Industriefood Wir ernähren uns zu salzig, süß und fettig

Eine Studie zeigt: Wir konsumieren mehr Geschmacksverstärker, als gesund ist. Vor allem Männer lieben Salz, Zucker und Fett.

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Das Salz in der Suppe braucht es, aber zu viel davon schmeckt nicht und ist zugleich ungesund: Eine hohe Konzentration von Natrium im Blut kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck verursachen.

Denn das Salz muss der Organismus mit Wasser ausgleichen. Dieses drückt auf die Blutgefäße, die sich gleichzeitig zusammenzuziehen, was den Druck im Blut erhöht. Gerade ältere Menschen neigen dazu, ihr Essen einzusalzen, da mit zunehmendem Alter der Geschmackssinn nachlässt.

Etwa 1,4 Gramm Salz pro Tag benötigt der Mensch unter Normalbedingungen, also ohne Flüssigkeitsverlust durch Sport oder Sauna. Allerdings nehmen wir im Schnitt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) – gleich viermal so viel Salz zu uns.

Das bestätigt auch die vergleichende europäische Studie des Netzwerks „Salux“, das über einen Zeitraum von drei Jahren Daten in den zwölf EU-Staaten Italien, Finnland, Litauen, Bulgarien, Deutschland, Rumänien, Großbritannien, Frankreich, Slowenien, Österreich, Ungarn und Spanien gesammelt hat, um Salz, Zucker und unerwünschte Fette in den Lebensmitteln zu reduzieren.

In Südosteuropa ist die Lust auf Salz besonders großEines der Ergebnisse:  Ein erwachsener Mann in Deutschland nimmt durchschnittlich 8,4 Gramm Salz zu sich, eine erwachsene Frau 6,1 Gramm. In Südosteuropa ist die Lust auf Salz noch größer: dort liegt der tägliche Konsum bei bis zu 14 Gramm. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll ein Erwachsener aber nur maximal sechs Gramm pro Tag konsumieren.

Ein Grund für den steigenden Konsum seien industriell gefertigte Lebensmittel, so Michael Ristow, Experte für Energiestoffwechsel der ETH Zürich im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Ob Backwaren, Fleisch, Wurst oder Milchprodukte – in ihnen versteckt sich jede Menge Salz, auch weil es die Haltbarkeit von Lebensmitteln steigert. Besonders salzhaltig sind Fertiggerichte.

Männer essen mehr Salz als FrauenZwar unterscheidet sich die Situation von Land zu Land, doch zwei Gemeinsamkeiten hebt die Studie hervor: In allen untersuchten Ländern konsumieren die Männer mehr Salz als die Frauen. Das liegt laut Ristow daran, dass sich Frauen im Durchschnitt gesundheitsbewusster ernähren und auch weniger Junk-Food essen.

Dass zu viel Salz nicht harmlos ist, bestätigen auch Forscher der Harvard School of Public Health in einer weiteren Studie. Rund 1,65 Millionen Menschen starben nach ihrer Einschätzung allein im Jahr 2010 an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, die zu hoher Natriumkonsum ausgelöst habe.

Außerdem sind sich die Wissenschaftler der Salux-Studie einig, dass die Menschen in jedem der 12 EU-Länder mehr Geschmacksstoffe zu sich nehmen, als langfristig gesund ist. Vor allem auf Glucose-haltigen Zucker, der Adipositas und Diabetes verursacht und den manche Mediziner schlicht als Gift bezeichnen, wollen viele nicht verzichten.

Geschmacksnerven sind reizüberflutetDas legt auch ein Experiment der Lebensmittelforscher von Agroscope aus der Schweiz nahe. Sie testeten, wie süß Joghurt sein muss, um von den Probanden als schmackhaft empfunden zu werden. Vor dem Test hatten die Probanden angegeben, dass Joghurt ihnen im Allgemeinen zu süß sei. Dennoch bekam im Experiment die Joghurtsorte den größten Zuspruch, in der am meisten Zucker steckte.

Das Experiment zeigt, wie schwierig es ist, auf einen Schlag Geschmacksverstärker aus der Nahrung zu verbannen. Denn unsere Geschmacksnerven sind an die hohen Dosen gewohnt. Daher empfehlen die Salux-Forscher Lebensmittelkonzernen, die dem Überkonsum von schädlichen Geschmacksstoffen entgegenwirken wollen, langsam zu reduzieren.

Ziel sei aber nicht nur, die Menschen an weniger Verstärker zu gewöhnen, sondern auch auf andere, neue Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln zu verzichten. Außerdem, so die Forscher, sollte eine Aufklärung über die gesundheitlichen Gefahren von zu viel Zucker, Salz und Fetten bereits im Kindergarten stattfinden.

Korrektur: In einer früheren Textfassung stand, dass die Salux-Studie den Konsum von Zucker, Salz und unerwünschten Fetten untersucht hat. Das legt eine Pressemeldung der Universität Hohenheim nahe. Korrekt ist, dass die Studie Daten erhoben hat, um diese Zusatzstoffe "zu reduzieren und eine gesündere Lebensweise zu fördern". 

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