Kraftwerk auf Rädern Stoßdämpfer sollen Strom für E-Autos erzeugen

Stoßdämpfer müssen eine Menge aushalten - diese Energie will sich ein deutscher Entwickler zunutze machen.

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Vor allem auf holprigen Straßen hüpft ein Auto ständig auf und ab. Stoßdämpfer fangen die Rüttelei teilweise ab, mit beweglichen Teilen, die durch Federn oder Flüssigkeiten gebremst werden. Dabei wird eine Menge Energie frei - die eigentlich wieder zurück in den Antrieb fließen könnte.

German Gresser von der Würzburger Intertronic Gresser GmbH will genau das machen: Er schlägt vor, am beweglichen Teil des Stoßdämpfers einen Magneten zu befestigen, der in einer Spule auf und nieder hüpft. Bei jeder Bewegung erzeugt diese Anordnung Strom. Und zwar einen Wechselstrom, der aber elektronisch in Gleichstrom verwandelt und in die Bordbatterien geleitet werden kann - oder direkt in die Antriebsmotoren eines Elektroautos fließt.

Mit diesen Kraftwerken an Bord könne ein zwei Tonnen schwerer Elektro-Pkw bis zu 1000 Kilometer fahren, ehe die Bordbatterien aufgeladen werden müssen, haben Gressers Berechnungen ergeben. Bei einem Fahrzeug, das pro 100 Kilometer 20 Kilowattstunden verbraucht und eine Batteriekapazität von 60 Kilowattstunden hat, könnte der zusätzliche Strom aus der Federung die Reichweite von 300 auf 500 Kilometer erhöhen, so eine andere Rechnung Gressers.

Technische Herausforderungen sind enorm

Ob diese Traum-Reichweiten tatsächlich zu schaffen sind sei dahingestellt. Prinzipiell könnte das System jedoch funktionieren. Die Umsetzung ist allerdings eine hohe technische Herausforderung. Die elektromagnetischen Felder der Spule und des Dauermagneten arbeiten gegeneinander, wirken also selbst schon als Stoßdämpfer. Ihre Kraft nimmt mit ihrer Relativbewegung zueinander zu.

Es müsste also zusätzlich eine elektronische Regelung für die Hydraulik geben, damit die beiden Systeme in bestimmten Fällen nicht so stark dämpfen, dass der Komfort massiv leidet. Bei vielen Millionen Bewegungen könnte es an den komplexen Systemen schnell zu Schäden kommen.

Gresser präsentierte seine Idee kürzlich auf der "E-mobility Reinvented", einer Kongressmesse für Elektromobilität in Berlin. Mit der Zusatzstromversorgung könne man auf extremen Leichtbau verzichten und damit die Sicherheit der Fahrzeuginsassen erhöhen, so seine Argumentation. Denn das System erzeuge umso mehr Strom, je schwerer das Fahrzeug ist. Angesichts der kostenlosen Produktion von Zusatzstrom sei das Fahrzeuggewicht nicht mehr so relevant. Je nach dem Zustand der Straße könnten die Lineargeneratoren pro 100 Kilometer bis zu 18,6 Kilowattstunden erzeugen, so Gresser.

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