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Hybrid-SUV von BMW Werden die Stadtpanzer jetzt grün?

BMW will beweisen, dass seine Geländewagen für die Straße als grüne Vorzeige-Mobile taugen. Experten bezweifeln, dass den Bayern das gelingt.

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Auch wenn viele Autoexperten BMWs Elektrokleinwagen i3 als durchaus alltagstauglich beurteilen: Als Vorreiter in Sachen Elektromobilität haben sich die Bayrischen Motorenwerke bisher nicht unbedingt hervorgetan.

Das wollen sie jetzt ändern – in einer Fahrzeugklasse, die erst einmal gar nicht umweltfreundlich daherkommt. Die Bayern wollen einen SUV auf den Markt bringen, der dank Plug-In-Hybrid sogar energieeffizienter als viele seiner kleineren Mitstreiter auf dem Markt für elektrische Fortbewegung sein soll.

Werden die oft gescholtenen Geländewagen für die Straße und Meister im Spritschlucken plötzlich grün? Einige haben da so ihre Zweifel.

Die Hybrid-Version des bekannten BMW X5 ist seit kurzem für Testfahrer verfügbar und soll mit einem Liter Treibstoff so weit kommen, wie es bisher nur wenige Autos dieser Größenklasse schaffen. Der Verbrauch soll bei knapp vier Litern Benzin auf 100 Kilometer liegen. Möglichen machen will BMW das mit einer Kombination aus einem 245 PS starken Vierzylinder und Elektromotor mit 70 Kilowatt.

Das ist nicht schlecht – schließlich handelt es sich um einen Koloss von Auto, der rund zwei Tonnen auf die Waage bringt. Solange der Elektromotor diese Masse allein antreibt, soll die Energieeffizienz sogar weiter steigen. Hochgerechnet käme der Wagen dann auf 100 Kilometern mit einer Strommenge aus, die zwei Litern Treibstoff entspricht. Der Haken: Weiter als 30 Kilometer schafft es der Hybrid-SUV im reinen Batteriebetrieb nicht.

Auf dieser Distanz wäre der BMW X5 eDrive, wie der SUV offiziell heißt, dann allerdings energieeffizienter als Teslas Model S. Mit dem von BMW genannten Energiebedarf würde der Wagen auf einer amerikanischen Effizienz-Rangliste direkt hinter dem kleinen E-Auto Nissan Leaf auf Rang 5 landen, wie der US-Blog Treehugger erklärt.

Rang 5 in Sachen EnergieeffizienzKönnte damit der renommierte Autobauer aus Bayern der Stromer-Schmiede Tesla als Hoffnungsträger der E-Mobilität ablaufen? Nicht ganz, denn mit der überschaubaren Batteriekapazität hinkt der X5 eDrive Teslas Model S  ganz schön hinterher. Die Limousine bringt es auf eine Reichweite von rund 400 Kilometer – allein mit Strom aus den Batterien. Doch auch wenn 30 Kilometer Reichweite nicht nach viel klingt: Für viele Haushalte reicht das, um täglich zur Arbeit und zurück zu kommen, wie eine aktuelle Befragung in den USA ergeben hat.

Neben dem E-Motor will BMW mit weiteren verbauten Komponenten das Fahren im Hybrid-X5 effizienter machen. So sollen Sensoren im Wagen die aktuelle Verkehrssituation, die Straßenverhältnisse und weitere Parameter messen und die Fahreigenschaften des Wagens automatisch anpassen, erklärt der Konzern.

Allerdings bezweifeln Autoexperten, dass die Energieeffizienz des X5 eDrive im Alltagsbetrieb auch nur annährend die Angaben des Herstellers erreicht. So müsse der Fahrer "das Gaspedal wie ein rohes Ei behandeln", will er den angegebenen Normverbrauch von 3,8 Liter erreichen, bemängelt die Süddeutsche Zeitung.

Außerdem sei es schwer, die angegebene Maximalgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern im E-Modus zu erreichen. Schon mit einer kurzen Testfahrt brachte der Autor den Spritverbrauch des Wagens deutlich in Richtung Zehn-Liter-Grenze. Auch der Batterie könne man förmlich beim Entladen zusehen.

60.000 Euro für den SUV mit grünen KomponentenDie Kosten für den "grünen SUV" liegen in der Grundausstattung nach Angaben des britischen Carmagazine bei 50.000 britischen Pfund (rund 60.000 Euro).

Allerdings zeigen aktuelle Tests wie der der Süddeutschen Zeitung, dass das Konzept des Hybrid-SUV noch weiter verbessert werden muss, sollte es alltagstauglich und zumindest annähernd "grün" werden.

Außerdem bezweifeln Experten, dass Autofahrer in Europa auf das Konzept "grüner SUV" wirklich warten. Thorsten Wagner, Experte im Bereich alternative Antriebe am Automotive Institute for Management in Wiesbaden, sagte gegenüber dem Spiegel, dass es gerade in Europa eine "natürliche Alternative" zu Hybridautos gebe: Autos mit Dieselmotor, die auf ähnlich gute Verbrauchswerte kommen. Ob Autofahrer bei dieser Perspektive wirklich 60.000 Euro für einen SUV mit einigen grünen Komponenten ausgeben?

Die Konkurrenz kennt die Antwort: Der japanische Autobauer Lexus brachte mit dem RX 400h schon 2006 einen hybriden SUV auf den europäischen Markt. Das aktuelle Modell ist ein Exot in der Zulassungsstatistik. Gerade einmal 751 ihrer RX 450h hat die Toyota-Tochter laut Kraftfahrt-Bundesamt 2012 hierzulande verkauft – Marktanteil: 0,024 Prozent. Ob da BMW mit einem ähnlichen Konzept erfolgreicher sein wird, bleibt abzuwarten.

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