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Neue Apple-Zentrale Ein grünes Ufo für Cupertino

Apples neue Firmenzentrale im kalifornischen Cupertino war lange umstritten - überzeugend sind allerdings die grünen Features. Wir stellen sie vor.

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Dass der US-Technikriese Apple seine neue Konzernzentrale im kalifornischen Cupertino bauen darf, ist schon seit einigen Wochen bekannt. In den Berichten über das Projekt ging aber völlig unter, dass der Neubau einer der nachhaltigsten Bürokomplexe der USA werden wird. Nach zwei Jahren intensiver Planung hatte der Stadtrat von Cupertino Mitte Oktober für das Bauprojekt gestimmt, das spätestens 2016 fertiggestellt werden soll. Auf  260.000 Quadratmetern arbeiten dann bis zu 13.000 Mitarbeiter. Apple-CEO Tim Cook twitterte den Erfolg sofort:

Die Idee zum Projekt stammt noch vom ehemaligen Firmengründer Steve Jobs. Bereits im Juni 2011 präsentierte er der städtischen Gemeindevertretung sein Gebäudekonzept.  Das Projekt sei "spektakulär futuristisch“, hieß es in einer Erklärung der Stadtabgeordneten. Manche fühlten sich bei dem Entwurf an ein Ufo erinnert.

Inzwischen hat Apple zahlreiche Bilder und Modelle des Projekts veröffentlicht, das unter dem Namen „Campus 2“ realisiert werden soll. Der Stadtrat von Cupertino zeigte sich vor allem von der umweltpolitischen Ausrichtung der Anlage überzeugt: Der neue Campus soll zu 100 Prozent durch nachhaltige Energieträger versorgt werden. Zudem sollen Rad- und Fußgängerwege rund um das Gebäude das Verkehrsnetz entlasten. Und das sind nur einige der grünen Features, die die neue Apple-Zentrale auszeichnen:

 1. Ein Wald für das Ufo:Rund 7.000 Bäume will Apple nach eigenen Angaben rund um das neue Hauptquartier pflanzen. „Wenn der neue Campus fertig ist, sollen 80 Prozent der Anlage begrünt sein“, sagte Lisa Jackson, Umwelt-Chefin bei Apple. Das ist eine Fläche, so groß wie 56 Fußballfelder. „Wir nutzen außerdem das hervorragende Klima dieser Gegend als natürliche Belüftung.“ Dadurch sei es möglich, neun Monate des Jahres ohne Heizen oder Kühlen auszukommen.

2. Erneuerbare Energien:Damit das Hauptquartier zum Großteil mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann, werden 65.000 Quadratmeter Solarpaneele auf dem Dach des Gebäudes angebracht. Diese haben eine Leistung von fast acht Megawatt - und produzieren damit so viel Strom, dass 18.000 Haushalte mit Energie versorgt werden könnten. Wenn einmal nicht die Sonne scheint, liefern Brennstoffzellen die Energie und notfalls auch das Stromnetz. Auch hier setzt Apple auf Grünstrom.

3. Nullenergiehaus:

Mit seinem eigenwilligen Donut-Design erzeugt das Hauptquartier genau so viel Energie, wie es verbraucht. Das Raumschiff ist also ein Nullenergiehaus, das seinen gesamten externen Energiebezug durch die eigene Energieproduktion ausgleicht. Dafür wird Solarenergie um die Mittagszeit auch in das öffentliche Stromnetz eingespeist, das bei bedecktem Himmel oder nachts einspringt. Durch sein ausgeklügeltes Heiz- und Kühlsystem verbraucht der Campus außerdem 30 Prozent weniger Energie als vergleichbare Anlagen.

4. WasserspeicherIm Rahmen seiner Umwelt-Initiative bepflanzt Apple nicht nur das Gelände, sondern reduziert gleichzeitig die Anzahl wasserundurchlässiger Flächen. So werden rund 10.000 der geplanten Parkplätze unterirdisch angelegt, sodass mehr wasserabsorbierende Flächen übrig bleiben. Gleichzeitig wird das gebrauchte Wasser teilweise wiederverwertet. Damit sinkt der Wasserkonsum im Vergleich mit Gebäuden im Rest des Silicon Valley um 30 Prozent.

5. Müll-VerwertungBereits jetzt verwertet Apple rund 78 Prozent des Mülls, der in der aktuellen Zentrale entsteht, wieder. Auch der Bauschutt, der im Zuge des Neubaus anfällt, soll den Plänen zufolge recycelt werden. Damit wäre eine neue Stufe der Wiederverwertung erreicht, die über das Recycling von Hausmüll und den Nutzen von Kompostierung weit hinausgeht.

6. Pendler:

Als Teil seines Verkehrsplans will Apple separate Fahrradstraßen bauen, die um den Campus herumführen und sich farblich klar von den Autowegen abgrenzen. Damit will das Unternehmen alle Mitarbeiter, die im Umkreis von 15 Minuten um den Campus herum wohnen, zum Fahrradfahren motivieren. Zudem sollen 300 Ladestationen für Autos mit Elektro-Motoren gebaut werden.

Im Vorfeld äußerte der Stadtrat Kritik, dass der Highway in Richtung der neuen Zentrale unter der Last neuer Mitarbeiter und Besucher kollabieren würde. Bereits jetzt sei die Strecke, die den Campus umgibt, ein Nadelöhr. Apple verspricht Abhilfe: Ein Drittel der Belegschaft, also rund 5000 Mitarbeiter, sollen in Zukunft mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit erscheinen.

Auch Apple ist nicht vor Kritik gefeitTrotz guter Umweltbilanz und dem Zuspruch der städtischen Gemeindevertretung ist die Begeisterung für das Apple-Ufo nicht grenzenlos. Bereits vor zwei Jahren äußerte einer der bekanntesten US-Architektur-Experten Kritik an dem Bauvorhaben. „Das ist ein fürchterlich altmodisches Design mit Stilelementen aus den 60er- und 70er-Jahren“, schrieb Christopher Hawthorne damals in der Los Angeles Times. Und das, obwohl der Entwurf von Star-Architekt Norman Foster stammt, der unter anderem die deutsche Reichstagskuppel entworfen hat.

Zudem wird das Gebäude um einiges teurer als erwartet. Die Kosten, schreibt das Wirtschaftsblatt Bloomberg Businessweek, seien seit der ersten Planung von drei Milliarden Dollar auf fünf Milliarden Dollar gestiegen. Damit wäre das Gebäude sogar teurer als der Ersatzbau des World-Trade-Centers "One World Trade Center" in New York, der im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Pro Quadratmeter Bürofläche verschlingt der Apple-Bau fast 14.000 Euro - drei Mal so viel, wie üblicherweise für teure Bürotürme in der Downtown-Lage großer US-Städte anfällt.

Grund für die hohen Kosten sind die extravaganten Wünsche des inzwischen verstorbenen Steve Jobs. So gibt es in dem Gebäude, das mit sechs Quadratkilometern Glasfläche ausgestattet ist, keine einzige gerade durchsichtige Fläche. Der deutsche Hersteller Seele, der das Glas liefert, hat dafür extra seine Produktionskapazitäten ausgebaut.

Mehr Informationen zum Beschluss und dem Bauprojekt, zeigt folgendes Video, in dem ein Apple-Vertreter die Pläne erklärt:

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