Menschengemachte Wasserknappheit Ein Drittel aller chinesischen Gewässer verseucht

In China sind die Gewässer verschmutzt, die Wasserknappheit wird zum Problem.

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Ein Drittel des Wassers in Seen und Flüssen ist in China nicht mehr für die menschliche Nutzung geeignet. Das hat eine Studie der Nichtregierungsorganisation The Nature Conservancy ergeben. In dem Bericht untersuchte ein internationales Team von Wissenschaftlern die Wassereinzugsgebiete in 30 Städten in China. Darunter in den Millionenmetropolen Beijing, Shanghai und Guangzhou. Knapp drei Viertel des Wassers waren massiv verunreinigt.

Wasserknappheit ist seit jeher ein Problem in China. Während rund 20 Prozent der Weltbevölkerung in dem Land leben, hat es nur 7 Prozent der Frischwasservorräte. Da bleibt für Verschwendung eigentlich nicht viel übrig. "Die Verschmutzung der sowieso schon knappen Wasservorräte in China hat sich aber durch die gewachsene industrielle und landwirtschaftliche Produktion noch verstärkt", sagt Andrea Erickson von The Nature Conservancy.

Die Erkenntnisse zur Verschmutzung an sich sind nicht neu. Immer wieder sind Studien zu demselben Ergebnis gekommen. Bisher haben sie aber vor allem die Industrie für die Verschmutzung verantwortlich gemacht. The Nature Conservancy sieht die Ursache hauptsächlich in der Landwirtschaft. Ebenso hatte die chinesische Regierung in den vergangenen Jahren mehrfach von Erfolgen im Kampf gegen die Wasserverschmutzung berichtet. Doch diese scheint es nicht zu geben.

Um den Trend zu stoppen, müssten laut der NGO die eingesetzten Mittel in der Landwirtschaft modernisiert werden. Eine konkrete Forderung ist die Schaffung von kleinen bis mittelgroßen Wassereinzugsgebieten, in denen die Regierung gezielt Naturschutz-Maßnahmen wie Aufforstung umsetzt. Finanziert werden könnten die Maßnahmen durch die Einsparungen auf Seiten der Wasseraufbereitung, so die Studie. Auf einer Fläche von 1,4 Millionen Hektar könnte so für 150 Millionen Menschen eine saubere Wasserversorgung garantiert werden.

China kann Reformen gegen Wasserknappheit schnell umsetzenDass China Maßnahmen in dieser Größe umsetzen kann, zeigt ein Umweltprogramm in der Nähe der Hauptstadt Beijing. Dort hat die Regierung Bauern bezahlt, um vom wasserintensiven Reisanbau auf Getreide umzustellen. Innerhalb von vier Jahren haben sich fast alle Bauern darauf eingelassen.

Dass Chinas Wasserpolitik nicht nur eine nationale Herausforderung ist, zeigt aktuell die Wasserknappheit in West- und Südostasien. China hat zwar nicht viel Wasser, muss dieses aber auch mit seinen Nachbarn teilen. Dabei sorgt Chinas Damm-Politik immer wieder für diplomatische Verstimmungen. Dabei geht es vor allem um den Brahmaputra, der von China nach Indien und Bangladesch fließt und von dessen Wasser Millionen von Menschen abhängig sind. Zudem kommen der Mekong und seine Zuflüsse, die gleich sechs Länder mit Wasser versorgen, aus China. Mit keinem der betroffenen Nachbarländer gibt es allerdings Verträge darüber.

China hat in den vergangenen Jahren an beiden Flüssen am Oberlauf zahlreiche Dämme gebaut. Darunter in Zangmu am Brahmaputra das höchstgelegene Kraftwerk der Welt sowie den sogenannten Tibetischen Drei-Schluchten-Damm. 25.000 größere Dämme soll es mittlerweile in China geben. Um den aktuell dürstenden Staaten am Mekong zu helfen, öffnete China zwar jüngst mehrere Staudämme. Der indische Wasserexperte Brahma Chellaney sieht die Entwicklung allerdings kritisch: "In dem ressourcenarmen Asien ist ein geopolitischer Wettkampf um Wasser ausgebrochen", so der Experte.

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