
Das Elektrofahrzeug, klimaschonender Retter der von Abgas-Skandal und Umweltvorschriften gebeutelten Autoindustrie. Dieses Bild scheinen - Absatzprobleme hin oder her - viele Verfechter der Ökomobile im Konkurrenzkampf mit klassischen Diesel- und Benziner-Modellen zu pflegen. Ein genauerer Blick auf die tatsächliche Ökobilanz zeigt aber: Das Ausmaß der Umweltverträglichkeit steht und fällt mit mehreren Faktoren. Nicht nur die Herkunft des Stroms ist zentral.
„Elektrofahrzeuge sind im Betrieb mit erneuerbaren Energien nahezu emissionsfrei“, heißt es beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Betonung liegt auf „erneuerbaren“ - denn falls ein E-Auto etwa mit großen Anteilen an Kohlestrom fährt, ist seine Nutzung in der Gesamtbetrachtung schon deutlich weniger sauber. Einige Ökostrom-Anbieter beliefern nach eigenen Angaben schon heute E-Auto-Ladestationen nur mit „grüner“ Elektrizität. „Wir bieten an allen unseren Ladepunkten ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen“, erklärt die RWE-Tochter Innogy. Er stamme aus Wasserkraft.
Tatsächlich besteht bei Experten kein Zweifel daran, dass Autos mit Elektromotor einen kleinen Öko-Vorteil haben. „Der Energieaufwand über den gesamten Lebenszyklus ist um das drei- bis vierfache geringer als bei fossil betriebenen Fahrzeugen“, berichtete das österreichische Umweltbundesamt in einer Studie im Sommer 2016.
Elektroautos im Kostenvergleich
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
BMW i3 | Strom | 36.150 Euro | 598 Euro | 47,8 Cent |
Mini Cooper S | Super Plus | 26.600 Euro | 542 Euro | 43,4 Cent |
Mini Cooper SD | Diesel | 28.300 Euro | 519 Euro | 41,5 Cent |
Quelle: ADAC
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Citroën C-Zero | Strom | 19.800 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Citroën C1 Vti 68 | Super | 13.900 Euro | 388 Euro | 31,0 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Ford Focus Electric | Strom | 34.900 Euro | 665 Euro | 53,2 Cent |
Ford Focus 1.5 EcoBoost | Super | 25.500 Euro | 618 Euro | 49,4 Cent |
Ford Focus 2.0 TDCi | Diesel | 28.100 Euro | 623 Euro | 49,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Hyundai IONIQ Elektro | Strom | 33.300 Euro | 587 Euro | 47,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 GDI | Super | 22.630 Euro | 562 Euro | 45,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 CRDi blue | Diesel | 24.030 Euro | 548 Euro | 43,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Kia Soul EV | Strom | 28.890 Euro | 526 Euro | 42,1 Cent |
Kia Soul 1.6 GDI | Super | 19.990 Euro | 529 Euro | 42,3 Cent |
Kia Soul 1.6 CRDi | Diesel | 23.490 Euro | 539 Euro | 43,1 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Mercedes-Benz B250e | Strom | 39.151 Euro | 713 Euro | 57,0 Cent |
Mercedes-Benz B220 4Matic | Super | 34.076 Euro | 773 Euro | 61,8 Cent |
Mercedes-Benz B220d | Diesel | 36.521 Euro | 728 Euro | 58,2 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Nissan Leaf | Strom | 34.385 Euro | 632 Euro | 50,6 Cent |
Nissan Pulsar 1.2 DIG-T | Super | 22.290 Euro | 574 Euro | 45,9 Cent |
Nissan Pulsar 1.5 dCi | Diesel | 22.690 Euro | 535 Euro | 42,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Renault Zoë | Strom | 34.700 Euro | 580 Euro | 46,4 Cent |
Renault Clio TCe 90 | Super | 16.790 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Renault Clio dCi 90 | Diesel | 20.290 Euro | 454 Euro | 36,3 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Tesla Model S 60 | Strom | 71.020 Euro | 1206 Euro | 96,5 Cent |
Mercedes-Benz CLS 400 | Super | 63.427 Euro | 1198 Euro | 95,8 Cent |
Mercedes-Benz CLS 350d | Diesel | 62.178 Euro | 1156 Euro | 92,5 Cent |
Hinweis: Da Tesla selbst keine Autos mit Diesel- oder Benzinmotor verkauft, hat der ADAC zum Vergleich den Mercedes-Benz CLS herangezogen.
