Katars WM-Stadien Klimatisiertes Feld dank Solarstrom

Katars Weltmeisterschafts-Stadien werden mit deutscher Klima- und Solartechnik ausgestattet - sogar das Feld.

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Bei der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar werden die Zuschauer mehr Flügelläufe sehen als üblich. Und um Einwürfe werden sich die Spieler reißen. Denn an den Seitenlinien wird es deutlich kühler sein als auf dem Rest des Spielfelds.

Über die gesamte Länge verteilt gibt es unzählige Düsen, aus denen kalte Luft strömt. Dieses teilklimatisierte Spielfeld hat sich das Aachener Unternehmen Krantz TKT ausgedacht, das zum Münchner Gebäudespezialisten Caverion Deutschland gehört.

Die Zuschauer haben es noch besser. Alle Sitze sind mit raffinierten Klimaanlagen ausgestattet. Aus jeweils drei Öffnungen strömt kühle Luft, die so geführt wird, dass sie die Zuschauer einhüllt. Es wird gewissermaßen ein Mikroklima geschaffen.

Und das Makroklima soll unter dem immensen Stromverbrauch nicht leiden, denn ein Teil des Stroms wird künftig in Solarkraftwerken gewonnen. Strom aus der Sonne lohnt sich in Katar ganz besonders. Die Einstrahlung liegt in diesem Wüstenstaat bei 2075 bis 2225 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, das ist mehr als doppelt so viel wie in Mitteleuropa.

Klimatechnik aus Deutschland

Die Sonne strahlt nicht nur viel, sondern heizt Flächen auch kräftig auf. Bis zu 40 Grad könnten die Zuschauer im Sommer ausgesetzt sein. Mit der neuen Kühlung sind es rund 15 Grad weniger. Doch auch im katarischen Winter ist es noch so heiß, dass Spieler und Zuschauer die Klimatisierung zu schätzen wissen.

Das Stadion Jassim-Bin-Hamad (Foto) des Fußballvereins Al-Sadd in Doha, der Hauptstadt von Katar, ist bereits mit der Klimatechnik aus Aachen ausgestattet. Jetzt hofft Krantz TKT, auch beim Bau der übrigen Stadien für die WM mit Lüftungssystemen ins Geschäft zu kommen.

Und auch die geplante Solaranlage entsteht unter deutscher Beteiligung: Qatar Solar Technologies (QSTec) heißt das Unternehmen, das die Voraussetzungen für den Bau großer Solarkraftwerke schaffen soll. QSTec ist ein Joint-Venture zwischen der Qatar Foundation (70 Prozent), dem Bonner Unternehmen SolarWorld (29 Prozent) und der Qatar Development Bank (ein Prozent Anteil). Das Unternehmen will alle Bereiche abdecken, von der Herstellung des Rohstoffs Silizium über die Fertigung von Zellen bis hin zur Montagelinie für Solarmodule. Letztere hat bereits den Betrieb aufgenommen.

Solaranlage noch im Bau

Ehe die Entscheidung für den Bau der Solarzellenfertigung fällt, werden im Qatar Science und Technology Park unterschiedliche Zelltypen getestet. Je nach eingesetzter Technologie sind sie besser oder schlechter für den Einsatz in extrem heißen Regionen geeignet, denn der Wirkungsgrad reduziert sich mit zunehmender Temperatur. Das Testgelände hat eine Fläche von 35.000 Quadratmetern und kostete rund 20 Millionen Dollar.

Katar setzt auf die Kraft der Sonne, obwohl das Land über das weltweit größte Erdgasfeld verfügt. Außer Solarkraftwerken plant QSTec auch solarthermische Anlagen, beispielsweise Parabolrinnenspiegel, um den weiter wachsenden Bedarf an Trinkwasser durch Entsalzung von Meerwasser decken zu können. Bisher beziehen die Anlagen ihren Strom aus Erdgaskraftwerken.

Damit soll das Land auch attraktiver für Touristen und vor allem Einwanderer werden: Die Einwohnerzahl des kleinen Landes an der Ostküste der arabischen Halbinsel soll nach dem Willen des Herrscherhauses von heute rund zwei auf 2,7 Millionen Einwohner wachsen. Und das trotz der vielfach kritisierten Arbeitsverhältnisse für Ausländer. Die katarische Staatsbürgerschaft besitzen lediglich 300.000 Einheimische.



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