Klimaschutz Wie Mosambik gegen steigende Meere kämpft

Der steigende Meeresspiegel trifft in Afrika heute schon die Ärmsten. Ein Projekt kämpft nun gegen die Flut an - mit Hilfe aus Deutschland.

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Die Flut steht sehr hoch an diesem Sommerabend in Beira, Mosambiks zweitgrößter Metropole, und als Daviz Simango das Marktviertel am Strand erreicht, baden schon Dutzende Häuser im Wasser. Der Bürgermeister ist mit einer Gruppe deutscher Entwicklungshelfer und Journalisten unterwegs, er will trommeln für sein großes Flutschutzprojekt, das Beira vor Überschwemmungen schützen soll. Plötzlich hört Simango es krachen, in einer Seitengasse springen Menschen zur Seite, und dann stürzt die Veranda eines Fischerhauses ächzend in die Wogen.

Der Bürgermeister schaut sich den Schaden an, es ist nicht das erste Haus, das dieses Jahr in die Brüche geht. "Die Wellen werden aggressiver", sagt Simango. "Das Wasser steigt und zerstört Stück für Stück unsere Küste."

Experten aus Südafrika haben Beiras Küste akribisch untersucht. Steigt das Meer um einen Meter, sind ganze Straßenzüge, die dem Ozean am stärksten ausgeliefert sind, nicht mehr zu retten. Und großen Teilen der Stadt drohen verheerende Flutschäden. Bürgermeister Simango holt seinen Blackberry aus der Tasche und tippt ein paar Zahlen ein. "16 Millionen Euro", sagt er schließlich, "das ist das ganze Budget der Stadt." Davon könnte Beira sich gerade mal einen oder zwei Kilometer Wellenbrecher leisten.

In Mosambik an der flachen Ostküste Afrikas, wo 90 Prozent der Menschen von weniger als zwei Dollar pro Tag leben, muss Flutschutz ohne teure Deiche auskommen. Wie, das will Beira mit einem Projekt im Herzen der Stadt beweisen. Dort, wo sich bisher der Rio Chiveve schlängelte, ein Fluss, der mit jeder Flut vom Meer her anschwillt, sind seit Monaten Bauarbeiter im trockenen Erdreich unterwegs.

Flutschutz ohne teure DeicheSie baggern den Rio Chiveve auf drei Kilometer Länge frei, damit das Wasser wieder abfließen kann. An der Mündung errichten sie ein Wehr aus Beton und Stahltoren, die sich schließen, sobald eine Sturmflut zu viel Wasser in den Fluss drängt. Bei Ebbe öffnen sich die Schleusen, und das gestaute Flusswasser kann ins Meer fließen. Am Ufer pflanzen Bauarbeiter Tausende Mangrovenbäume, deren Wurzeln das Erdreich vor Erosion schützen.

Knapp 16 Millionen Euro kostet das Projekt. 13 Millionen Euro davon steuert die deutsche Förderbank KfW bei. Es wird nur eines von vielen Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern sein, die die Industrieländer künftig finanzieren. Bis 2020 sollen dazu jährlich 100 Milliarden Dollar in den Green Climate Fund (GCF) fließen, einen Klimaschutz-Fonds der Vereinten Nationen. Bislang haben allerdings rund 20 Staaten nur zehn Milliarden Dollar zugesagt - und noch weniger tatsächlich eingezahlt.

Sehen Sie in unserer Videoreportage aus Mosambik, wie Beira sich für die steigenden Meere rüstet! Mehr Hintergrund zum Meeresspiegel in der großen WirtschaftsWoche-Multimedia-Geschichte. Aufmacher-Foto: Daviz Simango an der Küste von Beira. 

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