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Nachgefragt Was bedeutet Nachhaltigkeit für Coca-Cola, Herr Kleinert?

Was bewegt die deutschen Nachhaltigkeitsmanager? Heute antwortet Uwe Kleinert von Coca-Cola.

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In regelmäßigen Abständen befragt WiWo Green die wichtigsten Nachhaltigkeitsmanager der deutschen Wirtschaft zu ihren Zielen. Den heutigen Fragebogen hat Uwe Kleinert ausgefüllt. Er leitet seit 2007 den Bereich Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit bei Coca-Cola Deutschland und ist für die Durchführung der internationalen Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens in Deutschland verantwortlich. 

Bitte formulieren Sie in einem Tweet von 140 Zeichen, was Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen bedeutet.

Mit unserem Handeln Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen und einen positiven Beitrag für die Entwicklung der Gesellschaft leisten.

Wie viele Mitarbeiter kümmern sich um das Thema – oder sind Sie Einzelkämpfer?

Im Idealfall alle, also die über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Coca-Cola in Deutschland, egal ob Sie im Management, in der Produktion, Verkäufer oder LKW-Fahrer sind. Wir haben eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die alle Bereiche des Unternehmens umfasst und die Mitarbeit aller erfordert. Nur so können wir unsere Ziele erreichen. Deshalb haben wir bei der Implementierung der Nachhaltigkeitsstrategie einen Schwerpunkt auf die interne Kommunikation gelegt, um alle Mitarbeiter mitzunehmen.

Zugleich wollten wir die kreative Energie unserer Mitarbeiter nutzen und haben eine Nachhaltigkeitsakademie entwickelt, in der die Mitarbeiter nicht nur die Hintergründe, Schwerpunkte und Ziele unserer Nachhaltigkeitsstrategie kennen lernen, sondern auch Ideen entwickeln und überlegen, wie sie an ihrem eigenen Arbeitsplatz konkret zur Erreichung der Ziele beitragen können. Die Vorschläge werden dann von den Mitarbeitern bewertet, gewichtet, weiterentwickelt und in die Businesspläne der Abteilungen integriert.

Nennen Sie kurz die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsziele Ihres Unternehmens.

Der sorgsame Umgang mit der Ressource Wasser ist ein Schwerpunkt unserer Umweltstrategie. Wir möchten das wassereffizienteste Unternehmen unserer Branche werden und bis 2020 in der eigenen Produktion wasserneutral arbeiten. Wir wollen an unseren rund 60 Standorten ein begehrter Arbeitgeber sein, der Vielfalt schätzt und seinen Mitarbeitern gute Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Und wir möchten mit einem breiten Portfolio alkoholfreier Getränke und der Förderung von Sport und Bewegung im Alltag zu einem gesunden und aktiven Leben unserer Verbraucher beitragen.

Auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 – wie gut setzen Sie diese Ziele schon um?

Ich sehe uns bei einer Zwei. Wir haben einen umfassenden Nachhaltigkeitsansatz mit klaren Zielen, wobei wir viele Zwischenziele erreicht oder sogar übererfüllt haben. In einigen Bereichen setzen wir Maßstäbe. Zum Beispiel beim Einsatz von Kunststoffverpackungen, die zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, oder beim sorgsamen Umgang mit Wasser. Mit unserem Programm „Mission Olympic“ für Bewegungsförderung haben wir eines der derzeit größten nationalen Breitensportprogramme in Deutschland initiiert.

Allerdings gibt es auch einige Bereiche, in denen wir noch besser werden müssen. So hat es uns einige Anstrengungen gekostet, den Anteil von recyceltem Kunststoff in unseren PET-Flaschen zu erhöhen. Es ist nämlich gar nicht so leicht, auf dem Markt an das Material in einer Qualität zu kommen, wie wir es als Lebensmittelhersteller brauchen. Aber 2013 werden wir hier unser Ziel erreichen. Grundsätzlich ist Nachhaltigkeit für uns ein Prozess permanenter Verbesserung.

Auf welches Projekt in dem Feld sind Sie stolz?

Hier möchte ich gern zwei nennen: Mit der bereits erwähnten Nachhaltigkeitsakademie und dem begleitenden Prozess Operational Exellence ist es uns gelungen, die Motivation unserer Mitarbeiter für ihren individuellen Beitrag zu fördern und ihre Kreativität für neue Ansätze zur Verbesserung unserer Nachhaltigkeitsperformance zu nutzen.

Bei unserem gesellschaftlichen Engagement haben wir mit „Mission Olympic – Gesucht: Deutschlands aktivste Stadt“ gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund eine bundesweite Initiative für Breitensport und Bewegung im Alltag ins Leben gerufen, die in dieser Dimension in Deutschland ihresgleichen sucht. Seit Beginn 2007 hat jede dritte Großstadt und jede vierte mittelgroße Stadt schon einmal bei Mission Olympic mitgemacht, 1,8 Millionen Menschen haben bei den Finalevents aktiv Sport getrieben und vielfältige Anregungen gefunden, wie sie leicht und mit Spaß mehr Bewegung in ihren Alltag integrieren können.

Wie stellen Sie überhaupt fest, wie nachhaltig ihr Unternehmen ist?