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
VW e-up! | Strom | 26.900 Euro | 472 Euro | 37,8 Cent |
VW up! 1.0 | Super | 14.255 Euro | 375 Euro | 30,0 Cent |
Schon verglichen mit Hybridautos, die einen E- und Verbrennungsmotor kombinieren, würden 50 bis 70 Prozent weniger Energie verbraucht - von der Produktion über den Betrieb bis zur Entsorgung. Betrachte man die Entstehung klimaschädlicher Treibhausgase wie CO2, seien reine E-Modelle im Vergleich zu Benzinern oder Dieseln um 75 bis 90 Prozent vorn. Nicht zu unterschätzen sei zudem die Frage, wie oft Akkus getauscht werden müssen sowie das Thema Recycling.
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Beim Ressourcenverbrauch von E-Autos spiele vor allem die Fahrzeug- und Batterieproduktion eine entscheidende Rolle, heißt es in einer im Dezember veröffentlichten Studie des Berliner Verkehrsinstituts InnoZ im Auftrag von Greenpeace. Weil Batterien eine geringere Energiedichte haben, sind E-Fahrzeuge oft überdurchschnittlich schwer und damit weniger effizient. Lösungen sollen Leichtbau und Fortschritte bei den Batterien bringen. Die Autoindustrie berichtet gerade bei der Batterieforschung von erheblichen Fortschritten.
Generell warnen Branchenexperten wie Ferdinand Dudenhöffer vor vorschnellen Vergleichen der E-Technologie zu heutigen Verbrennern. „Es ist nicht richtig, ein ausgereiftes Produkt wie den Verbrennungsmotor sowie die dazugehörige Tankinfrastruktur und Raffineriestruktur mit den ersten zehn Jahren des Elektroautos zu vergleichen.“ Er fügt hinzu: „So wäre es aber, wenn wir jetzt mit Ökobilanzen Dinge darstellen, die enormes Entwicklungspotenzial haben, das wir aber noch nicht genau kennen.“
Was den Deutschen an Elektroautos besonders gefällt
Ein Drittel der Befragten freut sich besonders über die geringen Emissionen.
Die gleichmäßige Beschleunigung der Konstruktionen spricht mehr als jeden Fünften besonders an.
Weniger Kosten für die Fortbewegung Die Energiepreise finden fast ebenso viel Zuspruch wie die gleichmäßige Beschleunigung.
Von der Laufruhe sind rund 20 Prozent der Probanden besonders überzeugt.
Imageprobleme? Vielleicht. Denn das ist für nur 3 Prozent der Befragten ein besonderer Aspekt bei Elektrofahrzeugen.
Einem von hundert Befragten gefällt das Design an Elektroautos am besten.
Quelle: Statista
Ein enormes Potenzial haben E-Fahrzeuge, da ist sich die Branche einig. Nur: In den Autohäusern sind Elektrofahrzeuge bisher vor allem Ladenhüter - obwohl das Angebot der Hersteller stetig wächst. Und auch die Nachfrage nach der Kaufprämie ist weiter höchst bescheiden. Bis Ende Januar wurden in Deutschland insgesamt lediglich 10 835 Anträge auf eine Prämie gestellt, wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle am Mittwoch in Eschborn mitteilte.
Der Grünen-Politiker Oliver Krischer mahnte, neben dem Ausbau der Ladestationen sei ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien nötig, damit Elektroautos mit reinem Ökostrom fahren können. „Wenn Union und SPD die Energiewende weiter ausbremsen, wird sich auch der Erneuerbaren-Stromanteil bei E-Autos nicht groß erhöhen.“ Damit erweise die Bundesregierung nicht nur der Energiewende, sondern der gesamten „Verkehrswende“ einen „Bärendienst“.
Und Greenpeace warnt seit langem: Die staatliche Kaufprämie verhindere sogar eine „Verkehrswende“, indem sie den Kauf privater Pkw subventioniere - statt nachhaltige Mobilitätsangebote zu stärken. „Das beste E-Auto ist nicht das eigene, sondern das geteilte“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup. Die Forderung lautet also: weniger Autos vor allem in den Großstädten, dafür mehr Carsharing und ÖPNV.