INSM-Gutachten 520 Milliarden Euro für die Energiewende

Ein Gutachten im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft beziffert die Kosten der Energiewende auf 25.000 Euro pro Haushalt.

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Jeder Vier-Personen-Durchschnittshaushalt in Deutschland zahlt bis zum Jahr 2025 stolze 25.000 Euro für die Energiewende. Insgesamt summieren sich die Kosten auf 520 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens des Düsseldorfer Universitäts-Instituts für Wettbewerbsökonomik im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).

Mit Abstand größter Kostenfaktor ist die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz vorgeschriebene EEG-Umlage, die sich bis 2025 auf 408 Milliarden Euro summiert. Die Kosten für den Ausbau der Stromnetze, um Windstrom aus dem Norden in den Süden zu leiten, schlagen mit vergleichsweise bescheidenen 55,3 Milliarden Euro zu Buche.

Neben den direkten Kosten zur Förderung der erneuerbaren Energien bezogen die Gutachter auch die indirekten Folgekosten mit ein, etwa die Offshore Haftungsumlage, den Aufbau von Pufferspeichern für Überschussstrom oder Kosten für die Netz-, Kapazitäts- und Klimareservekosten.

Subvention ohne Staatsgelder

Die EEG-Umlage wird vom Stromverbraucher getragen. Im nächsten Jahr steigt sie von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Im Jahr 2000 waren es noch 0,19 Cent. Aus den Milliarden Euro, die auf diese Art zusammenkommen, finanzieren die Netzbetreiber die Differenz zwischen den staatlich garantierten Abnahmepreisen für Strom aus erneuerbaren Quellen und dem Börsenpreis, der meist unterhalb von vier Cent pro Kilowattstunde vor sich hindümpelt.

Die kuriose Folge: Je billiger Strom an der Börse zu haben ist desto teurer wird es für den Verbraucher. Ebenso kurios: Je mehr Wind- und Solaranlagen installiert werden umso teurer wird der Strom. Denn die Vergütung für Wind- und Solarenergie liegt noch immer deutlich über den Börsenpreisen.

"Damit die Energiewende gelingt, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien kosteneffizient erfolgen. Dazu brauchen wir Rahmenbedingungen, die auf marktwirtschaftliche Prinzipien setzen", fordert Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM.

Bis Ende 2015 lagen die kumulierten Kosten der Energiewende bereits bei 150 Milliarden Euro. Wenn die Forscher an der Heinrich-Heine-Universität also Recht haben, wird die Belastung in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen.

Strom sparen oder selbst erzeugen

Verbraucher können sich zumindest ein bisschen gegen die Preisspirale wehren. Wenn sie neue Elektrogeräte kaufen sollten sie auf das Umweltlabel achten. Geräte mit der höchsten Effizienzklasse brauchen den wenigsten Strom. Allerdings sind es auch meist die teuersten.

Wer seinen Sonnen-Speicher mit anderen vernetzt, bekommt dafür vom Unternehmen Strom geschenkt. Quelle: REUTERS

Mit einer Solaranlage, kombiniert mit einer Pufferbatterie, können sich Verbraucher dauerhaft gegen steigende Strompreise schützen. Batterien sind mittlerweile relativ preiswert, sodass die Stromerzeugungskosten einer solchen Anlage schon in die Nähe der Preise für Strom aus der Steckdose kommen.

Der Batteriehersteller Sonnen aus dem Allgäustädtchen Wildpoldsried hat ein besonderes Angebot für Besitzer von Solaranlagen. Wenn diese eine Sonnen-Batterie kaufen, trägt das Unternehmen die Kosten für den Strom, der noch aus dem Netz entnommen werden muss – eine lebenslange Strom-Flatrate. Die Batterien werden miteinander per Internet vernetzt, sodass untereinander ein automatischer Stromaustausch möglich ist. Vorerst sollen 2000 Batterien zu einem solchen virtuellen Kraftwerk zusammengeschlossen werden. Der Eigenverbrauch an Sonnenstrom kann so 80 Prozent erreichen.

Sonnen geht dabei natürlich nicht leer aus. Kleine Mengen des gespeicherten Stroms nutzt das Unternehmen, um kurzfristige Stromengpässe im öffentlichen Netz zu schließen. Dafür zahlen die Netzbetreiber horrende Summen, verglichen mit dem Börsenpreis.

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von Peter Vollmer

Dass die Kostenschätzung nicht unwidersprochen hingenommen wird ist klar. Der Bundesverband Erneuerbare Energie etwa bemängelt, dass die Gutachter von einem Börsenstrompreis von 2,5 Cent pro Kilowattstunde ausgegangen sind, dass die Einsparungen an Kohle und Erdgas nicht berücksichtigt worden seien und dass Netze auch ohne Energiewende hätten saniert werden müssen. Das bleibt nicht unwidersprochen. Professor Justus Haucap, der die Studie leitete, weist die Vorwürfe in einer ausführlichen Stellungnahme zurück.

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