Wir haben für alle sieben Nachhaltigkeitsfelder, die wir in unserer Strategie definiert haben, Ziele bis 2020 und Zwischenziele auf dem Weg dahin festgelegt. Sie leiten sich ab aus einer klaren Analyse unseres ökologischen und sozialen Fußabdrucks. Für die Ziele sind Key Performance Indikatoren (KPI) definiert, die wir regelmäßig messen. In unserem jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht informieren wir auch alle interessierten Stakeholder und Verbraucher über unsere Ziele, Leistungen und Herausforderungen. Die kritische Selbstreflexion, der regelmäßige Dialog mit unseren Stakeholdern und die Beteiligung an Wettbewerben geben uns darüber hinaus eine zusätzliche Einschätzung, wo wir stehen und wie wir gesehen werden.

“Go green to get gold” – wie viel Geld spart Ihr Unternehmen, indem es nachhaltiger arbeitet?

Sicher gibt es Bereiche, in denen wir Geld sparen, etwa durch einen geringeren Energie- oder Wasserverbrauch. Auf der anderen Seite investieren wir auch immer wieder in nachhaltige Lösungen. Eine solche rein finanzielle Betrachtung entspricht aber nicht unserem Verständnis von der Implementierung des Nachhaltigkeitsprinzip im Kerngeschäft. Vielmehr gilt es bei jeder Entscheidung auch Nachhaltigkeitskriterien hinzuzuziehen, deshalb sind Nachhaltigkeit und sonstiges Geschäft nicht zu trennen. Uns geht es um einen gesamthaften Ansatz von Verantwortung für die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft mit allem was wir tun. Das kann sowohl zu zusätzlichen Kosten als auch zu Einsparungen führen. Letztendlich geht es darum, über einen integrierten Ansatz langfristig ein stabiles ökologisches und soziales Umfeld zu sichern und einen positiven Beitrag für die Entwicklung unserer Gesellschaft zu leisten. Denn dadurch konnte Coca-Cola bereits 127 Jahre erfolgreich sein, so wollen und werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.

Wo sehen Sie ein Geschäftsmodell für Nachhaltigkeit, das über kurzfristige Kostenersparnisse hinausgeht?

Nachhaltigkeit ist, wie gesagt, für uns kein Kostenersparnisprogramm, sondern eine strategische Ausrichtung unserer Firma für die langfristig positive Entwicklung unserer Gesellschaft und unseres Geschäfts.

Was tun sie, um Lieferketten nachhaltig zu gestalten?

Lieferant von Coca-Cola kann nur werden, wer sich zu unseren Richtlinien für Lieferanten mit ihren ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsstandards bekennt. Auch die Lieferanten der Lieferanten müssen sich auf diese Standards verpflichten. Wir kontrollieren unsere Lieferanten auf die Einhaltung dieser Standards und helfen bei Bedarf. Vor allem aber arbeiten wir mit unseren Lieferanten gemeinsam an nachhaltigeren Lösungen, denn allein könnten wir unsere Ziele nicht erreichen.

Was ist das größte Hindernis für die Umsetzung von Nachhaltigkeit?

Das vielleicht größte Hindernis wäre für mich der Glaube, dass Nachhaltigkeit nur von einem Bereich verantwortet oder sich nur auf einige nachhaltige Produkte beziehen würde. Denn damit wäre Nachhaltigkeit nicht im Kerngeschäft integriert, sondern ein Seitenzweig. Aber dieses Hindernis hatten wir nie, für uns war und ist Nachhaltigkeit ein Managementprinzip, dass sich durch alle Bereiche der Organisation ziehen muss – egal, um wen es geht und egal, um welches Produkt es geht. Denn nur mit einem gesamthaften Verständnis von Nachhaltigkeit und Verantwortung, das alle Bereiche des Unternehmens, das sich aber auch alle anderen Anspruchsgruppen der Gesellschaft für ihr eigenes Tun zu eigen machen, können wir die Herausforderungen unserer Gesellschaft lösen. Ein weiteres Hindernis ist sicher, dass sich Erfolge eher langfristig bemessen. Doch auch das ist für ein Unternehmen mit einer langfristigen Geschäftsstrategie kein wirkliches Hindernis.

Koppelt Ihr Unternehmen das Gehalt der Führungskräfte an das Erreichen grüner Ziele?

Das Gehalt unserer Führungskräfte ist abhängig von der Erreichung persönlicher Zielvereinbarungen, die auch Nachhaltigkeitsziele beinhalten.

Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?

Meist bin ich mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs, zum Beispiel beim täglichen Weg zur Arbeit. So reicht unserer vierköpfigen Familie ein Kleinwagen mit einem 1,4 Liter Motor, mit dem wir pro Jahr keine 10.000 Kilometer zurücklegen. Es sind aber auch die kleinen Dinge: nicht immer gleich die neueste Mode kaufen und alles andere wegwerfen, Müll trennen oder ein Gründach auf dem eigenen Haus. Vor allem aber haben wir auch unsere zwei Kinder in diesem Sinne erzogen.

Bisher haben in der WiWo-Green-Serie zum Thema Nachhaltigkeit geantwortet:

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