Wie entsteht eine grüne Hausratversicherung? Gut, bei vielen Versicherungsprodukten kann das gesammelte Geld gezielt in nachhaltige Projekte gesteckt werden. Krankenversicherungen, die auch Alternativmedizin abdecken, gibt es ebenfalls. Über Haftpflicht und Hausrat, die zu den sogenannten Sachversicherungen zählen, hat sich Michael Groß aber eine Weile den Kopf zerbrochen.
Groß ist bei der Barmenia als Bereichsleiter für die Sachversicherungssparten und auch für die Produktentwicklung zuständig. Eine nachhaltige Sachversicherung würde „zu unserer Grundausrichtung passen“, war er überzeugt. Deswegen sei es logisch, dass die Barmenia auch eine nachhaltig lebende Zielgruppe anspreche.
Um zu schauen, was man dieser Zielgruppe anbieten könne, setzte sich Groß im kleinen Kreis mit einem Kollegen der Mehrwert GmbH, einem Vertriebspartner der Barmenia, und weiteren Kollegen zusammen. „Jeder von uns sollte über Ideen nachdenken, die zu so einer Versicherung passen würden.“
Nun kommen eine Hausrat- und eine Haftpflichtversicherung auf den Markt, in denen viele dieser Ideen stecken. Etwa ein geringerer Beitrag für Menschen, die sich in nachhaltigen Vereinen engagieren. Eine papierlose Abwicklung. Oder auch eine höhere Zahlung für diejenigen, die defekte Elektrogeräte durch besonders energieeffiziente Alternativen ersetzen.
„Etwas fundamental Anderes ist in diesem Bereich auch nicht möglich“, erklärt Marie-Luise Meinhold. Eine Versicherung kann nur Schäden ersetzen – und nur über diesen Ersatz lässt sich Nachhaltigkeit in das Versicherungsprodukt bringen.
Meinhold ist Gründerin des Versicherungsvereins Ver.de, der ebenfalls eine grüne Hausratversicherung auf den Markt bringen will. Ebenfalls mit einem Zuschlag für Versicherte, die ihr zerstörtes Eigentum ökologisch-fair ersetzen möchten. Die Beiträge legt Ver.de bei einer nachhaltigen Bank an.
„Auch nachhaltig lebende Menschen haben ein Schutzbedürfnis“, ist Meinhold überzeugt. Genau dieses Schutzbedürfnis ist für Groß aber auch die Grenze dessen, was Versicherungen leisten können: „Wir hatten über Zuschläge bei der Anschaffung von Wärmepumpen oder E-Autos diskutiert. Aber das ist ja keine Versicherungsaufgabe mehr“, sagt er.
Green Insurance - eine neue Branche?Und am Ende mussten die Produkte auch versicherungsmathematisch durchgerechnet werden – „die Versicherung muss ja wirtschaftlich vernünftig und gleichzeitig wettbewerbsfähig sein“, erklärt Groß. Dass eine solche Versicherung überhaupt möglich ist, zeigt den beginnenden Wandel in der Branche.
Die ehemalige Allianz-Mitarbeiterin Meinhold findet es leichter, mit einer neuen Versicherung nachhaltige Produkte zu entwickeln: „Manchmal ist es einfacher, von der grünen Wiese zu starten. Wir haben mehr Freiheiten und können in allen Stufen der Wertschöpfungskette festlegen, was wir wollen.“ In den bestehenden Strukturen großer Versicherungen sei vieles zu schwerfällig.
Wird die Versicherungsbranche nun von Start-ups aufgemischt, wie es etwa Tesla in der Autowelt vormacht? Mit Greensurance bietet ein weiteres junges Unternehmen grüne Sachversicherungen zumindest in ausgewählten Bereichen an. Doch für ein endgültiges Urteil ist es noch zu früh.
Dabei, da sind sich Meinhold und Groß einig, ist die Versicherungsbranche ein schlafender Riese. Die „vielleicht größte Industrie der Welt“ (Meinhold) arbeitet jeden Tag mit hohen Summen. Der größte Hebel ist natürlich die Anlageseite, wie auch das Beispiel der Divest-Bewegung zeigt. Doch Meinhold findet: „Man kann Kunden auch mitnehmen.“
Noch sind diese Produkte sehr neu, gibt Groß zu bedenken. Mit den grünen Sachversicherungen tastet die Barmenia sich auf einen Markt vor, den es im Grunde noch gar nicht gibt. „Ob das fruchtet, wird man sehen“, sagt Groß. Man habe nun die Chance zu testen, was in diesem Markt möglich ist.
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Hinweis: Die Barmenia ist einer der Sponsoren von WiWo Green. Bei diesem Artikel handelt es sich aber um einen redaktionellen Beitrag.