großversuch mit klebenden Solarzellen startet

Das Dresdner Unternehmen Heliatek startet in Singapur den bisher größten Test mit organischen Solarzellen.

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Das Dresdner Unternehmen Heliatek rüstet fünf Gebäude in Singapur und eine Gehwegüberdachung mit organischen Solarzellen aus. Insgesamt sind es 226 Quadratmeter, die eine Spitzenleistung von zwölf Kilowatt erreichen.

Was ersteinmal wenig klingt, könnte aber den Markteinstieg für eine ganz neue Solartechnologie und den Durchbruch für Heliatek bedeuten: Es ist eine der weltweit größten Anlagen mit organischen Solarzellen, bei denen es sich im Grunde um stromerzeugende Folien handelt. Das Investitionsvolumen liegt bei einer halben Million Euro.

Auch bei Hitze sinkt die Stromproduktion nichtDerzeit leuchten die Fassaden der Gebäude in bunten Farben. Die Kunststofffolien werden einfach auf die Fassade aufgeklebt. Genauso geschieht es bei einem transparenten Gehwegdach.

Bis Mai wollen die Dresdner die benötigte Menge an Folien, die  teilweise farbig, opak und transparent sind, auf ihrer Fertigungsstraße produzieren, sodass die Montage beginnen kann. Heliateks Partner vor Ort wird die Installation leiten.

Mit den Erkenntnissen aus diesem Projekt soll eine Grundlage für den zukünftigen Energie-Mix für Singapur geschaffen werden. Derzeit wird der Stadtstaat vor allem von Erdgaskraftwerken versorgt. Dazu kommen drei Müllverbrennungsanlagen und ein Steinkohlekraftwerk.

Organische Solarzellen haben gegenüber herkömmlichen kristallinen aus Silizium einen Vorteil, der vor allem im heißen Klima Singapurs ins Gewicht fällt: Der Wirkungsgrad verändert sich nicht bei ansteigenden Temperaturen. Siliziumzellen dagegen produzieren umso weniger Strom, je wärmer sie sind.

Billiger als die Konkurrenz„Wir können in relativ kurzer Zeit umfangreiche Erkenntnisse über den Einsatz unserer Solarfolie unter tropischen Bedingungen gewinnen“, sagt Heliateks CEO Thibaud Le Séguillon. Und Viajy Sirse, Chef von vTrium Energy,  dem lokalen Partner von Heliatek, ergänzt: „Gebäudeintegrierte organische Photovoltaik kann einen signifikanten Beitrag für eine zukünftige nachhaltige städtebauliche Entwicklung in Singapur leisten.“ Der Testbetrieb, den das staatliche Solarforschungsinstitut in Singapur begleitet, soll 18 Monate dauern.

Tatsächlich hat Singapur praktisch keine Flächen, auf denen sich große Fotovoltaikanlagen errichten ließen. Dafür gibt es reichlich Fassaden, die sich zu Kraftwerken umrüsten lassen.

Organische Solarzellen sind, anders als alle anderen, aus preiswertem Kunststoff. Heliatek, das neben Dresden einen zweiten Standort in Ulm hat, dampft die elektrisch aktiven Schichten im Vakuum auf Folien auf. Konkurrent Konarka Belectric OPV in Nürnberg, zweiter deutscher Pionier in dieser Technik, setzt dagegen auf ein Druckverfahren.

Beides ist deutlich billiger als die Herstellung von Siliziumzellen, bei der zudem sehr viel Energie verbraucht wird. Nur einen Nachteil haben die Kunststoffzellen. Ihr Wirkungsgrad ist mit rund zehn Prozent deutlich geringer. Ob die niedrigeren Preise und die neuen Anwendungen an Fassaden die Kunden trotzdem überzeugen, wird sich in Singapur zeigen.

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