Elon Musk gilt unter Technikenthusiasten als der neue Steve Jobs. Denn was dem Apple-Gründer mit dem Smartphone und Tablet gelang, will Musk mit Elektroautos schaffen.
Sie sollen massentauglich werden und Benzin und Diesel in den Tanks ablösen. Musks Antrieb: "Für mich geht es nicht darum, Geld zu verdienen, sondern die Probleme der Menschheit zu lösen" – etwa indem er sie aus der Abhängigkeit vom immer knapper und teurer werdenden Erdöl befreit.
Um sein Ziel zu erreichen, plant Musk die wohl größte Batteriefabrik der Welt. Die Massenfertigung soll Akkus so billig machen, dass Stromer bezahlbar wie Benziner werden.
Doch Musk könnte die Menschheit von der einen in die nächste Abhängigkeit stürzen. Denn wenn die Riesenfabrik 2017 ihren Dienst aufnimmt, wird sie 20 Prozent des weltweit geförderten Lithiums verbrauchen. Ohne das Metall geht in modernen Akkus nichts. Deshalb ist es auch für Handys, Computer und in Speichern für Solar- und Windstrom unersetzlich.
Lithium könnte ab 2020 knapp werdenWeil die Nachfrage immer weiter steigt, alarmierte kürzlich der Akkuexperte Sam Jaffe von der US-Beratung Navigant Research, „könnte die Versorgung mit Lithium schon 2020 knapp werden“. Auch andere Fachleute warnen vor einer Lithiumlücke. Zwar ist der Rohstoff eines der häufigsten Elemente auf der Welt. Doch er kommt nur in geringen Konzentrationen in Salzen und Steinen vor. Seine Förderung ist meist aufwendig. Wie aufwendig, zeigt ein Blick nach Bolivien.
Dort, inmitten der Einöde der Anden in einer Höhe von 3700 Metern, liegt das größte bekannte Lithiumreservoir der Welt. Mehr als fünf Millionen Tonnen des Metalls enthält der Salzsee Salar de Uyuni, der halb so groß wie Hessen ist. Rund die Hälfte der global bekannten Vorkommen liegen hier. Um das Lithium zu fördern, legen die Arbeiter große Becken an, die die gleißende Sonne nach mehreren Monaten austrocknet. Übrig bleiben Salz und eine dickflüssige Brühe, die in einem Chemiewerk unter Zugabe von Soda zu Lithiumkarbonat wird, dem Grundstoff für die Akkus.
Lithium ist "Öl der Zukunft"Bolivien sieht sich dank des weißen Schatzes schon als neues Saudi-Arabien. Volkswagen-Manager nennen Lithium das „Öl der Zukunft“. Bisher fördert Bolivien aber keine nennenswerten Mengen, weil Straßen und Chemiewerke fehlen und die klimatischen Bedingungen widrig sind. Im benachbarten Chile, dem größten Lithiumförderer der Welt, liegt der Salzsee tiefer, es ist trockener, und das Wasser verdunstet leichter. Trotzdem: Boomen künftig E-Autos, werden die bisher geförderten Mengen kaum ausreichen.
Damit 90 Prozent der Autos weltweit elektrisch fahren können, sind einer Studie des Bundesumweltministeriums zufolge450 000 Tonnen Lithium pro Jahr nötig. Dafür muss sich die Förderung alle vier Jahre verdoppeln. Derzeit wächst aber die Nachfrage laut der Schweizer Bank Credit Suisse um 25 Prozent schneller, als neue Vorkommen erschlossen werden.
Die Folge ist ein starker Preisanstieg. Recycling wäre eine Gegenstrategie: 90 Prozent des Lithiums aus Akkus lässt sich wiedergewinnen. Zur Not bleibt das Meer als riesige Lithiumquelle. Aber um Material für einen Tesla-Akku zu gewinnen, müssten die Produzenten mehrere Millionen Liter Wasser verdunsten lassen.
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Der Beitrag stammt aus der aktuellen Wirtschaftswoche-Beilage Green Economy "Rohstoffe ohne Raubbau", die hier bestellt werden kann.