Mobilität Fahrzeug-Designer entwickelt das 0,5-Liter-Auto

Ein Braunschweiger Designer hat ein Auto konzipiert, das so wenig Sprit schluckt wie kein anderes: Dank Karbon-Gehäuse - und einem ganz besonderen Trick.

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Mal angenommen, Sie würden tausend Kilometer mit dem Auto fahren - und dabei nur fünf Liter Sprit verbrauchen. Dann würde eine Fahrt von Flensburg nach Garmisch gerade mal acht Euro kosten. Zugegeben: Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

Andreas Blazunaj ist trotzdem überzeugt, dass eine solche Billig-Spritztour durch ganz Deutschland möglich ist. Der 32-jährige Designer hat für seine Diplomarbeit an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig ein völlig neues Auto entwickelt. Das selbst gesteckte Ziel: Ein Fahrzeug zu bauen, das so wenig Kraftstoff schluckt wie irgend möglich.

Herausgekommen ist die Konzeptstudie "Aerrow": ein Einsitzer, flach wie eine Flunder und spitz wie ein Pfeil. Der futuristische Rennwagen existiert zwar nur in Computermodellen. Aber Blazunaj ist überzeugt: Würde man ihn bauen, dann wäre er das erste 0,5-Liter-Auto der Welt.

Es wäre ein sagenhaft effizientes Fortbewegungsmittel. Denn im Schnitt verbrauchen Autos in Deutschland mehr als sieben Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern. Und sogar die Bahn, die als eines der grünsten Verkehrsmittel gilt, schluckt im Fernverkehr umgerechnet 2,3 Liter pro Passagier.

Der Aerrow wäre also das erste Auto, das fünf Mal sparsamer als die Bahn unterwegs ist. Möglich machen soll das vor allem sein windschlüpfiges Design: Von vorne betrachtet, bietet das Pfeilauto dem Wind 0,68 Quadratmeter Angriffsfläche - auch Stirnfläche genannt. Beim VW Golf sind es 2,19 Quadratmeter.

Auch sonst gibt es an heutigen Autos vieles zu verbessern, findet Blazunaj. "Das Auto, wie wir es kennen", sagt er, "ist eines der unökonomischsten Fahrzeuge überhaupt."

Etwa in puncto Gewicht: Herkömmliche Autos, etwa ein VW Passat, wiegen 1,5 Tonnen und mehr - ein Vielfaches des Gewichts seiner Passagiere. Blazunaj dagegen hat seinem Einsitzer auf dem Computer ein Gehäuse aus besonders leichten Karbon-Bauteilen verpasst. Dadurch würde der Aerrow nur 500 Kilogramm wiegen.

Das Auto hat nur zwei Räder, kippt aber nicht umZwar passt in das Pfeilauto nur eine Person. Dennoch glaubt Blazunaj, dass es Bedarf für ein solches Modell gibt: "Bei 90 Prozent aller Fahrten zur Arbeit sitzt nur eine Person im Auto", sagt der Designer. Und viele davon in Limousinen und SUVs, die die Straßen und Parkplätze verstopfen.

Der Aerrow hingegen bräuchte dank seiner schlanken Linie - er ist gerade mal 1,1 Meter breit - nur halb so viel Stellfläche wie andere Autos, soll sich aber so komfortabel fahren wie ein Sportwagen.

Der Trick: Blazunaj hat seinen Wagen nur mit zwei Rädern ausgestattet - das macht ihn schlank und verringert obendrein die Reibung auf dem Asphalt. Mehr als 250 Kilometer pro Stunde soll der Aerrow dadurch erreichen.

Damit das Auto trotzdem aufrecht bleibt und nicht umfällt, führt es seinen eigenen Stabilisator an Bord. Gemeint sind nicht etwa Stützräder, sondern ein so genanntes Gyroskop - ein Gerät, in dem sich ein Kreisel in hohem Tempo um die eigene Achse dreht, angetrieben von einem Elektromotor.

Wer schon einmal einen Kreisel angestubst hat, weiß: Die Spitze kehrt sofort wieder in ihre Ausgangslage zurück. Physiker sprechen vom gyroskopischen Effekt. Ist das Gyroskop groß genug, kann es auch ein ganzes Auto aufrecht halten.

Dass das funktioniert, hat bereits der russische Adelige Pjotr Schilowskij im Jahr 1913 mit einen sich selbst stabilisierenden Motorrad bewiesen. Auch das kalifornische Startup Lit Motors setzt Gyroskope in seinem Kabinenroller C-1 ein, der ab dem kommenden Jahr erhältlich sein soll.

Blazunajs Idee bleibt hingegen bis auf Weiteres ein Konzept. Immerhin: Sein Diplomarbeits-Betreuer arbeitet bei VW - und ist dem Vernehmen nach angetan vom Spar-Auto. Und der Autokonzern hat erst vor wenigen Monaten selbst ein 1-Liter-Auto vorgestellt.

Blazunaj hat nun erst einmal Bewerbungen verschickt. Mit dem Diplom in der Tasche, will er als Designer bei einem Autokonzern anheuern - und dort die Autos von morgen entwickeln.

So sieht das 0,5-Liter-Auto aus:

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