
Um das Klima zu schützen, hat Deutschland einen ambitionierten Plan: Im Jahr 2050 sollen hierzulande rund 80 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Damit das funktioniert, sollen bis dahin vier Fünftel des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Bereits 2035 soll mehr als die Hälfte des Stroms grün sein.
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hat nun das Impulspapier „Strom 2030“ vorgelegt, mit dem die Energiewende weiter vorangetrieben werden soll. Darin werden zwölf Trends und Herausforderungen ausgemacht, die den Stromsektor in den kommenden Jahren bestimmen werden.
Auf dem Weg zum Energiemarkt 2.0
Neben der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien geht das Ministerium unter anderem auf die Stromnetze und die Energiemärkte ein: Die Märkte würden immer europäischer und untereinander stärker vernetzt. Damit es bei der Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien keine Probleme gibt, müssten die Systeme stabilisiert und weiterentwickelt werden.

„Wir müssen konsequent den Strommarkt 2.0 vollenden, also das Stromsystem flexibler und europäischer machen“, sagt Staatssekretär Rainer Baake. „Der Strommarkt 2.0 wird dabei zum Teil eines Energiemarktes 2.0: Wir werden zunehmend mit erneuerbarem Strom Auto fahren, unsere Häuser heizen und in der Industrie produzieren."
Verbände kritisieren Impulse als bereits bekannt
Diese und andere Trends sollen die Basis für eine Diskussion darüber sein, welche Weichen in den kommenden Jahren gestellt werden müssen. Die Bürger will die Regierung dabei explizit mit ins Boot holen: Bis 31. Oktober kann jeder per Email an strom2030@bmwi.bund.de eine Stellungnahme zu den Plänen abgeben. Im kommenden Jahr wird das BMWi die Ergebnisse der Diskussion in einem Schlusspapier zusammenfassen.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V. bewertet das Papier als durchwachsen: Es seien einige sinnvolle Impulse benannt, die allerdings nicht neu seien, sagt Harald Uphoff, stellvertretender BEE-Geschäftsführer. „Bereits mit dem Weißbuch Strommarkt hat das BMWi zahlreiche gute Vorschläge auf den Tisch gelegt, die anschließend nicht umgesetzt wurden.“
Zudem würde der Energieeffizienz Vorrang vor dem Ausbau erneuerbarer Energien eingeräumt werden. Beide dürften jedoch nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Bürger können weitere Stellungnahme abgeben
Ähnlich bewertet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V (BDEW) die Pläne des Ministeriums. Die Betonung der Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung auch über 2030 hinaus sei erfreulich, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Aber: „Leider wird in dem Papier nicht einmal die Frage gestellt, wie ein künftiger Strommarkt aussehen muss, in dem die Erneuerbaren Energien mehr als 60 Prozent des Stroms erzeugen", sagt Kapferer.
Neben „Strom 2030“ können Bürger auch zum „Grünbuch Energieeffizienz“ eine Stellungnahme abgeben. Es formuliert Leitfragen und Thesen für die langfristige Senkung des Energieverbrauchs. Ende des Jahres will das Ministerium einen Abschlussbericht vorlegen.