An wenigen Orten lassen sich Wale so gut beobachten wie auf Island; und täglich fahren zahlreiche Boote mit Touristen aufs Meer, um die wilden Tiere zu beobachten. Am Sonntag aber ist in der Bucht Skjálfandi im Norden der Insel ein weltweit einzigartiges Schiff in See gestochen: Ein Ausflugsboot, das nicht nur mit Strom betrieben ist, sondern auch seinen eigenen Strom erzeugt.
Für die Premiere ließ der isländische Whale-Whatching-Anbieter North Sailing sein Segelschiff Opal mit einer speziellen Schiffsschraube umrüsten. Deren Blätter lassen sich so einstellen, dass sie sich im Wasser mitdrehen, wenn das Schiff die Segel gehisst hat und vom Wind angetrieben wird. Ein Generator im Schiffsrumpf erzeugt dann Strom, der in einen Lithium-Ionen-Akku fließt.
Mit seinem Elektromotor fährt das Ausflugsboot nahezu CO2-frei. Denn der Strom, den es im Hafen tankt, stammt vom isländischen Energieversorger Landsvirkjun, dessen Tochter Icelandic New Energy die Entwicklung des Ökoschiffs unterstützt hat. Und Landsvirkjun erzeugt seinen Strom komplett aus Wasserkraft und Erdwärme. "Der Strom im Akku reicht für zwei Walbeobachtungsfahrten im Tag", sagt Árni Sigurbjarnason, einer der Eigentümer von North Sailing.
Im hohen Norden sind Schiffe mit herkömmlichen Dieselantrieb Umweltschützern auch deshalb ein Dorn im Auge, weil sie Ruß absondern. Der schwarze Rauch legt sich auf Eis und Schnee nieder und erwärmt sich im Sonnenlicht. So beschleunigt er die Eisschmelze im Norden. Das Elektroboot dagegen ist komplett rußfrei unterwegs.
Und der Stromantrieb ist nicht nur sauberer als herkömmliche Dieselmotoren, sondern auch deutlich leiser. Dadurch kann sich das Touristenboot fast geräuschlos den Meeressäugern nähern. Davon konnte sich am Sonntag auch der isländische Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson ein Bild machen, der bei der Jungfernfahrt an Bord war.
Das Projekt könnte Vorreiter für einen umweltfreundlicheren Tourismus in der Arktis und weltweit sein. Der Schiffseigner North Sailing will die neue Technik zunächst eine Weile testen und als nächstes zu einer Expedition an die grönländische Ostküste aufbrechen. Klappt alles wie geplant, dann will North Sailing weitere Boote auf den Strombetrieb umstellen.
Und so sieht es an Bord der Opal aus: